Pop, Oper oder beides? Wie geht es für den ESC-Gewinner JJ jetzt weiter?
Mit seinem Song "Wasted Love" begeisterte JJ am Samstag das Publikum und die Fachjurys Europas. Mit dem wilden Mix aus Oper, Pop und Techno gewann der 24-Jährige den Eurovision Song Contest in Basel. Im nächsten Jahr findet der Wettbewerb also in seiner Heimat Österreich statt. Und JJ hat für den ESC 2026 schon Pläne. Er träumt von einem "riesigen Opern-Opening". Am besten in der Rolle des Moderators. "Den ESC zu hosten - das wäre wirklich großartig", sagte er am Sonntag in einer Pressekonferenz.
In welcher Stadt der Eurovision Song Contest 2026 stattfinden wird, steht noch nicht fest. Ginge es nach JJ, wäre seine Heimatstadt Wien der ideale Gastgeber - wegen der kurzen Wege.
Geboren in Wien, aufgewachsen in Dubai
In der österreichischen Hauptstadt kam er am 29. April 2001 als Johannes Pietsch zur Welt, als Sohn eines österreichischen IT-Fachmanns und einer philippinischen Köchin. JJ ist stolz auf seine Herkunft. Er betonte nach seinem Sieg, der erste ESC-Gewinner mit philippinischen Wurzeln zu sein. Immer wieder hob er hervor, dass die Anwesenheit seiner Familie beim Finale in Basel für ihn das größte Glück bedeutete.
Aufgewachsen ist JJ aber in Dubai, wo der damalige Lebensmittelpunkt seiner Familie war. Er besuchte die Deutsche Internationale Schule Dubai. Heute spricht er fließend Englisch und Französisch, daneben natürlich Deutsch und Tagalog, die meistverbreitete Sprache auf den Philippinen.
Countertenor als "Partytrick"
2016 kehrte die Familie Pietsch nach Wien zurück. Dort absolvierte JJ die Matura und besuchte danach die Opernschule der Wiener Staatsoper. Er entschied sich für das seltene Stimmfach Countertenor. Nach dem Stimmbruch hatte er gemerkt, dass er immer noch ziemlich hoch singen kann. Als "Partytrick", wie er es einmal nannte, ahmte er gerne Sopranistinnen nach. Über YouTube-Videos brachte er sich dann selbst den klassischen Gesang bei. Im Moment verfeinert er seine Kenntnisse an der MUK, der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien.
Callas und Carey als Vorbilder
Als Vorbilder nennt JJ nicht nur Opernsängerinnen wie Maria Callas und Anna Netrebko, sondern auch die Pop-Diven Whitney Houston und Mariah Carey. Jenseits der Opernbühne wagte er sich auch schon in poppige Gefilde. Nachdem er den Anmeldeschluss für "The Voice of Germany" verpasst hatte, nahm er 2020 bei der britischen Version der Show teil. Dort schaffte er es immerhin in die dritte Runde.
Bei der österreichischen Castingshow "Starmania" drang er 2021 bis in die erste Finalshow vor - und lernte dort Mitkandidatin Thea Devy kennen. Gemeinsam schrieben sie "Wasted Love", einen Song, der von echtem Liebeskummer inspiriert ist. Mittlerweile ist JJ seit ein paar Monaten mit seinem Freund Carl zusammen.
Oper oder Pop? Was kommt jetzt?
Und wie geht es jetzt für den ESC-Sieger weiter? In welche Richtung soll es nun gehen, Oper oder Pop? "Warum nicht beides?", pflegte JJ auf diese Frage bisher zu antworten. Bei der Pressekonferenz nach dem ESC bekannte sich JJ eher zum Pop. "Ich sehe mich eher in den Charts - weil ich merke, wie gut diese Kunstform ankommt", sagte er. "Aber hier und da wird es auch klassische Konzerte geben", schob er nach. Er hofft, mit seinem Sieg das "Stigma gegen Countertenöre" in der Branche verkleinert zu haben. Er wünscht sich, dass ein Counter auch mal eine Sopranrolle übernehmen kann.
Pop, Oper oder Popera: Einer Karriere von JJ steht jedenfalls nicht viel im Wege. Er steht bei Warner Music unter Vertrag. Eine Nachfolgesingle zu seinem Debüt "Wasted Love" sowie eine EP sind bereits in Planung.