
„Zum Gedenken an unsere am 30. April 1933 von der Mitgliederliste gestrichenen jüdischen Mitglieder initiiert der Club jedes Jahr an diesem Tag eine Stolpersteinverlegung. Aus Verantwortung und Verpflichtung widmen wir uns als Club der Arbeit gegen Antisemitismus seit vielen Jahren verstärkt“, betont Niels Rossow, Vorstand für Strategie und Marketing des 1. FC Nürnberg. Am 30. April 1933 hatte der 1. FCN schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland in vorauseilendem Gehorsam 142 seiner Mitglieder von der Mitgliederliste gestrichen, nur weil sie Juden waren. Dieses Jahr geht es bei der Stolperstein-Verlegung um Anna Margarete und Bruno Einstein. Der jüdische Kaufmann Bruno Einstein (geb. 1894) und seine evangelische Frau Anna Margarete (geb. 1891) wohnten in Nürnberg in der Peter Henlein-Straße 48. Am 1. Oktober 1926 trat Bruno Einstein dem 1. FCN bei. Am 30. April 1933 entfernte der 1. FCN ihn aus der Mitgliederliste, weil er Jude war. Nach Hitlers Machtübernahme verließen Bruno und Anna Margarete Einstein Deutschland. Als ihnen am 12. April 1937 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt wurde, lebte das Ehepaar längst in Frankreich. Bruno Einstein war zur Fremdenlegion gegangen, um die französische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Nach zwei Jahren schloss er sich einer Résistance-Einheit in Billom in der Region Auvergne-Rhône-Alpes an. Im Widerstand gegen die deutschen Besatzer schmuggelte er Waffen und Benzin und nahm an handstreichartigen Überfällen teil. Am 16. Dezember 1943 zerstörten deutsche Soldaten das Netz der in Billom stationierten Einheit. 20 Widerstandskämpfer, darunter auch Bruno Einstein, wurden am 20. Dezember 1943 auf dem Schießstand des 92. Infanterie-Regiments in Clermont-Ferrand erschossen. Anfang 1968 kehrte Anna Margarete Einstein nach Nürnberg zurück. Sie lebte im Altenheim in der Veilhofstraße 34 und starb dort am 26. Juni 1971. Bruno Einstein wurde 1947 offiziell der Ehrentitel „Mort pour la France“ („Gestorben für Frankreich“) zuerkannt. Club-Historiker Bernd Siegler hat die Biografien der 142 ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder recherchiert und sie in den Mittelpunkt des vom 1. FCN herausgegebenen Buches „Heulen mit den Wölfen – Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder“ gestellt. Sie erhalten damit erstmals nicht nur einen Namen, sondern auch eine Geschichte und ein Gesicht, was die jährliche Stolpersteinverlegung überhaupt möglich macht. Stolpersteine: größtes dezentrales Mahnmal der Welt Vor dem Wohnhaus in der Peter-Henlein-Straße 48 werden am Mittwoch, 30.04.25, ab 13 Uhr, Niels Rossow, Vorstand Strategie und Marketing des 1. FC Nürnberg und Peter Meier, Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Nürnberg, alle Teilnehmenden begrüßen. Club-Historiker Bernd Siegler informiert über das Ehepaar Einstein, über das Engagement des 1. FC Nürnberg gegen Antisemitismus berichtet Katharina Fritsch, Leitung Community & Membership 1. FC Nürnberg, und zu den Stolpersteinen als Teil der Erinnerungskultur in Nürnberg spricht Dr. Pascal Metzger, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Verein „Geschichte Für Alle“. Club-Fans und Geschichtsinteressierte sind zur Stolpersteinverlegung herzlich eingeladen. Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die bronzenen Steine werden meist vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der NS-Opfer in den Gehweg eingelassen. Mit über 116.000 Stolpersteinen in über 1860 Kommunen in 31 europäischen Ländern, die meisten davon in Deutschland, gelten sie als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. In den letzten Jahren wurde u.a. vor dem Max-Morlock-Stadion mit Stolpersteinen an den ehemaligen jüdischen Club-Trainer Jenö Konrad, seine Frau Grete und die Tochter Evelyn sowie in der Lohengrinstraße 13 an den ehemaligen jüdischen Club-Präsidenten Dr. Leopold Neuburger, seine Frau Hedwig und deren Kinder Kurt und Hilde sowie in der Rankestraße 68 an Familie Schloss gedacht.