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Fotografie: Mexikos Zug nach Irgendwo



Mexikos Mammutprojekt, der Tren Maya, ist ein Touristenmagnet, sagen Politiker – und ein Ökozid, sagen Umweltschützer. Auf den Spuren einer Trasse, die viel über das Land erzählt.

Der Tren Maya, das Jahrhundertprojekt Mexikos, führt mitten durch den zweitgrößten Regenwald Lateinamerikas. Ist das Fortschritt oder Größenwahn?  

Naturführer Elias Siebenborn lebt schon lange in Mexiko, we kennt die Besonderheiten des Naturjuwels.  "Es gibt noch viele unberührte Schätze hier im Regenwald", sagt er. "Aber vermutlich nicht mehr lange."

Denn jetzt fährt der Maya-Zug durch dieses Gebiet und lässt die Erde erbeben. Unzählige Grotten wurden während der Bauarbeiten mit Beton zugeschüttet. Breite Schneisen wurden durch den Urwald geschlagen, 15 000 Pfeiler in die Erde gerammt, mehr als neun Millionen Bäume gefällt. "Aber die Zerstörung ist nicht mal das größte Problem", sagt Siebenborn. "Schlimmer ist: Die Zugstrecke wird weitere Wohnsiedlungen bringen, Industriegebiete, Investoren anlocken, Immobilienhaie."

Die Regierung nennt das Fortschritt, einen "Akt sozialer Gerechtigkeit", die notwendige Entwicklung einer verarmten Region. Siebenborn nennt es Ökozid.

Der Tren Maya ist das neueste Prestigeobjekt der Regierung, ein Bau der Superlative – und der Superprobleme. Der Maya-Zug soll nun Millionen Touristen bringen, Zehntausende Arbeitsplätze – und den involvierten Politikern jede Menge Ruhm und Wählerstimmen. Bisher ist davon wenig zu sehen. Die sonnenhungrigen amerikanischen Touristen verbringen ihre Ferien lieber in den Betonburgen von Cancún als in einem Schnellzug. Nur der Regenwald spürt die Auswirkungen schon jetzt, geweckt vom Rattern der Maschinen statt vom Heulen der Brüllaffen.

Mexikos Tren Maya ist vor allem eine Machtdemonstration

Die Idee für den Tren Maya hatte der gerade aus dem Amt geschiedene linkspopulistische Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador. Er verfolgte sie nicht zuletzt, um sich selbst zu verewigen, eine Obsession so vieler Populisten, rechter wie linker. Er machte so viel Druck, die Strecke noch in seiner Amtszeit fertigzustellen, dass am Bau gepfuscht wurde.

Auf einem Streckenabschnitt verkehrt der Tren Maya derzeit nur noch dreimal pro Woche, er ist bisher ein riesiges Verlustgeschäft. Das wahre Interesse der Herrscher, glaubt Siebenborn , ist ein anderes: die Industrialisierung der gesamten, so wertvollen, noch wenig erschlossenen Selva Maya.

Lesen Sie hier die ganze Reportage über die umstrittene Bahntrasse.

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