3 months ago

Kiews harte Suche nach Jets: Ukraine kassiert neuen Kampfflugzeug-Rückschlag



Die Ukraine braucht für eine erfolgreiche Verteidigung gegen die russische Aggression die Lufthoheit. Das geht nur mit vielen Kampfjets. Doch Kiews Anstrengungen sind seit langer Zeit von Rückschlägen geprägt. Einen weiteren davon gibt es nun aus Polen - vorerst.

Mit dem Einsatz von ersten F-16-Kampfjets nutzt die Ukraine seit einigen Wochen erstmals westliche Kampfflugzeuge, um sich gegen russische Attacken zu wehren. Bei der jüngsten Abwehr von schweren Raketenangriffen sollen die F-16 laut Präsident Wolodymyr Selenskyj mitgeholfen haben. Kiew erhofft sich, seine Kampfjet-Bestände in Zukunft weiter zu erhöhen. Das Land wird weitere F-16 erhalten, auch Mirage 2000-5 aus Frankreich werden angeblich geliefert. Auf eine Bitte an Polen nach weiteren sowjetischen MiG-Jets reagiert Warschau zum jetzigen Zeitpunkt allerdings ablehnend.

Laut dem polnischen Medium Wiadomosci sagte Selenskyj in dieser Woche, dass die Aufmerksamkeit der polnischen Regierung für die Verteidigungsbedürfnisse Kiews derzeit etwas nachgelassen habe. "Wir brauchen eure MiG-Flugzeuge dringend", so der ukrainische Präsident bei einer Pressekonferenz. Er habe das Thema gegenüber Präsident Andrzej Duda und Premierminister Tusk angesprochen, "aber leider gibt es bislang keine positive Entscheidung".

MiG-Übergabe wohl frühestens 2026

Der polnische Verteidigungsminister Kosiniak-Kamysz sagte laut Wiadomosci, er könne die Bitte Selenskyjs verstehen. "Ich weiß, dass die Ukraine viele Waffentypen braucht, aber unsere ukrainischen Partner müssen auch verstehen, dass der polnische Staat seine Fähigkeiten bewahren muss. Und das hat Priorität für mich." In Bezug auf eine mögliche Übergabe von MiG-29 sagte Kosiniak-Kamysz, dass solche Entscheidungen erst getroffen werden könnten, wenn die polnische Luftwaffe mit neuen Flugzeugen verstärkt worden sei.

Der Verteidigungsminister erwähnte die bei den USA bestellten F-35-Kampfflugzeuge, von denen das erste am Mittwoch an die polnischen Streitkräfte übergeben wird - allerdings zu Ausbildungszwecken von Piloten in den USA. Die ersten F-35 sollen erst 2026 in Polen eintreffen. Eine Übergabe von MiG-29 an die Ukraine wäre damit wohl auch erst dann möglich.

Die Ukraine könnte MiG-Flugzeuge jedoch zum jetzigen Zeitpunkt gut gebrauchen, da die westliche Unterstützung mit F-16-Kampfjets vor allem aufgrund der langwierigen Ausbildung von Personal lahmt und die sowjetischen Flugzeuge schnell einsatzbereit wären. In diesem Jahr wird Kiew laut Medienberichten wohl nur rund 20 F-16 in die Luft bekommen. Für eine effektive Luftverteidigung braucht es nach ukrainischen Angaben die vier- bis sechsfache Menge.

Laut World Air Forces Report 2024 besitzt die Ukraine derzeit knapp 100 Kampfflugzeuge sowjetischen Typs, darunter rund 40 MiG-29. Polen hatte Kiew bereits letztes Jahr MiG-29-Jets geliefert.

Die Ukraine musste über eineinhalb Jahre warten, bis sie F-16-Jets erstmals einsetzen konnte. Die Ukraine musste über eineinhalb Jahre warten, bis sie F-16-Jets erstmals einsetzen konnte.

Die Ukraine musste über eineinhalb Jahre warten, bis sie F-16-Jets erstmals einsetzen konnte.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Unklarheiten über Frankreichs Mirage-Ankündigung

Für einen Hoffnungsschimmer sorgte im Juni Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, als er die Lieferung von Mirage-5-Kampfjets ankündigte. Das Ziel sei, Piloten ab diesem Sommer in Frankreich für fünf oder sechs Monate auszubilden, hieß es. Die Flugzeuge sollen dann Ende des Jahres einsatzbereit sein. Seitdem hat es jedoch nicht viele weitere Informationen zum Vorstoß Macrons gegeben.

Auf Anfrage von ntv.de wollte man beim französischen Verteidigungsministerium nicht näher auf das Mirage-5-Thema eingehen und verwies auf den Élysée-Palast, von wo es trotz mehrfacher Nachfrage keine Reaktion gab.

Das Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, dass Frankreich bereits Kampfpiloten im Rahmen der europäischen Mission EUMAM ausbildet. Eine genaue Zahl wollte man aus "operativen Gründen" nicht nennen. Frankreich biete eine umfassende fünf bis sechs Monate dauernde Ausbildung zum Kampfpiloten auf einem Luftwaffenstützpunkt im Land an, hieß es. Laut einem Bericht von Euronews handelt es sich dabei allerdings um Ausbildungsmaßnahmen an Alpha-Jet-Schulungsflugzeugen.

"Die ukrainischen Piloten werden für Kampfeinsätze nach westlichen Standards ausgebildet", so das Ministerium zu ntv.de. Danach würden sie ihre Ausbildung auf Kampfflugzeugen anderer verbündeter Länder fortsetzen.

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