EU-Kommission wirft TikTok Verstoß gegen Regeln für Werbung vor

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Stand: 15.05.2025 12:29 Uhr

Die Social-Media-Plattform TikTok verstößt nach einer vorläufigen Einschätzung der EU-Kommission gegen EU-Digitalregeln. Es geht um intransparente Werbung. Für das Unternehmen könnte das teuer werden.

Die Videoplattform TikTok verstößt nach Einschätzung der EU-Kommission gegen die europäischen Regeln für Werbung im Netz. Anders als von einem EU-Gesetz vorgeschrieben, habe das Unternehmen, dessen Eigentümer Bytedance in China ansässig ist, bislang keine ausreichend detaillierte Datenbank mit Angaben zu Werbeanzeigen auf TikTok eingerichtet, teilte die EU-Kommission mit.

Die von TikTok veröffentlichten Daten reichen demnach nicht aus, weshalb TikTok mit einer hohen Geldstrafe rechnen müsse. So mache die Plattform keine Angaben dazu, welche Nutzerinnen und Nutzer mit personalisierter Werbung angesprochen werden. Auch sei nicht ersichtlich, wer welche Werbeanzeigen finanziere. Die Suchfunktion im Anzeigenarchiv des Unternehmens sei zudem mangelhaft, "wodurch der Nutzen dieses Werkzeugs eingeschränkt wird", erklärte die Kommission.

"Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu wissen, wer hinter den Botschaften steckt, die sie sehen", erklärte EU-Digitalkommissarin Henna Virkkunen. Eine funktionierende Datenbank sei für die Wissenschaft und für die Öffentlichkeit von "entscheidender Bedeutung", betonte die Kommission. Umfassende Angaben könnten helfen, betrügerische oder gefälschte Anzeigen sowie die Verbreitung von Falschinformationen aufzudecken. Das gelte insbesondere im Kontext von Wahlen.

Mehrere Verfahren in Brüssel

Die EU-Kommission hatte im vergangenen Jahr Ermittlungen gegen TikTok im Zusammenhang mit einer ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Rumänien aufgenommen. Brüssel warf der Plattform vor, Videos des damaligen ultrarechten Kandidaten Calin Georgescu nicht als Wahlwerbung gekennzeichnet zu haben. Ein rumänisches Gericht hatte die Wahl wegen des Verdachts von Wahleinmischung aus Russland für nichtig erklärt. Bei der Wiederholung der Wahl trat anstelle Georgescus der ultrarechte Politiker George Simion an, auch er ist beliebt auf TikTok. Er geht am Sonntag als Favorit in die Stichwahl gegen den pro-europäischen Nicosur Dan.

In Brüssel laufen zudem weitere Verfahren gegen TikTok. Dabei geht es unter anderem um den Schutz von Minderjährigen vor Gewaltdarstellungen und Suchtgefahren auf der Plattform. Bestätigen sich die Vorwürfe der EU-Kommission, drohen dem Unternehmen hohe Bußgelder.

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