Siegfried und Roy waren einst die Könige von Las Vegas. Wenige Jahre nach dem Tod der Magier verschwinden auch die letzten Erinnerungen an sie.
Dieser Artikel erschien zuerst bei ntv.de
Es ist ein nur allzu drastischer Beleg dafür, wie vergänglich dann doch alles ist. Zumal in einer pulsierenden Metropole wie Las Vegas, in der die ständige Veränderung identitätsstiftend ist. Im US-amerikanischen Zocker-Paradies schießen neue Etablissements gerne mal wie Pilze aus dem Boden, während der eine oder andere traditionsreiche Glitzer-Tempel einfach sang- und klanglos wieder verschwindet.
Diese Schnelllebigkeit macht auch vor Siegfried und Roy nicht Halt. Einst waren die beiden aus Deutschland stammenden Magier Siegfried Fischbacher und Roy Horn die ungekrönten Könige von Las Vegas. Ihre Auftritte mit weißen Tigern und Löwen machten sie – sehr zum Ärger von Tierschützern – nicht nur weltberühmt. Ihre Shows im Mirage-Hotel brachen ab Beginn der 1990er-Jahre auch alle Besucherrekorde in der Casino-Stadt.
Für ihren privaten Rückzug besaßen Siegfried und Roy gleich zwei Residenzen: zunächst den "Jungle Palace" unweit des Las Vegas Strips, später zudem ein rund 40 Hektar großes Areal am Stadtrand, das sie "Little Bavaria" tauften und in dem sie sich gern mit ihren Raubkatzen tummelten. Doch damit nicht genug: 1996 eröffneten die beiden auch den an das Mirage angrenzenden "Secret Garden" – ein Freigehege für ihre Tiere samt Delfinarium, das auch Besuchern offenstand.
PAID Große Illusionen: stern-Reportage nach Roy-Unfall 15.21
Mirage weicht Hard Rock
Noch nicht einmal drei Jahre sind seit dem Tod von Siegfried Fischbacher am 13. Januar 2021 vergangen. Er starb nur wenige Monate nach Roy Horn, der am 8. Mai 2020 den Folgen einer Covid-19-Erkrankung erlegen war. Horn litt zudem viele Jahre unter den Nachwirkungen eines Show-Unfalls im Oktober 2003. Damals hatte ihn der weiße Tiger Mantacore auf der Bühne angegriffen und schwer verletzt.
Doch schon jetzt nagt der Zahn der Zeit bereits unerbittlich am Vermächtnis der ehemaligen Superstars aus der deutschen Provinz. "Little Bavaria" wurde schon 2022 verkauft und soll nach seinem Abriss mit Wohnhäusern bebaut werden. Ein Jahr später wechselte auch der "Jungle Palace" den Besitzer. Immerhin dieses Anwesen ist erhalten geblieben und steht seit rund einem Jahr für Besichtigungen offen.
Den "Secret Garden" ereilt hingegen nun ein ähnliches Schicksal wie "Little Bavaria". Nachdem das Mirage Hotel Ende 2022 ebenfalls verkauft worden war, machte die einstige Las-Vegas-Institution Mitte 2024 dicht. An ihrer Stelle soll alsbald ein neues Luxusresort entstehen, betrieben von der Hard-Rock-Gruppe, die für ihre Restaurants auf nahezu der gesamten Welt bekannt ist. Die Folge: Auch der "Secret Garden" fällt jetzt den Abrissbaggern zum Opfer.
Anwesen Siegfried und Roy 17.10
Bronzeskulptur von Siegfried und Roy soll abgebaut werden
Der "Bild"-Zeitung liegen Fotos vor, die zeigen, dass das Areal bereits beinahe vollständig dem Erdboden gleichgemacht ist. Während das Hotel selbst noch steht, tut sich vor ihm nur noch eine gigantische Sandwüste auf, in der mit allerlei Baumaschinen schon fleißig an der Neugestaltung der Fläche gearbeitet wird. Verschont bleibt wohl auch nicht eine bekannte Bronzeskulptur von Siegfried und Roy, die 1993 aufgestellt wurde. Zu sehen ist, wie sie notdürftig mit einem Bauzaun geschützt wird. Nach "Bild"-Informationen soll sie jedoch alsbald abgebaut und in ein Las-Vegas-Museum verfrachtet werden.
Nicht ausgeschlossen sei, dass auch die Straße zum alten Mirage umbenannt werde, heißt es weiter. Seit 2020 trägt sie den Namen "Siegfried und Roy Drive". Doch auch das könnte früher oder später Geschichte sein – und der Vergänglichkeit des Ruhms vergangener Tage anheimfallen.