Nach 15 Monaten in Hamas-Gefangenschaft wurden drei weibliche Geiseln nun freigelassen. Alle drei sind Zivilistinnen.
Romi, Emily und Doron: Jeder in Israel kennt die Namen der drei jungen Frauen, die vor mehr als 15 Monaten von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt wurden. Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Zuge der ersten Phase eines Abkommens sind Romi Gonen, Emily Damari und Doron Steinbrecher die ersten drei von 33 Hamas-Geiseln, die am Sonntag von der islamistischen Palästinenserorganisation freigelassen wurden.
Das sind die drei Hamas-Geiseln, die freikommen
Romi Gonen
Die aus dem Norden Israels stammende Romi Gonen gehörte zu den mehr als 3000 Besuchern des Nova-Musikfestivals, die im Morgengrauen des 7. Oktober 2023 von Kämpfern der islamistischen Hamas und mit ihr verbündeter Palästinensergruppen überfallen wurden. Allein beim Nova-Festival töten die Hamas-Kämpfer auf brutale Weise mehr als 360 junge Menschen und verschleppten Dutzende von ihnen in den Gazastreifen – auch Romi Gonen.
Die 24-Jährige, die von ihrer Familie unter anderem als talentierte Tänzerin und Choreografin beschrieben wird, versuchte vor den Angreifern mit dem Auto zu fliehen. Währenddessen rief sie ihre Mutter Merav Leshem Gonen an, die mit ihrer Tochter über den Lärm der Explosionen und Schüsse hinweg so lange Kontakt hielt, bis dieser abbrach. Romis Telefon wurde später im Gazastreifen geortet. Nahe des Festivalgeländes wurde ihr leeres Auto gefunden.
Befreite Geiseln berichteten Romis Mutter später von Verletzungen an Romis Hand. In dem Telefonat mit ihrer Mutter hatte die 24-Jährige gesagt, sie sei angeschossen worden. Merav Leshem Gonen hat seitdem unermüdlich für die Freilassung ihrer Tochter gekämpft, unter den Geisel-Angehörigen zählt sie zu den bekanntesten Aktivisten.
Emily Damari
Emily Damari besitzt sowohl die israelische als auch die britische Staatsbürgerschaft. Die Tochter einer Britin und eines Israelis wurde in Israel geboren und wuchs in Kfar Aza auf – von wo sie am 7. Oktober brutal entführt wurde.
Emily ist nach Angaben ihrer Mutter Mandy Damari ein Fan der Pop-Stars Ed Sheeran und Adele sowie des Fußballklubs Tottenham Hotspur. Anhänger ihres Lieblingsvereins skandierten in den vergangenen 470 Tagen bei den Premier-League-Spielen immer wieder Emilys Namen.
Mandy Damari beschreibt ihre Tochter als "energiegeladene" junge Frau mit einem "ansteckenden Lachen". Ihren Angaben zufolge war die 28-Jährige zu Hause, als bewaffnete Hamas-Kämpfer in ihre Wohnung eindrangen und sie dabei mit Schüssen an Händen und Beinen verletzten. Emilys geliebter Hund Choocha wurde demnach an jenem Tag durch einen Schuss in den Nacken getötet.
Mandy Damari sagte im Oktober, sie fürchte, Emily sei vergessen worden. Immer wieder appellierte sie an die Regierungen in Israel und Großbritannien, alles daranzusetzen, um die Geiseln freizubekommen – auch mit Blick auf "die ständige Bedrohung durch sexuelle Übergriffe".
Aviva Siegel Geisel der Hamas 12.12
In einer ersten Reaktion aus Großbritannien hieß es, die britische Regierung begrüße die Freilassung Damaris. Das Außenministerium in London sicherte ihr Unterstützung nach der Freilassung zu.
Doron Steinbrecher
Auch Doron Steinbrecher wurde aus ihrem Zuhause in Kfar Aza entführt und ist seitdem in der Gewalt der Hamas. Die 31-jährige Tierarzthelferin hinterließ am Tag des beispiellosen Angriffs eine Sprachnachricht für ihre Eltern, die ihre Tochter als liebevoll und aufopfernd beschreiben. "Sie sind da, sie haben mich", sagte die junge Frau darin.
Es war das letzte Lebenszeichen, das die Familie von Doron erhielt – bis die Hamas im Januar 2024 ein Video veröffentlichte, in dem die 31-Jährige zusammen mit zwei anderen Geiseln zu sehen ist – abgemagert und blass. "Mein Leben hat am 7. Oktober aufgehört", sagte ihre Mutter Simona Steinbrecher im Juli. "Ich weiß, dass sie dort allein ist und ich ihr nicht helfen kann."
15 Monate in Hamas-Gefangenschaft
Es wird erwartet, dass die Hamas die drei Geiseln dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz übergibt, das sie dann zu einer Spezialeinheit der Armee im Gazastreifen bringen wird. Von dort sollen die Frauen für eine erste Untersuchung zu einer Armeeeinrichtung nach Israel in Gaza-Grenznähe und schließlich in eine Klinik gebracht werden. Im Krankenhaus sollen sie dann ihre Familien treffen.
Das israelische Kabinett hatte in der Nacht zu Samstag dem Abkommen mit der islamistischen Palästinenserorganisation zugestimmt. Die Einigung nach 15 Monaten Krieg war am Mittwochabend verkündet worden. Damit gibt es erstmals seit November 2023 wieder eine Waffenruhe, in deren Rahmen die in der Gewalt der Hamas verbliebenen Geiseln freikommen sollen.
Die mit Hilfe der Vermittler Katar, Ägypten und USA in monatelangen zähen Verhandlungen ausgehandelte Vereinbarung sieht vor, dass in der ersten Phase des Abkommens binnen 42 Tagen insgesamt 33 Geiseln freikommen sollen. Im Austausch gegen die Geiseln sollen nach ägyptischen Angaben 1890 in Israel inhaftierte Palästinenser aus dem Gefängnis entlassen werden. Israel hatte am Freitag die Zahl von 737 palästinensischen Häftlingen genannt.