Störsender unterbrechen die Fernsteuerung von Drohnen. Hängen sie an einem Kabel, kann das nicht passieren. In der Ukraine sind solche Modelle bereits aufgetaucht, auch eine deutsche Firma will Kiew beliefern.
Der Kampf an der Frontlinie wird in der Ukraine von Drohnen bestimmt. Sie spähen den Gegner aus, jagen seine Soldaten und sprengen Fahrzeuge und Unterstände. Ganz unangefochten sind die kleinen, wirksamen Fernwaffen nicht. Beide Seiten entwickeln Anti-Drohnen-Taktiken. Zu nennen sind schnelle Drohnen, die als Jäger die Geräte der Gegenseite abschießen, oder die Einführung von Schrot- und Airburstmunition, mit denen Infanteristen Drohnen abschießen können.
Am wirksamsten ist derzeit die elektronische Kriegsführung: Störsender, die die Datenübertragung zwischen Operator und Drohne unterbinden. Wenn hier eine Seite einen Vorteil erlangt, kann sie die Drohnen des Gegners zumindest eine Zeit lang über einem ganzen Gebiet lähmen.
Die Achillesferse der Drohnen sind Funksignale. Im zivilen Bereich werden fast alle Drohnen über Funk gesteuert. Steuersignale und das Bild der Kamera lassen sich problemlos übertragen
Beim Militär hat man sich auf altmodische Technik besonnen: Die Fernsteuerung über einen Draht. Damit hat man schon im Zweiten Weltkrieg gearbeitet. Auch heute werden zahlreiche Anti-Tank-Raketen mittels einer Drahtverbindung gelenkt. Dazu zählen die amerikanische TOW, die sowjetische Kornet und die deutsche Milan. Sie verwenden Metall-Drähte, mit denen allerdings keine Kamera-Bilder übertragen werden können.
Deutsche Kabel-Drohne
Seit einigen Monaten werden in der Ukraine nun kleine Drohnen eingesetzt, die an einem Glasfaserkabel hängen. Und auch die deutsche Firma HIGHCAT aus Konstanz hat eine entsprechende Drohne, die HXV, vorgestellt, die von der Ukraine eingesetzt werden soll. Der Vorteil ist klar: So eine Drohne kann elektronisch nicht gestört werden. Die Reichweite ist hoch, die Glasfaserspule leicht. Das ist wichtig, denn abgespult wird von der Drohne aus und nicht vom Operator.
Während die Drohnenkonstrukteure in der Regel verschwiegen sind, gibt HIGHCAT-Mitbegründer Jan Hartmann gern Auskunft über das Projekt und verrät so einiges über die Technik an sich. Die Reichweite von HXV beträgt bis zu 20 Kilometer. Das Kabel selbst ist relativ stabil. Außerdem wird es nicht dauerhaft verlegt, es muss nur einen Einsatz lang halten. Das Abspulen ist der kniffligste Teil, so Hartmann. Der Draht darf sich nicht verdrehen und er darf sich nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht lösen, da sonst der Wind die Spule abwickelt. Die "Bremskraft" des leichten Fadens ist gering, das Gewicht aber merklich. Bei 10 Kilometern Länge wiegt das System 1,5 Kilogramm, mit 20 Kilometern bereits drei. Entsprechend verringert sich die Nutzlast von insgesamt fünf Kilogramm, die für den Gefechtskopf oder eine Beobachtungskamera bleiben. Bei einer schweren Drohne mit hoher Nutzlast fällt das Kabelgewicht weniger ins Gewicht.
Die Drahtsteuerung hat einen weiteren Vorteil: Bei Funkverbindungen kann die Position des Operators angemessen werden, er wird dann selbst zum Ziel einer Drohne des Gegners. Beim Kabel ist das nicht möglich.
Prognose
Es ist anzunehmen, dass Glasfaserdrohnen in größerer Zahl eingesetzt werden. Die Technik ist einfach und kostengünstig. Eine andere Variante wäre es, die bisherigen Drohnen mit KI auszustatten, so dass sie selbstständig fliegen und angreifen können. Auch dann gibt es keine Funkverbindung, die gestört werden könnte. Doch um das zu erreichen, müsste die notwendige Elektronik in die Drohne integriert werden, und sie ginge bei einer Kamikaze-Drohne verloren.
Gegen Jammer gefeite Drohnen werden dafür sorgen, dass diese billigen Waffen weiterhin das Schlachtfeld bestimmen. Im Laufe des Jahres werden sie verstärkt Waffen gegenüberstehen, die dafür entwickelt werden, kleine Drohnen abzuschießen. Dagegen hilft weder KI noch Kabelsteuerung.