Hossein Ronaghi ist einer einflussreichsten Aktivisten gegen das iranische Regime, der im Land geblieben ist. Sein Protest richtet sich gegen Menschenrechtsverletzungen, Hinrichtungen und die repressive Politik. Deswegen war er schon mehrfach inhaftiert. Jetzt wählt er eine drastische Form.
Der prominente iranische Blogger und Menschenrechtsaktivist Hossein Ronaghi hat sich nach eigenen Angaben aus Protest die Lippen zugenäht. "Vielleicht ist es ein Denkanstoß", schrieb Ronaghi auf X zu einem Foto, das ihn mit blauen, zugenähten Lippen zeigt. Die Protestaktion erfolgt inmitten von großem Entsetzen in der Islamischen Republik, nachdem sich am Mittwoch der Aktivist Kianusch Sandschari in der Hauptstadt Teheran das Leben genommen hatte.
Ronaghi hatte am Samstag bereits die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, Hinrichtungen und repressive Politik angeprangert und dazu seine Haltung verdeutlicht: "Ich akzeptiere kein Schweigen, ich akzeptiere keine Ungerechtigkeit, ich lasse keine Angst vor der Konfrontation mit diesen Tyrannen in mein Herz und ich werde Iran nicht verlassen."
Er rief die Iranerinnen und Iraner auf, nicht gleichgültig zu sein. "Denkt nicht, dass ihr sicher seid, wenn ihr den Kopf senkt und euch nur um euer eigenes Leben kümmert."
Ronaghi ist einer der einflussreichsten Kritiker, die sich noch im Land befinden. Mehrfach war der 39-Jährige inhaftiert. Auch im Zuge der landesweiten Protestwelle 2022 kam Ronaghi ins Gefängnis und nach einem Hungerstreik auf Kaution wieder frei.
Protest gegen Hinrichtungen im Iran
Im Dezember 2022 schrieb er angesichts mehrerer Todesurteile gegen Demonstranten an die politische Führung gerichtet auf Twitter: "Wir werden die Augen angesichts der Exekutionen nicht verschließen, die Hinrichtung eines jeden Demonstranten wird ernste Konsequenzen für Euch haben." Das Leben einer Person zu nehmen sei "wie das Leben von uns allen zu nehmen. Könnt Ihr Galgen für uns alle aufstellen?"
Viele iranische Aktivisten und Menschenrechtler haben inzwischen das Land verlassen. Auslöser der Protestwelle im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam Mitte September 2022. Sie war von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen islamische Kleidungsvorschriften festgenommen worden.