Die Gefechte auf russischem Boden halten bereits seit Wochen an. Experten sagen, dass Russland erstmals Soldaten aus der Ukraine abziehe, um die Region Kursk zu verteidigen. Zudem ändere Moskau seine Strategie an der Donbass-Front.
Wegen des Vormarschs ukrainischer Truppen im westrussischen Gebiet Kursk hat Moskau nach Einschätzung von Experten erstmals Truppen aus dem von ihm überfallenen Nachbarland abgezogen. Die russische Militärführung habe zumindest aus dem südukrainischen Gebiet Saporischschja vereinzelte Truppenteile verlegt, um die Verteidigung von Kursk zu stärken, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW). Es verwies auf Einträge abkommandierter Soldaten in sozialen Netzwerken. Demnach versuche Russland aber, die Hauptachse seines Angriffs im ostukrainischen Gebiet Donezk nicht zu schwächen.
Offiziell hat Kiew keine neuen Angaben zum Vormarsch in Russland gemacht. Nach Angaben des russischen Exil-Medienportals Meduza verlaufen die schwersten Gefechte entlang der Strecke zwischen der von den Ukrainern eingenommenen Kleinstadt Sudscha und der Gebietshauptstadt Kursk sowie rund um die strategisch wichtige Ortschaft Korenjewo. Dort hätten die Ukrainer Fortschritte gemacht beim Versuch, die Siedlung von Norden und Süden her zu umgehen und einzukreisen. Die Geländegewinne sind allerdings im Vergleich zur ersten Woche der ukrainischen Gegenoffensive derzeit gering.
Russland macht an Ost-Front Druck
Auf der Gegenseite hat Russland seinen Vormarsch im Gebiet Donezk fortgesetzt. Vor allem nahe der Städte Pokrowsk und Torezk sind die russischen Truppen sehr aktiv. Bei Pokrowsk hat das Militär allerdings seine Hauptstoßrichtung geändert. Statt direkt auf die Stadt zuzumarschieren, ist ein Teil der Kräfte nach Süden eingeschwenkt. Ziel ist es offenbar, die gesamte ukrainische Verteidigungslinie im Süden des Donbass zum Kollabieren zu bringen.
In der grenznahen russischen Region Kursk läuft seit rund zwei Wochen eine Gegenoffensive der von Russland angegriffenen Ukraine. Tausende Menschen sind nach Behördenangaben auf der Flucht. Vor einigen Tagen gab der ukrainische Oberbefehlshabers Olexander Syrskyj an, dass inzwischen mehr als 1260 Quadratkilometer und 93 Ortschaften eingenommen worden seien. Militärbeobachter halten das von der Ukraine tatsächlich kontrollierte Gebiet für etwas kleiner. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg.