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Marktbericht: DAX fällt deutlich unter 23.000 Punkte



marktbericht

Stand: 10.03.2025 12:40 Uhr

Die US-Zollpolitik und ungeklärte Fragen rund um das geplante Milliardenpaket der Bundesregierung für Rüstung und Infrastruktur machen die Investoren nervös. Der DAX legt auch heute den Rückwärtsgang ein.

Der DAX fällt um 0,7 Prozent auf knapp 22.800 Punkte. Zeitweise war er bis auf 22.749 abgesackt. Damit entfernt sich der deutsche Leitindex wieder von seinem Rekord bei 23.475 Punkten, den er am vergangenen Donnerstag erreicht hatte. Seit Jahresbeginn liegt das Plus aber noch bei rund 14 Prozent.

Der DAX war am Freitag mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 23.008 Punkte aus dem Handel gegangen. Für Verunsicherung sorgten vor allem die abrupten Richtungswechsel in der US-Zollpolitik. "Die erratische und unberechenbare Politik in den USA sorgt zunehmend für Unwillen der internationalen Anleger, zumal die Konsequenzen für Wachstum und Inflation nicht leicht abzuschätzen sind und die Zinsperspektiven kaum mehr stützenden Charakter haben", heißt es von den Marktbeobachtern der Helaba.

"Festhalten lässt sich, dass Investoren zunehmend nervöser auf die Kombination aus Wachstums- und Inflationsausblick für die USA blicken", stellt Stefan Rondorf, Investmentstratege Global Economics & Strategy bei Allianz Global Investors, fest. Vor dem Hintergrund hoher Bewertungen und einer risikobereiten Portfolioausrichtung vieler Investoren zum Jahresbeginn könnte eine schwankungsanfällige Phase an den Märkten bevorstehen, so Rondorf.

Viel wird von den Auswirkungen der möglichen milliardenschweren Ausgaben der künftigen Bundesregierung für Rüstung und Infrastruktur abhängen. Sollten nun gleich zwei "Sondertöpfe" Realität werden, hätten Aktien wohl erhebliches weiteres Anstiegspotenzial, auch abseits der Rüstungsindustrie, meint DZ-Bank-Analyst Michael Holstein. "Alles in allem dürften sich durch die anstehenden Entscheidungen in der europäischen Sicherheitspolitik sowie die Beschlüsse der kommenden Bundesregierung also ganz erhebliche Auswirkungen auf Konjunktur und Kapitalmärkte ergeben."

Die Analysten der DZ Bank sind deshalb der Ansicht, dass die DAX-Rally vorerst anhalten werde. Sie erhöhen ihre DAX-Prognose zum Ende des Jahres von 21.500 auf 26.000 Punkte, zur Jahresmitte auf 24.000 Zähler.

Aber es bleiben Fragen: Marktteilnehmer würden zunehmend die Finanzierbarkeit hinterfragen und eine mögliche Verschwendung von Steuergeldern kritisieren, meint Christian Henke, Marktbeobachter bei IG Markets. "Vor allem sorgen sich die Börsianer aber über eine Ausuferung der Staatsschulden."

Auch David Zahn, Anleiheexperte bei Franklin Templeton, warnt: "Der Anstieg der deutschen Anleiherenditen in den letzten Tagen spiegelt das Unbehagen der Märkte über die expansiven Haushaltspläne der Regierung wider, die eine höhere Verschuldung und Inflationsrisiken signalisieren." 

Von Konjunkturseite erhält der DAX heute gemischte Signale: Für Januar steht sowohl im Vergleich zum Dezember als auch im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Minus in der Ausfuhrbilanz. Waren im Gesamtwert von 129,2 Milliarden Euro wurden im ersten Monat des neuen Jahres ins Ausland geliefert. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2,5 Prozent weniger als im Dezember und 0,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Produktion der deutschen Unternehmen ist dagegen zu Jahresbeginn gestiegen. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Januar zusammen 2,0 Prozent mehr her als im Vormonat, teilt das Statistische Bundesamt mit. Das war der stärkste Anstieg seit August.

BioNTech ist auf dem Weg zur Entwicklung von Krebsmedikamenten deutlich in die Verlustzone gerutscht und will nun Stellen abbauen. Das für seinen Corona-Impfstoff bekannte Mainzer Unternehmen teilte mit, Grund für die roten Zahlen seien die hohen Investitionen vor allem in teure klinische Studien. Unter dem Strich stand 2024 ein Nettoverlust von rund 700 Millionen Euro. Damit setzt sich die Entwicklung fort, die begonnen hatte, als das Geschäft mit dem Covid-19-Impfstoff abflaute. 2022 hatte der Gewinn noch etwa 9,4 Milliarden Euro betragen, 2023 waren es dann nur noch etwa 930 Millionen gewesen.

Der Autoabsatz in China ist nach einem schwachen Jahresstart wieder deutlich gestiegen. Im Februar gingen insgesamt 1,41 Millionen Fahrzeuge an die Kunden, das ist ein Plus von 26,1 Prozent, wie aus Daten des Branchenverbandes China Passenger Car Association (CPCA) hervorgeht. Ein erweitertes Kundenförderprogramm habe die Nachfrage angekurbelt.

Zum dritten Mal in Folge wurden mehr Verbrennerfahrzeuge als Elektroautos und Hybride verkauft. Im Januar war der Absatz um zwölf Prozent eingebrochen, so stark wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

Der Autobauer Ford will mit einer Finanzspritze sein kriselndes Geschäft in Deutschland und Europa wieder auf Kurs bringen. Die neue Finanzierung von bis zu 4,4 Milliarden Euro umfasse eine Kapitaleinlage, um die Schulden der Ford-Werke zu reduzieren, teilten die Ford-Werke mit. Zusätzlich würden Mittel "für einen mehrjährigen Businessplan bereitgestellt, der darauf abzielt, die laufenden Restrukturierungsbemühungen zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern".

Die Aktien der Versorger RWE und E.ON sind am heute nach den Sondierungsergebnissen zwischen CDU/CSU und SPD moderat gestiegen. Union und SPD wollen unter anderem die Übertragungsnetzentgelte halbieren, um die Verbraucher beim Strompreis zu entlasten.

Die UBS kommentiert die Ergebnisse jedoch unaufgeregt. Diese Pläne zu Stromsteuer und Netzentgelten entsprächen den Wahlprogrammen, schrieb Expertin Wanda Serwinowska. Die genaue Gegenfinanzierung bleibe noch unklar. Sie sieht aber die regulatorischen Risiken für E.ON sinken.

Der Immobilienkonzern LEG profitiert von der Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten. Die für das Unternehmen wesentliche Ergebniskennziffer AFFO (Mittelzufluss aus der operativen Tätigkeit bereinigt um aktivierte Investitionen) legte 2024 im Jahresvergleich um 10,6 Prozent auf 200,4 Millionen Euro zu. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern beim AFFO weiterhin mit einem Wert von 205 bis 225 Millionen Euro.

Unter dem Strich schaffte es der Immobilienkonzern wieder in die schwarzen Zahlen. Das Periodenergebnis betrug im Berichtszeitraum 68,9 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte LEG noch einen Verlust in Höhe von knapp 1,6 Milliarden Euro ausgewiesen.

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