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Die Meta-Morphose: Mark Zuckerbergs gescheiterter Versuch, cool zu werden



Goldkettchen, Lammfelljacke und bedruckte Shirts: Meta-Chef Mark Zuckerberg hat alles gegeben, um als echter Kerl zu gelten. Ein Blick auf das Ergebnis.

Lange sah er aus wie ein menschgewordener Algorithmus: einfarbige Shirts, mausbraunes Haar mit Playmobilfigur-Schnitt, nichts, das hätte anecken können. Das Motto des Meta-Chefs: Ich bin ein Nerd und stolz darauf. Doch damit ist Schluss. Seit einigen Monaten schlägt Mark Zuckerberg einen anderen Lebenslaufsteg ein und befindet sich auf der Fashionreise zu sich selbst.

Es begann mit lateinischen Sprüchen auf seinen Shirts. Einer davon: "Aut Zuck, aut nihil." Da soll noch mal jemand sagen, das große Latinum hätte sich nicht gelohnt. Menschen, die sich mit lateinischen Phrasen schmücken, um ihre Bildung zu demonstrieren, haben übrigens meistens keins. Auch Zuckerberg soll nie Latein in der Schule gehabt haben, aber Fan des Römischen Reiches sein. Das Gegenteil wäre die Überraschung gewesen.

Der auf "Zucks" Brust gedruckte Satz stellt einen Witz dar und jeder weiß: Wenn man das dazu schreiben muss, ist der Witz schlecht. Zuckerberg bezieht sich auf ein Zitat, das Caesar zugeschrieben wird: "Aut Caesar aut nihil" – "Entweder Caesar oder nichts." In Wahrheit soll der Satz von dem italienischen Fürsten Cesare Borgia stammen, was an der Allmachtsfantasie dahinter allerdings nichts ändert.

Mark Zuckerberg: der Markus Julius Zucker des modischen Reiches

Die lateinischsprachigen Shirts hat Zuckerberg selbst entworfen, gemeinsam mit dem Modedesigner Mike Amiri. Aber damit nicht genug. Die Meta-Morphose schreitet voran. Zuckerberg zeigt sich nun auch mit längeren Locken statt Playmobilfigur-Pony, mit moderner Lammfelljacke und Gliederkette.  

Woher dieser Sinneswandel? 

Der wahre Grund dürfte weniger mit Caesar und mehr mit einer PR-Strategie zu tun haben. Zuckerberg hatte sein Äußeres auch früher schon genauestens durchdacht. Seine T-Shirt-Uniform schrie zu sehr "Ich möchte, dass man von mir denkt, dass ich mir überhaupt keine Gedanken um mein Outfit mache", als dass es hätte wahr sein können.

Nun möchte der Markus Julius Zucker des modischen Reiches offenbar sein Image ändern. Weg vom Programmierer-Nerd hin zum coolen Brain, das in seiner Freizeit Kampfsport betreibt und sich auch für Mode und Ästhetik interessiert – passend zum Zeitgeist. Während es in früheren Zeiten noch das Klischee gab, es spräche für einen besonderen Intellekt, sich möglichst wenig für alles Oberflächliche zu interessieren, scheint es sich mittlerweile bis in die Programmierkeller der Nerds herumgesprochen zu haben, dass man klug sein und trotzdem einen Spiegel besitzen kann.

Männer mit Milliarden entdecken gerade, dass sich auch Testosteron äußerlich darstellen lässt. Zuckerberg ist nicht der Einzige, der ein Glow-up hinter sich hat. Elon Musk inszeniert sich in schwarzer Lederjacke als Macho und Jeff Bezos pumpt sich mit Hut in den Cowboyhimmel. 

Ein Mix aus Männlichkeit, Macht und Menschlichkeit 

Natürlich ist das alles Teil eines Masterplans. Es geht um die Demonstration männlicher Stärke – KIs sagen offenbar, dass Lammfelljacken, Gliederketten und Cowboyhüte besonders männlich sind –, um einen Mix aus Männlichkeit, Macht und Menschlichkeit. Während Zuckerbergs Konzern das Metaversum und die KI vorantreibt, soll Zuckerberg selbst anfangen, nahbar zu wirken. Und wie ein starker Mann zugleich. Erst kürzlich hatte der 40-Jährige gesagt, er wünsche sich "mehr männliche Energie am Arbeitsplatz". Ob das nun heißt, dass man bei Meta im Kampfanzug mit Cowboyhut zur Arbeit kommen soll, ist nicht bekannt.

Die neuen Looks der Milliardäre signalisieren: "Hey du, wir sind keine Tech-Marionetten, wir sind echte Kerle mit männlichen Interessen und Stil! PS: Hast du meine Gliederkette gesehen? Cool, oder?"

Na ja. Eine aktuelle Studie mit mehr als fünftausend zufällig ausgewählten US-Amerikanern hat jetzt ergeben: Beliebter hat sich Zuckerberg mit seinem Imagewandel von der Maschine zum Mann nicht gemacht. 67 Prozent der Befragten sagten dem "Pew Research Center" in den USA, sie hätten ein negatives Bild von Zuckerberg. 

Man kann also noch so viele Latein-Zitate auf Oversized-Shirts drucken – wenn man dabei die Aura einer Datenschutzerklärung versprüht, sich ansonsten aber eher weniger um persönliche Daten schert, ist man am Ende immer noch nicht cool, sondern nur: ein menschgewordener Algorithmus im peinlichen Shirt.

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