Seit nun mehr 1000 Tagen herrscht in der Ukraine Krieg. Bisher ist Putin nicht zu stoppen. Sollte der russische Machthaber erfolgreich sein, drohe eine größere Eskalation, befürchtet der ukrainische Botschafter in Wien. Bei Ende der Ukraine-Hilfen würden schließlich Europäer sterben.
Der Botschafter der Ukraine in Österreich, Wassyl Chymynez, findet im Interview mit der Tageszeitung "Heute" anlässlich des 1000. Kriegstages deutliche Worte, wie es weitergeht, falls Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gewinnt: "Sollte sich Russland durchsetzen, wird die Finsternis auch nach Europa kommen", sagte der Diplomat. "Das Völkerrecht wird nicht mehr existieren."
Man würde vor neuen Herausforderungen stehen, erklärte Chymynez weiter. "Wenn die Ukraine Putin nicht stoppt, wird ihn niemand mehr in Europa stoppen können."
Ukrainer würden sich Frieden wünschen, "wie kein anderer", so der Botschafter. Dennoch wünscht dieser sich, dass die Russen den Krieg auch im eigenen Land erleben: "Die russische Bevölkerung ist glücklich, dass die Menschen in der Ukraine durch russische Truppen getötet werden. Alle, die aus der Entfernung über den Krieg jubeln, müssen diesen auch zu spüren bekommen." Chymynez sei jedoch "strikt dagegen", dass zivile Gebäude gezielt angegriffen werden, betonte er.
"Putin will weiterhin töten"
"Wir müssen mit unseren Partnern, die in einem freien Europa leben wollen, weiter zusammenstehen." Es hätte wichtige Momente gegeben, in denen "wir uns überzeugen konnten, dass die Ukraine nicht alleine steht". Der österreichische Ukraine-Vertreter nannte etwa die Beitrittsverhandlungen mit der EU, die immer konkreter werden.
Auch die geleisteten Hilfen unterstrich Chymynez. Und er warnte: "Stellt man die Hilfe ein, wird nur der Aggressor gestärkt. Die Ukraine wird Ukrainer verlieren und Europa wird Europäer verlieren." Wer mit Putin spreche und die Ukraine zu Frieden auffordere, zeige, dass man "weit von der Realität entfernt" lebe.
Vom Telefonat des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz mit dem russischen Präsidenten hält der Botschafter nicht viel: "Am Samstag hat der Regierungschef eines der stärksten europäischen Länder mit Putin telefoniert und ein paar Stunden später bombardierte dieser die Ukraine mit 120 Raketen und 90 Drohnen. Das zeigt, dass Putin weiterhin töten will."
"Jeder ernsthafte Politiker" könne "aus dieser Situation Konsequenzen ziehen", so der ukrainische Botschafter in Wien. "Wir müssen Putin zwingen, durch unsere gemeinsame Stärke den Krieg gerecht und nachhaltig zu stoppen."
Die nun 1000 Kriegstage würden "eine unglaubliche Geschichte über die starke Standhaftigkeit des ukrainischen Volkes" zeigen, befand Wassyl Chymynez. "Die Menschen verstehen, dass es um alles geht, ansonsten verliert die Ukraine ihre Staatlichkeit und ihre ethnische Zugehörigkeit", sagte er. "Wir wollen nicht zu Sklaven Russlands werden und werden verteidigen, was uns gehört."