
Deutschlands Industrie legt im Januar deutlich zu. Das war der stärkste Anstieg seit Monaten. Ein Frühindikator spricht jedoch dafür, dass es nicht so bleibt.
Die Produktion der deutschen Unternehmen ist zu Jahresbeginn gestiegen. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Januar zusammen 2,0 Prozent mehr her als im Vormonat, wie aus heute veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Das war der stärkste Anstieg seit August. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten ein Plus von 1,5 Prozent erwartet, nach revidiert minus 1,5 Prozent im Dezember.
Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland zeige erste Anzeichen einer Stabilisierung, sagt der Analyst Michael Herzum von Union Investment: "Mittel- bis langfristig scheint die Großwetterlage ins Positive zu drehen, kurzfristig spüren wir einen Hauch von Frühlingsgefühl." Er glaubt, dass dieser Trend auch dann anhalte, wenn Donald Trumps Zollpolitik den europäischen Markt treffen werde.
Andere Wirtschaftsanalysten sind weniger positiv eingestellt. Zwar ordnet auch der Chefökonom der Commerzbank, Jörg Krämer, die Entwicklung im Januars als "endlich mal eine gute Nachricht aus der krisengeschüttelten deutschen Industrie" ein. Für 2025 rechnet er dennoch mit einer Stagnation des Bruttoinlandsprodukts und nennt Donald Trumps Zollpolitik als treibenden Faktor.
Nachfrage aus dem Ausland schwach
Die deutschen Exporte hingegen sind im Januar überraschend geschrumpft. Sie gingen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 129,2 Milliarden Euro zurück, wie das Statistikamt weiter mitteilte. Volkswirte hatten hier mit einem Zuwachs von 0,5 Prozent gerechnet, nach plus 2,5 Prozent im Dezember.
Das Gesamtjahr 2024 hatten Deutschlands Exporteure trotz Zuwächsen im Dezember mit einem Minus abgeschlossen. Insgesamt exportierte Deutschland laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr Waren im Gesamtwert von 1.556 Milliarden Euro und damit 1,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Neben der Handelskonflikte mit den USA setze auch die aggressive Industriepolitik Chinas der Branche zu. "Der Exportwirtschaft fehlt es an Dynamik und Aufbruchstimmung", fasste Klaus Wohlrabe, Leiter der Umfragen beim Münchner ifo Institut, zusammen. "Die heimischen Unternehmen warten weiterhin auf einen Anstieg der Nachfrage aus dem Ausland."
Ausblick für die Zukunft schlecht
Zurückgegangen ist dem Statistischen Bundesamt zufolge auch der Lkw-Verkehr auf deutschen Autobahnen: Im Vergleich zum Januar sank die Fahrleistung mautpflichtiger Lastwagen mit mindestens vier Achsen um 2,5 Prozent. Diese Fahrleistung gilt als Signalgeber für den künftigen Konjunkturverlauf, weil die Daten unmittelbar am Monatsende verfügbar sind, während die Daten zur Produktion erst mit einem Monat Verzögerung veröffentlicht werden.
Wirtschaftliche Aktivität erzeuge und benötige Verkehrsleistung, erläutern die Statistiker. "Daher besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Lkw-Maut-Fahrleistungsindex und Indizes zur wirtschaftlichen Aktivität, insbesondere der Industrieproduktion." Der gesunkene Lkw-Verkehr deute also darauf hin, dass der starke Januar sich nicht als dauerhafter Trend niederschlagen wird.