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Indischer Milliardär Adani wegen Schmiergeldverdachts angeklagt



Stand: 21.11.2024 13:02 Uhr

US-Staatsanwälte haben den indischen Milliardär Gaudam Adani wegen mutmaßlicher Bestechung angeklagt. Er soll mehr als 250 Millionen Dollar an Schmiergeldern an staatliche Vertreter bezahlt haben.

Der indische Milliardär Gautam Adani ist in den USA wegen seiner Rolle in einem mutmaßlichen milliardenschweren Schmiergeld- und Betrugssystem angeklagt worden. Der Vorsitzende des Adani-Konzerns soll zusammen mit sieben weiteren Beschuldigten rund 265 Millionen Dollar an indische Regierungsbeamte gezahlt haben, um an lukrative Aufträge zu kommen, wie die US-Staatsanwaltschaft heute in New York mitteilte.

US-Investoren, bei denen Adanis Unternehmen Kapital einsammelten, hätten nichts davon gewusst und seien damit betrogen worden, argumentiert die Staatsanwaltschaft. Zu der Unternehmensgruppe gehören zahlreiche Firmen, von Bergbauunternehmen über Hafen- und Flughafenbetreiber bis hin zu Medien. Gegen Adani und seinen Neffen Sagar Adani, ein führender Manager bei Adani Green und derzeit dort zuständig für Strategie und Finanzen, wurde Haftbefehl erlassen.

Aktien des Firmenkonstrukts schmieren ab

Wie aus Gerichtsunterlagen hervorging, will die Staatsanwaltschaft diese Haftbefehle an ausländische Strafverfolgungsbehörden weiterleiten. Keiner der Angeklagten befinde sich in Haft, sagte ein Sprecher des US-Staatsanwalts Breon Peace in Brooklyn. Der 62-jährige Gautam Adani gehört zu den reichsten Menschen der Welt und ist der zweitreichste Mann Indiens. In der Milliardärsrangliste des Finanzdienstes Bloomberg steht er aktuell auf dem 18. Platz mit einem geschätzten Vermögen von 85,5 Milliarden Dollar. 

Die USA und Indien haben ein Auslieferungsabkommen. "Da ein Haftbefehl ausgestellt wurde, werden sich die US-Behörden über die indische Botschaft an die indische Regierung wenden müssen, um den Haftbefehl in Indien zu vollstrecken", sagte Debopriyo Moullik, ein in Neu-Delhi ansässiger Strafverteidiger. Er rechne damit, dass die Adani-Gruppe eine Abweisung der Anklage beantragen werde. In einer Mitteilung wies die Adani Group die Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als unbegründet. Man werde alle möglichen Rechtsmittel einlegen.

An der Börse reagierten die Anleger entsetzt: Die Aktien der Firmengruppe gingen auf Talfahrt, ein geplanter Anleihen-Verkauf der Tochter Adani Green Energy wurde abgesagt. Die Aktien des Flaggschiffunternehmens Adani Enterprises rutschten um 18 Prozent ab, Adani Green um 16 Prozent, Adani Ports um zwölf Prozent. Die zehn gelisteten Firmen der Adani-Gruppe kamen heute Morgen auf eine Marktkapitalisierung von rund 141 Milliarden Dollar nach 169 Milliarden Dollar am Dienstag.

Parallel läuft ein Zivilverfahren

Die US-Strafverfolger werfen den Angeklagten vor, Schmiergelder bezahlt zu haben, um Projekte mit einem erwarteten Gewinn von rund zwei Milliarden Dollar über 20 Jahre zu ergattern. Zudem seien sie auf den Zuschlag für das größte indische Solarprojekt aus gewesen. Laut Anklageschrift bezeichneten einige Mitangeklagte Adani intern als "Numero uno" und "the big man". Es geht um die Jahre von 2020 bis 2024.

Gemälde des indischen Geschäftsmanns Gautam Adani von 2023, das die anhaltende Krise der Adani-Gruppe thematisiert.

Die US-Börsenaufsicht (SEC) knöpft sich die Adanis in einem parallelen Zivilverfahren vor. Gautam und Sagar Adani seien in Bestechungen bei der Begebung einer Anleihe in Höhe von 750 Millionen Dollar verwickelt gewesen, teilte die SEC mit. Rund 175 Millionen davon seien von US-Anlegern gekommen. "Die Angebotsunterlagen von Adani Green enthielten Aussagen über die Bemühungen des Unternehmens zur Bekämpfung von Korruption und Bestechung, die angesichts des Verhaltens von Gautam und Sagar Adani im Wesentlichen falsch oder irreführend waren", hieß es weiter.

Schon vor knapp zwei Jahren war die Adani Group bereits ins Taumeln geraten, nachdem sich der US-Leerverkäufer Hindenburg Research kritisch zu dem Firmen-Konglomerat geäußert hatte. Er hatte in einem Bericht Zweifel an Zahlen zur Verschuldung und zu Vermögenswerten des Konglomerats geäußert. Zudem warf er Adani vor, Firmen aus Offshore-Steueroasen wie Mauritius und den karibischen Inseln missbräuchlich genutzt zu haben. Das hatte der Konzern ebenfalls zurückgewiesen.

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