3 months ago

Gewaltbereiter Islamismus: Extremismus-Forscher Mansour warnt vor "gefährlicher Radikalisierungswelle"



Seit Jahren arbeitet der Extremismus-Forscher Ahmad Mansour mit Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund. Nach den Anschlägen vom 7. Oktober in Israel beobachtet er bei vielen von ihnen eine besorgniserregende Entwicklung.

Der Extremismus-Forscher Ahmad Mansour schätzt die Gefahr des gewaltbereiten Islamismus in Deutschland infolge des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober als "sehr hoch" ein. Die von der islamistischen Hamas nach ihrem brutalen Überfall auf Israel vor einem Jahr und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen betriebene "Emotionalisierung" der politischen Debatte führe hierzulande "nicht nur zu israelfeindlichen Haltungen, sondern auch zu einer islamistischen Radikalisierung", warnte der Psychologe.

So könnten "sehr viele Menschen" leichter für islamistische Gewalttaten rekrutiert werden, sagte Mansour der Nachrichtenagentur AFP. "Das ist massiv gefährlich." In Deutschland stehe infolge des Hamas-Angriffs auf Israel eine Radikalisierungswelle von Muslimen bevor, "die noch gefährlicher sein kann als die islamistischen Anschläge in Mannheim und Solingen", sagte der in Berlin lebende arabische Israeli und Gründer der Initiative Mind Prevention für Demokratieförderung und Extremismusprävention. Im Mai war bei einem mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlag in Mannheim ein Polizist getötet worden, in Solingen tötete ein islamistischer Attentäter im August drei Menschen bei einem Stadtfest.

Das Problem der Radikalisierung und damit der islamistischen Anschlagsgefahr wird Deutschland nach Mansours Einschätzung "auch in den kommenden Jahren" begleiten. Der Experte, der seit Jahren sowohl mit Geflüchteten als auch mit Menschen mit Migrationshintergrund arbeitet, führt dies unter anderem darauf zurück, "dass die Politik nicht in der Lage ist, mit diesen Bevölkerungsgruppen zu kommunizieren und ihre Politik verständlich darzulegen".

Erstarkender Extremismus

Stattdessen würden ausländische Medien wie der katarische Sender Al-Dschasira sowie russische und türkische Propagandakanäle "immer wieder die eigenen Bevölkerungsgruppen in Deutschland manipulieren". Mansour plädiert daher dafür, insbesondere in den Onlinenetzwerken verstärkt "Demokratieoffensiven" zu starten, um Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen.

Von den Politikern fordert Mansour zudem, "die Feinde der Demokratie klar zu benennen". Gerade nach dem Hamas-Überfall auf Israel vor einem Jahr dürfe sich die Politik "nicht aus der Verantwortung stehlen".

Von der Bundesregierung erwarte er ein Jahr nach dem "schlimmsten Pogrom an Juden seit Ende des Zweiten Weltkriegs, dass sie Extremisten in einer 360-Grad-Betrachtung anschauen". "Die Politiker sollten nicht nur vom Kampf gegen rechts reden und dabei Linksextremisten und Islamisten verharmlosen", fordert Mansour.

Sie sollten sich überdies "sehr sorgfältig anschauen, mit wem sie zusammenarbeiten - auch mit welchen zivilgesellschaftlichen Akteuren". "Man kann nicht von historischer Verantwortung und Israels Sicherheit als Staatsräson sprechen und dann Fördergelder an Antisemiten weitergeben", kritisiert Mansour.

Realistischer Blick auf Migration

Zudem fordert der Extremismusforscher von der Politik, an die Themen Migration und Integration "realistisch" und "jenseits von Ideologie" heranzugehen. Bei seiner Präventionsarbeit mit radikalisierten Muslimen habe er die Erfahrung gemacht, dass es "Akteure in den Parteien gibt, ob SPD oder Grüne, die kein Interesse daran haben, die Komplexität des Themas zu sehen". "Sie betreiben Lobbyarbeit, teilweise für Terroristen, nicht mehr, nicht weniger."

Er selbst warne bereits seit 2020 vor "linken Ideologien wie dem Postkolonialismus und der Identitätspolitik", führte Mansour aus. Auch in der Klimabewegung habe er bereits damals "die antisemitischen Elemente" ausgemacht. Nach seiner Beobachtung besteht "seit Jahren eine strategische Partnerschaft zwischen linken Ideologien mit Islamisten und Antisemiten aus der arabischen Welt".

Der beispiellose Hamas-Überfall am 7. Oktober auf Israel und die Reaktionen darauf hätten ihn daher "nicht überrascht". Ihm sei bereits damals klar gewesen: "Wenn es zu einem neuen Krieg kommt zwischen Israel und den Palästinensern, werden diese Leute auf der Seite der Palästinenser stehen, auf der Seite der Extremisten", sagte Mansour.

Daher komme beim Umgang mit den Folgen des Hamas-Angriffs nun erschwerend hinzu, "dass wir nicht bereit waren, darüber zu reden, dass wir Leute ins Land geholt haben, die anders sozialisiert" seien und bei denen es "mehr Antisemitismus gibt als in der Mehrheitsgesellschaft".

Priorität bei eigener Bevölkerung

Regierungspolitikern "vor allem der Grünen", aber auch der SPD und von Teilen der damals unter der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel regierenden CDU wirft Mansour hinsichtlich ihrer Haltung "Naivität" vor. "Sie haben genau solche Strukturen hofiert und gefördert. Sie haben diese Ungeheuer gefüttert."

"Man kann und sollte Menschen, die Schutz suchen, auch Schutz geben", stellte Mansour klar. Die Priorität der Regierungspolitik müsse jedoch "bei der Sicherheit der eigenen Bevölkerung in Deutschland liegen". Zudem müssten Politik und Zivilgesellschaft "endlich verstehen, dass die Integrationsprozesse sehr lange dauern". "Der Abbau von Antisemitismus und patriarchalen Strukturen und islamistischer Ideologie braucht Zeit."

Von der Zivilgesellschaft erwartet Mansour dabei die Einsicht, dass der Kampf für Demokratie mittlerweile "nicht nur offline stattfindet und nicht nur ein Kampf gegen rechts sein sollte". Auch "Islamisten, Antisemiten und linksradikale Akteure" seien "Feinde der Demokratie". "Sie sind aber nicht unsere Partner - auch wenn sie gegen die AfD sind. Sie sind Teil des Problems." Dies anzuerkennen, wäre ein "großer Fortschritt in die richtige Richtung".

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