Ende September wird Hisbollah-Chef Nasrallah bei einem israelischen Angriff getötet. Es dauert Wochen, bis die Terrormiliz einen neuen Anführer präsentiert. An den Zielen ändert sich vorerst aber nichts.
In seiner ersten Rede als neuer Hisbollah-Chef hat Naim Kassem angekündigt, die Kriegsstrategie seines Vorgängers Hassan Nasrallah beizubehalten. Sein "Aktionsplan" sei "eine Fortsetzung des Aktionsplans" von Nasrallah, sagte Kassem. Er werde den "Kriegsplan" fortsetzen, den sein Vorgänger "mit der Führung" der vom Iran unterstützten Miliz entwickelt habe. Konkrete Einzelheiten nannte Kassem zunächst nicht.
Unter bestimmten Bedingungen sei man auch zu einer Waffenruhe bereit, so Kassem. Ein passender Plan liege aber derzeit nicht auf dem Tisch, fügte er hinzu.
Laut israelischen Medien werden der US-Nahostgesandte Brett McGurk und der US-Sondergesandte für den Libanon, Amos Hochstein, am Mittwoch in die Region reisen, um mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und weiteren israelischen Regierungsvertretern über die möglichen Bedingungen für eine Waffenruhe mit der Hisbollah zu sprechen. Ihr Ziel ist es demnach, eine von Hochstein vorbereitete Vereinbarung umzusetzen, die sich auf die Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats stützt.
Einen Monat nach der Tötung ihres Chefs Hassan Nasrallah hatte die libanesische Hisbollah dessen Stellvertreter Naim Kassem zum Nachfolger ernannt. Der Schura-Rat, das Führungsorgan der schiitischen Hisbollah, habe "sich darauf geeinigt, Scheich Naim Kassem zum Generalsekretär der Hisbollah zu wählen", erklärte die Miliz am Dienstag. Bereits zu Kassems Ernennung hatte die Miliz mitgeteilt, sie werde "die Flamme des Widerstands" so lange brennen lassen, bis Israel besiegt sei.
Nasrallah war am 27. September bei einem Angriff der israelischen Armee in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden. Zunächst war das Oberhaupt des Hisbollah-Exekutivrats, Haschem Safieddin, als potenzieller Nachfolger des getöteten Nasrallah gehandelt worden. In der vergangenen Woche bestätigte die israelische Armee allerdings auch dessen Tod bei einem Angriff Anfang Oktober in Beirut. Als Reaktion unter anderem auf die Tötung Nasrallahs hatte der Iran Israel am 1. Oktober mit rund 200 Raketen angegriffen.
Der 71-jährige Kassem gehörte 1982 mit zu den Gründungsmitgliedern der Hisbollah. 1991 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär der Miliz ernannt. Anders als Nasrallah, der nach dem Libanon-Krieg weitgehend untertauchte, trat Kassem weiterhin in der Öffentlichkeit auf. Nach Nasrallahs Tod war Kassem in drei TV-Ansprachen zu sehen, zuletzt am 15. Oktober.
Die Hisbollah ist Teil der vom Iran angeführten sogenannten "Achse des Widerstands", einem gegen Israel gerichteten Verbund, dem auch die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen und die Huthi-Miliz im Jemen angehören. Ihr erklärtes Ziel ist die Vernichtung Israels.