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Forsa-Umfrage: Keine Koalition mit der AfD? Mehrheit zweifelt Merz' Versprechen an



Hat Merz die Brandmauer zur AfD eingerissen? Einen Tag nach dem Unions-Antrag zur Zuwanderungspolitik zeigt sich das Land bei der Bewertung und den möglichen Folgen gespalten.

Einen Tag, nachdem die Unionsparteien im Bundestag erstmals bewusst Stimmen der AfD zur Abstimmung über einen Antrag in Kauf genommen haben, tobt die Debatte über die Bewertung des Manövers von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Altkanzlerin Angela Merkel verurteilte es, zahlreiche bekannte Kulturschaffende stellten sich in einem offenen Brief gegen Merz. 

Eine Blitzumfrage von Forsa im Auftrag von RTL/ntv am Donnerstag zeigt, dass die Deutschen bei der Frage nach der Bewertung und den Folgen offenbar gespalten sind. 46 Prozent der Wahlberechtigten finden es demnach richtig, dass die CDU/CSU-Fraktion bei der Abstimmung im Bundestag über ihren Antrag zur Zuwanderungspolitik am gestrigen Mittwoch bewusst die Zustimmung der AfD in Kauf genommen hat. 50 Prozent halten das Vorgehen für falsch. Zustimmung für Merz kommt nicht nur aus den Reihen der Union und AfD, sondern mehrheitlich auch von FDP- und BSW-Wählern. 

Aufkündigung der Brandmauer durch die CDU?

Ähnlich gespalten sieht das Ergebnis bei der Frage aus, ob die Entscheidung der Unionsparteien als Aufkündigung der bisherigen Vereinbarung der demokratischen Parteien, bei Anträgen nicht zusammen mit der AfD abzustimmen, zu werten ist. 49 Prozent sehen das so, 46 Prozent halten das für übertrieben. Der Rest ist sich nicht sicher.  

Hat Merz sein Wort gebrochen?

Friedrich Merz, der bisher versichert hatte, keine Kooperation mit der AfD einzugehen, sieht sich nun mit Vorwürfen konfrontiert, sein Wort gebrochen zu haben. 51 Prozent der Befragten sehen das so, 46 Prozent halten den Vorwurf des Wortbruchs für übertrieben. Bei den Anhängern der verschiedenen Parteien ist vor allem das BSW-Lager bei der Frage gespalten. 

Würde die Union mit der AfD koalieren?

Trotz der Abstimmung am Mittwoch hat Friedrich Merz versichert, dass CDU und CSU keine Regierungskoalition mit der AfD eingehen werden. Mit 54 Prozent zweifelt eine knappe Mehrheit der Deutschen dieses Versprechen zumindest an. Von der Zusicherung voll überzeugt scheinen nur Anhänger der CDU/CSU und FDP. In den Lagern von SPD, Grünen, Linken gibt es daran große Zweifel. Auch knapp die Hälfte der AfD-Anhänger scheint dem CDU-Chef das nicht mehr so recht zu glauben. Das BSW-Lager ist in der Frage gespalten.  

Was sind die Folgen der Zäsur im Bundestag? 

Welche Folgen hat die erstmalige Abstimmung mit in Kauf genommenen AfD-Stimmen für Friedrich Merz und seine Kanzlerkandidatur? Das ist einen Tag danach sicher noch nicht abschließend zu sagen. Die Wähler müssen die Ereignisse noch verarbeiten, erst einmal polarisiert die Zäsur im Parlament. 40 Prozent der Wahlberechtigten glauben, dass die Verabschiedung des Antrags mit Stimmen der AfD den Unionsparteien eher schaden wird. 31 Prozent denken dagegen, dass es eher positive Auswirkungen für CDU/CSU haben wird, 21 Prozent nehmen an, dass es am Ende keinen Unterschied macht. 

PAID Merkel zu CDU 15:52

Mit 72 Prozent sagt der Großteil der Wahlberechtigten zudem, dass die Ereignisse vom Mittwoch nicht dazu führen, die eigene Wahlentscheidung zu überdenken. In der CDU geben nur 15 Prozent an, dass sie noch einmal darüber nachdenken könnten, wo sie das Kreuz setzen. Das mutet nicht nach vielen an, kann aber für die Unionsparteien am Wahltag bedeutend sein. AfD-Wähler hat das Manöver offenbar auch nicht zur Union gespült: 90 Prozent der AfD-Wähler geben an, dass sie ihre Wahlentscheidung nicht noch einmal überdenken wollen.

Wenig überraschend: Fast drei Viertel der Wahlberechtigten, nämlich 73 Prozent, glauben, dass die Bildung einer Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD oder aus CDU/CSU und Grünen nach der Bundestagswahl nun schwieriger geworden ist. Mehrheitlich sehen das die Lager aller Parteien so. 

Methodik: Forsa hat am 30. Januar 2025 im Auftrag von RTL/ntv 1205 Personen befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkten.  

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