2 months ago

Israel: Für Geisel-Deal: Soldaten drohen Regierung mit Verweigerung von Einsätzen



Seit mehr als einem Jahr bekämpft Israel inzwischen die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon. Doch nicht alle Soldaten wollen da länger mitmachen.

Erst vor einer Woche hat Israel eine weitere Reservebrigade mobilisiert – für den Einsatz im Libanon. Damit solle die Fortsetzung des Kampfs gegen die proiranische Hisbollah-Miliz und das Erreichen der Kriegsziele ermöglicht werden, unter anderem die Rückkehr der vertriebenen Bewohner aus den nördlichen Regionen Israels in ihre Häuser, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Um wie viele Soldaten es sich handelte, ging nicht daraus hervor. Israelische Infanteriebrigaden haben in der Regel eine Truppenstärke von 1500 bis 3000 Soldaten.

Doch unter den Reservisten, die bereits im Kampfeinsatz für die israelische Armee (Israeli Defense Forces, kurz IDF) waren, wächst der Widerstand. Seit dem 9. Oktober kursiert ein offener Brief an Premierminister Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Yoav Gallant, Generalstabschef Herzi Halevi sowie Regierungsmitglieder, in dem Reservisten ein Ende der Kampfhandlungen fordern.

Reservisten aus Israel schreiben offenen Brief

Die "Jerusalem Post" zitiert aus dem Brief: "Wir, die Reservisten und aktiven Soldaten, Offiziere und Soldaten, erklären hiermit, dass wir so nicht weitermachen können. Der Krieg in Gaza verurteilt unsere Brüder und Schwestern, die Geiseln, zum Tode." Und weiter: "An jenem verfluchten Tag, dem 7. Oktober, erwachten wir zu einem entsetzlichen und wahllosen Massaker, bei dem mehr als tausend Menschen ermordet und Hunderte als Geiseln genommen wurden. Wir meldeten uns sofort, um zu kämpfen, unser Land zu verteidigen und die Geiseln im Gazastreifen zu retten. Heute ist klar, dass die Fortsetzung des Krieges in Gaza nicht nur die Rückkehr der Geiseln aus der Gefangenschaft verzögert, sondern auch ihr Leben gefährdet: Viele Geiseln wurden durch die Bombardierungen der IDF getötet, viel mehr als bei den Militäroperationen zu ihrer Rettung gerettet wurden."

FS Israel Chronik des 7. Oktober

Die Unterzeichnenden kündigen darin auch Konsequenzen an: "Wir, die wir mit Hingabe dienen und gedient haben und dabei unser Leben riskiert haben, erklären hiermit, dass wir nicht länger in der Lage sein werden, unseren Dienst zu verrichten, wenn die Regierung nicht unverzüglich die Richtung ändert und sich für eine Einigung einsetzt, um die Geiseln nach Hause zu bringen. Für einige von uns ist die rote Linie bereits überschritten; für andere rückt sie näher: Der Tag ist nahe, an dem wir mit gebrochenem Herzen nicht mehr zum Dienst erscheinen werden. Wir rufen die Regierung auf: Unterzeichnen Sie jetzt eine Vereinbarung, um das Leben der Geiseln zu retten."

Unterzeichner setzen Regierung keine Frist

Wann genau die Reservisten den Dienst quittieren wollen, schreiben sie nicht. Anfänglich von 130 Menschen unterzeichnet, sind es laut "Jerusalem Post" inzwischen 153. Der israelischen Zeitung, der französischen Tageszeitung "Le Monde" sowie dem US-Sender CNN haben einige ihre Beweggründe erklärt. Viele zeigen sich enttäuscht, dass Israels Regierung wenig tut, um Geiseln über Verhandlungen freizubekommen. Ein anderer vermisst eine klare Strategie und sieht sich von der Regierung in einen sinnlosen Krieg geführt.

Und doch: Ein konkretes Datum, wann sie ihre Ankündigung in die Tat umsetzen und den Dienst tatsächlich quittieren wollen, nennt keiner der Befragten. Vielleicht reichen gut 150 Reservisten noch nicht aus, um das Gefühl von großer Rückendeckung zu haben.

Quellen:"Jerusalem Post" I, "Jerusalem Post" II, "Jerusalem Post" III, "Le Monde", CNN.

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