Im südlibanesischen Nabatija treffen israelische Luftangriffe ein Gebäude der Stadtverwaltung. 16 Menschen sterben nach Angaben des Gesundheitsministeriums, darunter offenbar der Bürgermeister. Die Vereinten Nationen reagieren empört. Israel gibt an, Hisbollah-Ziele zerstört zu haben.
Eine Reihe schwerer israelischer Luftangriffe hat die südlibanesische Stadt Nabatija und Umgebung getroffen. Einer Meldung der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge gab es mindestens sieben Luftschläge auf die Stadt selbst. Bei einem Angriff auf Gebäude der Stadtverwaltung seien 16 Menschen getötet und weitere 52 verletzt worden, hieß es in einer Mitteilung des libanesischen Gesundheitsministeriums. Einer NNA-Meldung zufolge wurde auch der Bürgermeister Nabatijas, Ahmad Kahil, getötet. Auch laut der Gouverneurin der gleichnamigen Provinz, Huwaida Turk, ist der Bürgermeister unter den Toten.
Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, sagte, die Berichte über den Tod Kahils seien alarmierend. Es sei der jüngste Fall, in dem Zivilisten und zivile Ziele im Libanon angegriffen worden seien. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie schwarze Rauchwolken in dem Gebiet aufstiegen.
Der geschäftsführende libanesische Regierungschef, Nadschib Mikati, bezeichnete den Angriff auf die Stadtverwaltung als "Verbrechen". Der Luftschlag sei gezielt auf eine Sitzung gerichtet gewesen, bei der es um die humanitäre Situation gegangen sei, sagte Mikati NNA zufolge. Er warf der internationalen Gemeinschaft vor, absichtlich zu israelischen Angriffe auf Zivilisten zu schweigen. "Auf welche Lösung können wir hoffen angesichts einer solchen Realität?", fragte der Regierungschef.
Das israelische Militär teilte hingegen mit, es habe Dutzende terroristische Ziele der Schiitenmiliz Hisbollah im Gebiet Nabatijas angegriffen und unterirdische Infrastruktur der Eliteeinheit Radwan im Süden des Libanons zerstört. Beweise dafür legten die Streitkräfte nicht vor. Bei weiteren Angriffen auf den Ort Kana im Libanon wurden nach Behördenangaben drei Menschen getötet und 54 verletzt. Im Osten des Landes kamen bei israelischen Angriffen außerdem zwei Menschen ums Leben, neun wurden verwundet.
Unifil meldet Beschuss auf Beobachterturm
Überdies hat ein israelischer Panzer nach Angaben der Vereinten Nationen auf einen Beobachterturm der UN-Friedensmission Unifil im Südlibanon geschossen. "Heute Morgen beobachteten Friedenstruppen an einer Position in der Nähe von Kfar Kila, wie ein Merkava-Panzer der israelischen Streitkräfte auf ihren Wachturm feuerte", teilte Unifil mit. Zwei Kameras seien zerstört und der Turm beschädigt worden, teilte Unifil mit. "Wieder einmal sehen wir direktes und offenbar absichtliches Feuer auf eine Unifil-Stellung", hieß es in der Erklärung.
Die UN-Beobachter forderten das israelische Militär und "und weitere Akteure" auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und die Sicherheit von UN-Personal und -Eigentum zu gewährleisten. Die Unverletzlichkeit der Vereinten Nationen und deren Eigentum müsse respektiert werden.
Am Abend zuvor waren nach Angaben des libanesischen Zivilschutzes 15 Menschen nach einem Angriff auf Kana ums Leben gekommen. Das israelische Militär hatte am späten Dienstag erklärt, der Angriff auf Kana habe auf den Hisbollah-Kommandeur der Region Dschalal Mustafa Hariri abgezielt. Er sei bei dem Angriff zusammen mit anderen Hisbollah-Kämpfern getötet worden. Reporter der Nachrichtenagentur AP sahen dort nach mehr als einem Dutzend Einschlägen mehrere zerstörte Gebäude. Bei anderen waren die oberen Geschosse eingestürzt. Helfer trugen Leichen weg. Mit schwerem Gerät wurde unter den Trümmern nach weiteren Opfern gesucht.