In der SPD wird die Luft für den Bundeskanzler dünner. Mehrere einflussreiche Bundestagsabgeordnete aus Nordrhein-Westfalen erklären die Frage des Kanzlerkandidaten für noch nicht entschieden - es gebe "viel Zuspruch" für Pistorius.
Einflussreiche Bundestagsabgeordnete aus der SPD halten die K-Frage in ihrer Partei noch nicht für entschieden. "Letztlich entscheiden die Parteigremien über die Frage der Kanzlerkandidatur, das ist auch der richtige Ort dafür", erklärten die Vorsitzenden der NRW-Landesgruppe in der SPD-Fraktion, Wiebke Esdar und Dirk Wiese. Es gebe in der SPD eine Debatte über die beste politische Aufstellung für die Bundestagswahl. "Dabei hören wir viel Zuspruch für Boris Pistorius", heißt es in einem gemeinsamen Statement.
Die Wortmeldung ist auch deshalb brisant, weil beide Abgeordnete Vorsitzende der mächtigen Strömungen innerhalb der SPD-Fraktion sind: Esdar ist Sprecherin der Parlamentarischen Linken, Wiese des konservativen Seeheimer Kreises.
In der SPD-Basis mehren sich Stimmen für eine Auswechslung des designierten Kanzlerkandidaten Olaf Scholz. Manche sehen bessere Chancen bei der Bundestagswahl, wenn die SPD den beliebten Verteidigungsminister Pistorius aufstellt. Die Parteispitze stellt sich aber deutlich hinter Scholz.
Juso-Chef will sich nicht festlegen
Dessen Ansehen sei stark mit der Ampel-Koalition verknüpft, geben Esdar und Wiese nun zu bedenken. Mit einigem Abstand werde seine Arbeit sicher wieder positiver beurteilt. Dennoch gebe es in der SPD jetzt eine Debatte, die sich auch in ihren Wahlkreisen wahrnähmen.
Auch Juso-Chef Philipp Türmer sieht die Frage der Kanzlerkandidatur in der SPD ebenfalls weiter offen. "Es gibt keine Selbstkrönung", sagte Türmer im Deutschlandfunk. "Man krönt sich nicht als Kanzler selbst zum Kandidat, sondern das ist eine Entscheidung der Partei und ihrer Gremien." Diese müssten jetzt eine Vorschlag machen, der dann von der Partei bewertet werde.
Türmer wollte sich in der Frage "zum jetzigen Zeitpunkt" nicht öffentlich festlegen. Er habe noch Vertrauen in die Parteispitze, dass diese einen "vielversprechenden Vorschlag" machen werde, sagte der Vorsitzende der SPD-Jugendorganisation. Bis Präsidium oder Vorstand sich festgelegt hätten und ein Parteitag darüber entschieden habe, sei die Frage für ihn offen.