Neun Siege, drei Remis und nur die eine schmerzende Niederlage gegen Spanien. Die Nagelsmann-Bilanz 2024 ist sehr gut. Zum Jahresabschluss sortiert der Bundestrainer noch einmal sein Personal.
Jamal Musiala zurück in Zauber-Form, Kai Havertz wieder erfolgreich am Ball: Julian Nagelsmann kann happy sein. Für den Abschluss eines fast perfekten Länderspieljahres hat der Bundestrainer den Plan für seine "Gewinner-Mannschaft" klargemacht. Noch zwei Spiele, noch zwei Siege und dann mit guter Grundstimmung in das Vor-WM-Jahr 2025.
Wenn der 37-Jährige morgen gegen 11.00 Uhr den Kader für die letzten beiden Partien der in der Vorrunde der Nations League noch ungeschlagenen DFB-Elf gegen Bosnien-Herzegowina und in Ungarn über die Social-Media-Kanäle des Verbandes bekanntgibt, sind wohl allenfalls punktuelle personelle Veränderungen zu erwarten. Vorausgesetzt es bricht nicht wieder eine Absagewelle herein.
Ausrufezeichen in Königsklasse
Oder der Bundestrainer hat nach den Siegen in Bosnien-Herzegowina (2:1) und gegen die Niederlande (1:0) plötzlich Lust auf Reizpunkte. Solche wären eine Nominierung von Nicolas Kühn, dem Tore-Doppelpacker von Celtic Glasgow gegen RB Leipzig in der Champions League. Oder ein DFB-Comeback von Innenverteidiger Malick Thiaw, der als Torschütze von AC Mailand gerade das große Real Madrid ärgerte.
Aber: Nagelsmann hat sein Standard-Ensemble auch nach der Heim-EM eigentlich gefunden. "Wir haben ein funktionierendes System, funktionierende Abläufe. Jeder weiß, was seine Aufgabe ist. Das ist sicherlich das Verdienst des Trainers", sagte Kapitän Joshua Kimmich, der in seiner Anführerrolle endlich aufgeht.
Besonders wichtig für Nagelsmann: Musiala verzückt nach seiner Verletzungspause auf höchstem Niveau bei den Bayern, Angreifer Havertz ist bei Arsenal auch wieder regelmäßig dabei - so der Stand vor den abendlichen Champions-League-Spielen der Münchner und Londoner. Mit Florian Wirtz ist das 10er-Trio nach den Oktober-Ausfällen von Musiala und Havertz wieder komplett - 15 der 34 Tore unter Nagelsmann erzielte dieses Trio seit September 2023.
Jetzt nicht nachlassen, trotz bereits geschaffter Qualifikation für das Viertelfinale der einstmals ungeliebten Nations League. Das ist eine Forderung, die aus den Nagelsmann-Planungen deutlich wird. Treffpunkt der Nationalmannschaft ist am Montag kommender Woche in Frankfurt, kein Vorbereitungstag wird verschenkt.
"Ich habe jetzt in der Nations League noch kein Spiel gehabt, wo ich das Gefühl hatte, es ist egal, ob wir gewinnen oder nicht gewinnen", sagte der Bundestrainer nach dem Sieg gegen Oranje Mitte Oktober in München. "Man merkt, dass jeder Bock hat", sagte Kimmich.
Nächste Chance für Kleindienst
Welche Baustellen hat Nagelsmann also zum Abschluss des EM-Jahres? Niclas Füllkrug hat seit dem Ausbrechen seiner Achillessehnenprobleme Anfang September kein Spiel mehr bestritten. Der Toptorschütze (7 Treffer) des Bundestrainers fehlt bei West Ham United seither. "Fülles" Ausfall dürfte Tim Kleindienst von Borussia Mönchengladbach eine weitere Vorspiel-Chance als klassischer Neuner bringen.
Passen muss auch Aleksandar Pavlovic, der nach seinem Schlüsselbeinbruch bei den Bayern erst wieder im Lauftraining ist. Für die Sechserposition hat Nagelsmann Pascal Groß, Robert Andrich und Angelo Stiller fix dabei. Emre Can könnte ein Comeback feiern, wenn der Bundestrainer Doppelbesetzungen auf jeder Position haben will. Weitere Optionen: Cans Dortmunder Kollege Felix Nmecha oder Rocco Reitz von Borussia Mönchengladbach, der schon vor der EM als Trainingslager-Gast dabei war.
Hoffnungen auf eine DFB-Rückkehr gibt es auch für Bayern-Turbo Leroy Sané, der nach einer Leistenoperation erstmals seit dem EM-Aus im Viertelfinale gegen Spanien (1:2 n.V.) - der bisher einzigen Niederlage 2024 - wieder dabei sein könnte. Auch BVB-Offensivmann Maximilian Beier, im Oktober mit einer Auszeit bedacht, zeigte ansteigende Form und könnte für den verletzten Siegtorschützen gegen Oranje, Jamie Leweling, wieder ins Team rücken.
Auszeit für Vielspieler?
Die Frage bleibt, ob der Bundestrainer Auszeiten gewährt, Dortmunds Vielspieler Nico Schlotterbeck wäre ein Kandidat, zumal er im ersten Spiel gegen Bosnien-Herzegowina in seiner Heimat Freiburg am 16. November (20.45 Uhr/RTL) eine Gelbsperre absitzt. Mit einem Sieg wäre der Gruppensieg perfekt, das abschließende Duell am 19. November (20.45. Uhr/ZDF) mit Ungarn in Budapest hätte nur noch Testcharakter.