Am Blinker für Radfahrer haben sich schon einige versucht. Mit mäßigem Erfolg. Löst der Flasher aus DHDL das Abbiegeproblem vieler Biker? Der stern wollte es wissen.
Blinker an Fahrrädern sind seit vielen Jahren ein immer wieder diskutiertes Thema. Im Sommer 2024 brachten die Abgeordneten des Deutschen Bundestags etwas Licht in die überholten Paragrafen der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO). So schärfte man §67 StVZO nach und erklärte mit Wirkung vom 20. Juni 2024 Blinker auch an einspurigen Bikes für zulässig. Zuvor waren die Fahrtrichtungsanzeiger nur bei mehrspurigen Rädern oder solchen mit Aufbau erlaubt.
Bei dieser neuen Regelung dreht es sich allerdings nur um fest am Rad installierte Beleuchtung. Für solche, die am Körper getragen wird, sind der StVZO in Deutschland keine expliziten Vorgaben zu entnehmen. Und daran haben sich schon einige Tüftler versucht und unter anderem einen sogenannten Blinker-Handschuh entwickelt. Mit der Idee für einen Ganzjahres-Blinker stellten sich 2020 zwei junge Österreicher der Herausforderung, das Biken sicherer zu machen. In der Herbststaffel 2022 präsentierten die beiden Grazer ihren Fahrradblinker Flasher in der Vox-Gründershow "Die Höhle der Löwen" und holten sich Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer als Investoren an Bord.
Mittlerweile haben die promovierten Gründer Ines Wöckl und Alexander Rech nicht nur ihr Team vergrößert, sondern auch die Flasher-App entwickelt, mit der man die LED-Armbänder noch komfortabler bedienen können soll. Ob das klappt und wie praxistauglich Flasher im Alltag ist, hat der stern getestet.
Flasher-Armband: So funktioniert der Outdoor-Blinker
Flasher kommt in einer handlicher Box, aus der neben den beiden Blinker-Armbändern ein USB-C Ladekabel sowie die ausführliche Gebrauchsanleitung (Deutsch & Englisch) und ein Mini-Start-Tutorial im Taschenformat fallen. Die kostenlose Flasher-App haben wir uns für den Test im App Store heruntergeladen. Was direkt auffällt: Die Armbänder sind keine Leichtgewichte. Knapp 300 Gramm bringt ein Paar auf die Waage. Und die spürt man auch, so viel sei schon hier verraten. Jeder Armreif besteht aus einem mit LEDs ausgestatteten Sensor und zwei Flügeln, mit denen Flasher um den Oberarm gelegt wird. Aufgeklappt werden die Flügel über einen Druckpunkt am oberen Ende. Erst danach kann man sie sicher anlegen – laut Hersteller idealerweise knapp oberhalb des Ellbogens.
An den beiden kurzen Seiten der Sensoren wurden jeweils etwa zehn LEDs verbaut, die auffallend hell leuchten. Ansonsten fallen nur noch die USB-C-Schnittstelle und ein Kreis auf der Oberseite jedes Flashers auf. Das ist auch das einzige Bedienelement. Die Funktionen beschränken sich auf das Ein- und Ausschalten sowie das Wechseln zwischen den vier verfügbaren Modi. Und das sind sie:
- Tag-Modus
- Nacht-Modus
- Jogging-Modus
- Emergency (Notbremslicht)-Modus
Das Setup kann komplett über die Flasher-App eingestellt werden. Nach jeder Anpassung müssen die Flasher mit dem Smartphone synchronisiert werden. Das funktioniert nur, wenn beide Armreife ausreichend geladen und eingeschaltet sind. In unserem Test kommunizierten die Flasher anstandslos mit der App. Die ist zwar eher spartanisch, dafür aber auch sehr aufgeräumt, übersichtlich und selbsterklärend. Um eine Smartphonehalterung kommt man beim Biken mit dem Flasher aber trotzdem nicht herum. Sonst muss man für das Wechseln zwischen den Modi oder das Anpassen der Leuchtstärke (z.B. im Nachmodus) zwingend einen Stopp einlegen.
Neben den fünf wählbaren Leuchtstärken können zwei Blinkervarianten sowie die Empfindlichkeit von Blinker und Notbremslicht manuell eingestellt werden. Schön: Um den Akku zu schonen, bietet die Flasher-App auch verschiedene Optionen für die automatische Abschaltung, allerdings ist das nur für den Tag- und Nachtmodus vorgesehen.
Kurzum: Die App überzeugt. Im Display oben rechts bekommen Nutzer zusätzlich eine optische Info zum Ladezustand der beiden Armreife. Auch ob die Flasher tatsächlich mit der App verbunden sind, kann dort erkannt werden.
