Es lief nicht gut, gibt der scheidende Grünen-Chef Nouripour zu. Jedenfalls nicht gut genug. Er blickt zurück auf eine bewegte Zeit - und verrät, was das auch mit seiner Familie gemacht hat.
Mit emotionalen Reden haben sich Spitzen-Grüne aus ihren Positionen in der Parteiführung verabschiedet. "Wir gehen, weil es nicht gut lief", sagt der Vorsitzende Omid Nouripour über den Rückzug des gesamten Bundesvorstands um ihn und die Co-Vorsitzende Ricarda Lang. Die Führung hatte den Schritt nach drei erfolglosen Landtagswahlen Ende September angekündigt, ihre Nachfolger sollen am Samstag gewählt werden.
Stolz auf geschlossene Front mit Lang
Rückblickend sei er am meisten stolz darauf, dass er mit Lang die erste Grünen-Doppelspitze gebildet habe, die es jemals geschafft habe, "dass drei Jahre kein einziges Wort von Zwietracht zwischen uns in der Zeitung" gestanden habe. Die Grünen müssten sich jetzt auf das Wichtigste konzentrieren, wie etwa Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit. "Vielfalt ist nicht nur die Summe aller Minderheiten", betonte er. Die Grüne müsste eine Partei für alle sein - auch die Belange des sprichwörtlichen "alten weißen Mannes" müssten adressiert werden.
"Dieser Job ist eine Zumutung fürs Familienleben", sagt Nouripour. Seine Familie habe jeden Tag gesehen, "wie jemand über seine körperlichen und emotionalen Grenzen geht". Dass er das ausgehalten habe, habe aber viel mit deren Unterstützung zu tun. Nouripour wurde von den Delegierten mit donnerndem Applaus verabschiedet.
"Wir packen das jetzt zusammen"
Auch die Politische Bundesgeschäftsführerin Emily Büning verabschiedet sich vor den Hunderten Delegierten und Gästen aus dem Amt, das in etwa dem eines Generalsekretärs bei anderen Parteien entspricht. Ihren Parteifreunden spricht sie angesichts schwacher Umfragewerte Mut zu: "Aber aufgeben auf halber Strecke ist nicht. Wir packen das jetzt zusammen!" Immerhin seien die Grünen mit ihren inzwischen fast 140.000 Mitgliedern so viele wie nie.
Büning sagt, sie glaube nach wie vor an den Erfolg einer linken, feministischen, europäischen und progressiven Partei. Sie wirft auch einen kritischen Blick zurück auf die Talk-Runden, an denen sie an Wahlabenden mit Vertretern anderer Parteien teilnahm und deren vor allem männlichen Teilnehmern sie "Gegockel" vorwarf. "In dieser aufgeheizten Welt braucht es mehr Ermöglicherinnen als Einheizer", sagt sie als jemand, der die leisen Töne pflegt.
Habeck-Nominierung erst am Sonntag
Wie viel Rückhalt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der sich dafür in Stellung gebracht hat, in seiner Partei hat, wird sich bei der für Sonntag geplanten Abstimmung über einen Antrag des Bundesvorstands zeigen. Darin heißt es: "Wir kämpfen für ein starkes grünes Ergebnis bei der kommenden Bundestagswahl. Dafür treten wir an mit Robert Habeck als Kandidat für die Menschen in Deutschland."
Wer praktische Unterstützung leisten will, kann zudem einem Aufruf mit dem Titel "Komm ins Team Robert" folgen.
Der Bundesparteitag war lange geplant. Rechtzeitig vor der für den 23. Februar geplanten Bundestagswahl wollen die Delegierten der Grünen noch ein weiteres Mal zusammenkommen - um ihr Wahlprogramm zu beschließen. Ort und Zeit hierfür sind noch nicht bekannt.
Grüne zum Parteitag