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Datenschutz bei der Arbeit: Lieferdienst Glovo muss in Italien blechen



Der Lieferdienst Glovo gerät wegen massiver Datenschutzverstöße ins Visier der italienischen Behörden. Eine Untersuchung deckt auf, wie das Unternehmen Mitarbeitende überwacht und Daten unrechtmäßig genutzt hat. Geholfen hat dabei die Gruppe Reversing.Works.

Ein Lieferdienstfahrer fährt auf einem Fahrrad.Datenschutzverstöße sind bei Plattformunternehmen keine Seltenheit. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / NurPhoto

Der Lieferdienst Glovo hat seine Mitarbeitenden illegalerweise überwacht und muss dafür fünf Millionen Euro Strafe zahlen. Das gab am Freitag die italienische Datenschutzbehörde bekannt. Das Unternehmen habe illegal die Daten von 35.000 Mitarbeitenden verarbeitet. Außerdem verbot die Behörde Glovo, weiter biometrische Daten der Mitarbeitenden zu verarbeiten.

Die Behörde beendet damit eine Untersuchung, die sie nach dem Tod eines Glovo-Arbeiters vor zwei Jahren begonnen hatte. Der Arbeiter war in einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen und wurde im Anschluss per E-Mail entlassen. Der Fall hatte international für Entrüstung gesorgt.

Bei der Untersuchung hat die Recherche-Plattform Reversing.Works mitgeholfen. Die Gruppe rund um den Programmierer Claudio Agosti hatte sich im vergangenen Jahr gegründet, um die Überwachung von Mitarbeitenden bei Plattformunternehmen wie Glovo zu untersuchen. Zusammen mit der Behörde konnte Reversing.Works nun aufdecken, wie das Unternehmen seine Mitarbeitenden umfassend überwachte und sensible personenbezogene Daten sammelte.

Standortdaten auch im Hintergrund gesammelt

Laut der Datenschutzbehörde sammelte Glovo ohne Einwilligung Standort- und Verhaltensinformationen und gab diese teilweise an Dritte weiter. Bis August 2023 sammelte die App von Glovo sogar Standortinformationen über seine Fahrer:innen, wenn die App gar nicht lief. Außerdem kritisiert die Behörde fehlende Transparenz und unzureichende Schutzmechanismen bei der Datenverarbeitung. Glovo setzt algorithmische Systeme ein, um die Arbeitsweise seiner Fahrer*innen zu überwachen und ihre Leistung zu bewerten.

Laut Reversing.Works führt diese Praxis zu massiven Eingriffen in die Privatsphäre und zu potenziellen Diskriminierungen, da Entscheidungen über Arbeitsbedingungen auf Grundlage intransparenter Datenauswertungen getroffen werden. „Das Verhalten von Glovo ist kein Einzelfall“, sagte der Programmier Claudio Agosti. „Einige der vom Silicon Valley übernommenen Standardpraktiken passen nicht wirklich in den Bereich des Arbeitsrechts“, so Agosti weiter. Dafür hätten langer öffentlicher Druck und gewerkschaftliche Arbeit diese Gesetze zu sehr gestärkt.

Glovo hat schon Vorgeschichte

Glovo ist ein international aktiver Lieferdienst und seit 2022 Tochterfirma der deutschen Delivery Hero Group. Bereits 2022 hatte sich das Unternehmen strafbar gemacht, weil es gegen die Rechte von Arbeitenden verstoßen hatte. Damals ging es um über 10.000 Fälle von Scheinselbstständigkeit in Spanien, wofür die lokalen Behörden das Unternehmen zu einer Strafe von 79 Millionen Euro verurteilten. Aktuell läuft außerdem ein Kartellverfahren der europäischen Kommission gegen die deutsche Mutterfirma Delivery Hero und Glovo wegen möglicher wettbewerbswidriger Praktiken.

Die EU hat vor einigen Monaten eine Richtlinie zur Verbesserung von Plattformarbeit beschlossen. Auch die Regelung eines korrekten Angestellten-Status sowie mehr Transparenz in Bezug auf algorithmisches Management sollen dadurch garantiert werden. Die Mitgliedstaaten haben noch zwei Jahre für die Umsetzung in nationale Gesetze – in Deutschland bleibt die konkrete Gestaltung allerding aufgrund des Ampel-Bruchs noch unklar.


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