1 month ago

Dani Parthum: Riester, Lebensversicherung, Rürup: So bringen Sie Ordnung in Ihre Altersvorsorge



Kennen Sie das? Verträge zur Altersvorsorge, von denen viele nicht wissen, was sie da eigentlich unterschrieben haben. Zeit aufzuräumen, damit das mit einer guten Rente auch klappt  

Es ist der Klassiker in meinen Finanzcoachings. Lebensversicherungen jeder Art, Riester-Verträge und übervolle Depots mit 15 und mehr verschiedenen Aktien- oder Mischfonds, bei denen die Klientinnen große Schwierigkeiten haben zu erklären, was sie da als vermeintliche Altersvorsorge haben. Auf meine Frage, was ihr Geld in diesen Anlageformen für die Klientin tut und welche Rentenzahlungen zu erwarten sind, folgt fast immer Schulterzucken. Solche Depots sind meist von Banken zusammengestellt worden oder einem befreundeten Banker oder Provisionsvertrieb.

Disclaimer Capital

Finanzballast ist oft teuer und bringt selten gute Renditen.

Altersvorsorge ohne Plan und abgestecktem Ziel. Dafür überwiegend teuer und intransparent. Bei einer Klientin mit einer Anlagesumme von mehr als 450.000 Euro gingen beispielsweise zwei Drittel der Erträge an den Vermögensverwalter und für laufende Kosten drauf. Nur ein Drittel erhielt sie als Ertrag. Eine völlige Schieflage.

Für mich ist Altersvorsorge ohne Plan und Ziel Finanzballast. Ballast deshalb, weil es tatsächlich belastet. Frauen und Männer kommen unter anderem deshalb zu mir ins Coaching. Sie merken, dass ihnen dieses Chaos keine Sicherheit vermittelt und sie einen Neustart brauchen. Es plagt sie ein schlechtes Gewissen. Zu lange haben sie es laufen lassen, nicht genug hingesehen. Sie haben keine Kontrolle darüber und wissen schlicht nicht, ob sich ihre Verträge lohnen und sinnvoll sind. Hier hilft schlicht: aufräumen! Und das kann jede und jeder selbst erledigen.

Mal ein Wochenende Zeit nehmen, alle Verträge und Depots und Vermögenswerte zusammensuchen und Klarheit schaffen.

Was steckt wirklich in den Verträgen?

Der Startpunkt ist immer eine Bestandsaufnahme.

  1. Auflisten: Was ist an Verträgen und Investments vorhanden? Alles sammeln – Versicherungen, Fonds, Sparpläne, Bausparverträge. Alles auf den Tisch. Alle wichtigen Daten auf ein Blatt schreiben. Etwa Abschlussdatum des Vertrages oder Kaufdatum der Fonds, laufende Kosten, Abschlusskosten, laufende Einzahlungen, aktuelle Werte, garantierte Renten. Wem das schwerfällt, kann eine Freundin oder einen Freund dazu einladen, der gern aufräumt und systematisch denkt und helfen will.
  2. Kosten addieren: Was kostet die Geldanlage pro Jahr? Eine Frage, die kaum jemand beantworten kann. Versicherungen und aktive Fonds haben oft hohe Gebühren, die sich zu großen Summen addieren. Und die uns später an unserer Rente fehlen.
  3. Entwicklung pro Jahr vergleichen: Wie haben sich die Anlagen entwickelt? Lahme Ente oder schneller Hase? Viele aktive Aktienfonds und besonders Mischfonds bleiben hinter den möglichen Marktrenditen weit zurück. 
  4. Inflation ausgehebelt? Neben die erzielte Jahresrendite stellen wir die Inflation des Jahres. Dann ist sofort klar, ob die „Geldanlagen“ Werte schaffen oder über die Zeit Werte vernichten. Liegen die erzielten Renditen über der Inflationsrate, werden Werte geschaffen, darunter vernichtet. Und das darf nicht das Ziel bei der Altersvorsorge sein.

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Die entscheidende Frage: Was will ich von meinem Geld?

Beim Aufräumen ist eine Frage entscheidend: Was will ich von meinem Geld, was möchte ich damit erreichen? Träumen Sie von der eigenen Immobilie, einem Sabbatjahr, finanzieller Freiheit oder einem dicken Polster für die Rente? Klarheit über diese Ziele ist die Basis dafür, Ballast zu erkennen und Finanzprodukte und vermeintliche Geldanlagen gezielt und analytisch auszumisten und nicht nur nach Bauchgefühl.

Was tun mit Altlasten? Hier ein paar Optionen:

  1. Kündigen: Wenn ein Vertrag absolut sinnlos ist, wie die meisten Bausparverträge, weg damit. Vorher aber prüfen, ob sich die Kündigung finanziell lohnt oder ob hohe Verlustabschläge drohen. Bei der Bewertung von Verträgen helfen die Verbraucherzentralen, bei Versicherungen jeder Art der Bund der Versicherten.
  2. Ruhend stellen: Manche Verträge können beitragsfrei gestellt werden. Dann entfällt der monatliche Sparbetrag, die Guthaben bleiben erhalten. Aber auch hier gilt es, genau hinzusehen. Denn manchmal fressen die laufenden, hohen Kosten die Guthaben über die Jahre auf. Manchmal ist dann auch hier eine Kündigung besser.
  3. Anlageuniversum erkennen: Bei bestehenden Fonds müssen wir wissen, was das Anlageziel dieser Fonds ist und worin sie das Geld ihrer Anlegerinnen und Anleger investieren: in Aktien und Anleihen oder nur Aktien, in welche Regionen, Sektoren, große oder kleine Unternehmen? Hier muss Klarheit her. Hat man nur wenige Fonds, lassen sich diese Informationen aus den Basisinformationsblättern der Fonds herauslesen und auflisten. Oder wir schlagen bei Fondssuchmaschinen wie Fondsweb oder Extraetf.com. Liegen mehr als fünf Fonds im Depot, eignen sich Portfolioanalysetools wie Parquet.com, damit wir sehen, wie wir investiert sind. 
  4. Neu ordnen: Mit dem Wissen aus der Fondsanalyse kann dann geklärt werden, welche Fonds bleiben dürfen und welche verkauft und das Geld in eine ertragreichere und günstigere Alternative umgeschichtet wird. Zu bedenken sind die dabei entstehenden Kosten und mögliche Kapitalertragssteuern auf die Gewinne der Fonds. Hier kommt es darauf an, wie lange die Fonds bereits gespart werden und wie viele Jahre oder Jahrzehnte es noch bis zur Rente sind.

Wirklich machen!

Sich von finanziellen Altlasten zu trennen, entlastet nicht nur das eigene Gewissen und gibt uns ein Gefühl von Kontrolle und Selbstwirksamkeit. Es hilft, und das ist noch wichtiger, im Alter genug zu haben. So viele Menschen verschenken Unmengen ihres Geldes, das sie im Alter dringend benötigen, nur weil sie zu bequem sind, im Aufbauprozess hinzusehen, weil sie anderen vertrauen, obwohl das völlig unangebracht ist. 

Seine Finanzen zu ordnen, ist keine Raketenwissenschaft. Sie erfordert etwas Zeit, die allerdings hervorragend investiert ist. Der Effekt einer einfach strukturierten und ertragsstarken Altersvorsorge ist wie ein nahrhaftes Essen: Alles ist übersichtlich, du siehst, was du hast und was du erwarten kannst.

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