Zwar feuert die Hisbollah weiterhin Geschosse auf Israel ab. Doch dessen neuer Verteidigungsminister Katz sieht die Miliz offenbar als derart geschwächt an, dass er sie für besiegt erklärt. Trotzdem gelte es ihm zufolge, weiter "Druck auszuüben". Der Libanon meldet indes viele Tote nach israelischen Luftangriffen.
Der neue israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat den Sieg über die radikal-schiitische Hisbollah im Libanon erklärt. Die Eliminierung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah Ende September sei der krönende Abschluss dieses Ziels gewesen, sagte Katz bei einer Zeremonie im israelischen Außenministerium. "Jetzt ist es unsere Aufgabe, weiterhin Druck auszuüben, um die Früchte dieses Sieges zu ernten". Israel sei nicht daran interessiert, sich in die libanesische Innenpolitik einzumischen, da Israel "seine Lektion gelernt" habe. Er hoffe jedoch, dass eine internationale Koalition diese Gelegenheit politisch nutzen und der Libanon sich anderen Ländern anschließen werde, um die Beziehungen zu Israel zu normalisieren. Nasrallah wurde am 27. September bei einem israelischen Angriff auf einen Vorort im Süden Beiruts getötet.
Die Hisbollah (Partei Gottes) entwickelte sich während des Bürgerkrieges im Libanon 1975 bis 1990 von einer kleinen schiitischen Gruppe zu einer einflussreichen Größe über die Grenze hinaus. 1983 vertrieb sie die israelischen Streitkräfte aus dem Libanon. 2006 kämpfte sie in einem monatelangen Krieg im Libanon gegen das israelische Militär. Dieses konnte die schwer bewaffnete und vom Iran unterstützte Miliz nicht besiegen und zog seine Truppen ab. Für die Hisbollah war dies ein enormer Triumph, der ihr Anhänger nicht nur in ihren Hochburgen im Südlibanon brachte. Israel betrachtete die Miliz schließlich als den gefährlichsten Gegner an seinen Grenzen.
Schulen im Norden Israels geöffnet
Im Zuge des Gaza-Krieges beschießt die Hisbollah immer wieder Ziele in Israel. Dessen Armee marschierte in der Nacht zum 1. Oktober in den Süden des Libanons ein. Seither liefern sich beide Seiten erbitterte Kämpfe, bei denen die Friedenssoldaten der UNIFIL-Truppen der Vereinten Nationen mehrfach unter israelischen Beschuss gerieten.
Im Norden Israels haben seit Sonntag indes einige Schulen wieder geöffnet, die wegen der Bombardierung durch die libanesische Hisbollah-Miliz geschlossen worden waren. Wie das israelische Bildungsministerium bekanntgab, lockerte die Zivilschutzbehörde die Schließungsauflagen. Unter anderem konnte demnach in den Regionen Haifa und Galiläa der Unterricht wieder aufgenommen werden. Darüber, wie viele Schulen genau wieder geöffnet sind, habe das Ministerium bisher keine Klarheit, sagte eine Sprecherin.
Dutzende Tote im Libanon
Die Schulen in unmittelbarer Nähe zur libanesischen Grenze bleiben den Auflagen der Zivilschutzbehörde zufolge weiterhin geschlossen. Seit dem Beginn der Hisbollah-Angriffe auf Nordisrael vor mehr als einem Jahr haben Zehntausende Menschen das Gebiet verlassen. Israelischen Angaben zufolge wurden am Sonntag rund zehn vom Libanon aus abgefeuerte Geschosse auf israelischem Gebiet identifiziert.
Auf der anderen Seite der Grenze sind nach Behördenangaben aus dem Libanon bei israelischen Luftangriffen mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen. Bei den Angriffen auf verschiedene Gebiete in dem Mittelmeerstaat habe es mehrere Verletzte gegeben, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit.
Allein bei einem Angriff auf den Ort Almat, etwa 15 Kilometer östlich der Hafenstadt Byblos, seien mindestens 23 Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien auch sieben Kinder gewesen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, es seien Waffenlager der Hisbollah angegriffen worden. Zuvor seien Maßnahmen wie Luftaufklärung zur Vermeidung ziviler Opfer ergriffen worden. Die Details des Angriffs würden zurzeit noch untersucht.