Flasher: Die verschiedenen Modi im Test
Ein kurzer beherzter Druck auf das Knöpfchen in der Mitte startet den Flasher – und zwar in dem Modus, der in der App eingestellt wurde. Im Tag-Modus tut sich sich zunächst gar nichts. Hier wurden – im Gegensatz zum Nacht-Modus – lediglich das gestengesteuerte Blinkersignal und das Notfallbremslicht aktiviert. Im stern-Test klappte das Blinken auf Anhieb sehr gut. Im Profi-Modus schaltete sich das Blinklicht wie voreingestellt nach viermaligem Aufleuchten automatisch ab. Im Standard-Modus konnte das Blinken per kurzer Geste mit dem Ellbogen gestoppt werden. Tipp: Die Sensitivität der Blinker sollte mindestens auf "mittel" eingestellt werden. Im Modus schwer muss der Ellbogen aus unserer Sicht zu heftig nach oben gedreht werden. Befürchtungen, der Blinker löse bei jeder kleinen Armbewegung aus, bestätigten sich im Test auch im Modus "leicht" nicht.
Nicht ganz reibungslos funktionierte das Notfallbremslicht, das laut Hersteller bei einem abrupten Bremsmanöver aus 20 km/h ausgelöst wird. Erst nach mehreren Testbremsungen flackerte das Licht in unserem Test auf.
In den Nacht-Modus gelangt man aus dem Tag-Modus per kurzem Knopfdruck oder mittels zwei Klicks in der Flasher-App. Hier schaltet sich ein Dauerlicht zu, das nach vorn in weiß und nach hinten in rot strahlt. Smart: Schaltet man die Option "Auto-Ausrichtung Dauerlicht" in der App ein, erkennt der Flasher wo vorn und hinten ist und wechselt entsprechend die Farben der LEDs. Deren Leuchtstärke kann in fünf Stufen verstellt werden, wobei auch das 20-prozentige Dauerlicht im Dunkeln noch sehr gut zu erkennen ist. Gleiches gilt für die Intensität der Blinker, die ebenfalls in ihrer Leuchtkraft variiert werden können.
Neben den beiden Modi für Biker hat Flasher auch an die Jogger gedacht. Der sogenannte Jogging-Modus ist allerdings nichts anderes als ein dauerhaft leuchtendes gelb-orangenes LED-Signal. Unsere Meinung: Fürs Joggen ist Flasher zu schwer. Wer beim Laufen sehen und gesehen werden will, ist mit einer leuchtstarken Stirnlampe und Reflektorbändern gut ausgerüstet. Um auf Nummer sicher zu gehen und für Sportlerinnen und Sportler, die auf ihrer Trainingsrunde regelmäßig Straßen queren müssen, ist Flasher aber eine Option. Wobei aus unserer Sicht dann einer ausreicht.
Zu guter Letzt haben die Bike-Tüftler aus Österreicher Flasher noch mit einem Notfall-Modus ausgerüstet. Wird dieser aktiviert, blinken beide Armreife in grellem Rot. Als praktischer Nutzen fällt uns dafür zuerst das Sichern einer gefährlichen Stelle auf dem Gehweg oder der Straße ein.
Flasher aus DHDL: Das Fazit
Ob Flasher die Zahl der im Verkehr verletzten oder gar getöteten Radler senken kann, ist schwer zu beurteilen. Nach dem stern-Test steht aus unserer Sicht aber fest: Flasher ist ein zuverlässiges und auffälliges Tool, das Radfahrern das Leben im Straßenverkehr leichter macht. Richtig angebracht, blinken oder leuchten sie auf Augenhöhe von Autofahrern. Zudem bleiben beim Abbiegen dank der gut abgestimmten Gestensteuerung per Ellbogen beide Hände am Lenker. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber dem Blinker-Handschuh, der schon seit ein paar Jahren auf dem Markt ist. Tag-, Nacht- und Notfallmodus sind ohne Einschränkung sinnvoll und funktionierten im Test zuverlässig. Der Jogging-Modus ist aus unserer Sicht nicht mehr als ein "nice to have".
Etwas Wasser tröpfeln wir am Ende aber doch noch in den Grünen Veltliner. Knapp 200 Euro ruft Flasher für das 2er-Set seines Fahrradblinkers auf und baut dabei vermutlich darauf, dass der Faktor Sicherheit vielen Radfahrerinnen und Radfahrern eben diese Summe wert ist. Das mag klappen, dennoch halten wir den Preis für zwei smarte LED-Armbänder für übertrieben.
Quellen: Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
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