Die Kanzlerkandidaten bei "Joko & Klaas": In einer TV-Aktion warben Scholz, Merz und Habeck für einen fairen Wahlkampf. Das sind ihre wichtigsten Aussagen.
Es war ein ungewöhnlicher Fernsehmoment am Mittwochabend: Zur besten Sendezeit traten die drei Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU) und Robert Habeck (Grüne) nacheinander bei ProSieben auf.
Die 15 Minuten Sendezeit zur Prime-Time hatten sich Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf am Vorabend in ihrer Show "Joko & Klaas gegen ProSieben" erspielt. Statt die gewonnene Zeit wie üblich selbst zu nutzen, stellten die beiden Entertainer ihre Sendezeit diesmal drei Spitzenpolitikern zur Verfügung – eine Premiere in der Geschichte des Formats.
Merz: "Olaf Scholz und Robert Habeck sind keine Feinde"
"Wir können uns streiten, aber wir sind keine Feinde", betonte Bundeskanzler Olaf Scholz in seinem Beitrag. Der SPD-Politiker, der nach dem Bruch der Ampelkoalition nun Neuwahlen für den 23. Februar anstrebt, unterstrich: "Politik darf niemals zum Selbstzweck werden. Politik ist dazu da, Fragen zu klären und Probleme miteinander zu lösen."
Grünen-Kandidat Robert Habeck ging noch einen Schritt weiter und nannte seine Mitbewerber beim Namen: "Olaf Scholz und Friedrich Merz würden andere Bundeskanzler sein als ich. Aber wie ich fühlen die sich dem Wohl des Landes verpflichtet." Gleichzeitig warnte er vor Gefahren für die Demokratie durch soziale Netzwerke wie TikTok und jene, "die Regeln brechen wollen, um unsere Demokratie zu zerstören."
CDU-Chef Friedrich Merz betonte den Wert der deutschen Demokratie: "Wir Deutschen sind nicht unter den ältesten Demokratien der Welt, aber wir haben eine Kultur geschaffen, auf die wir stolz sein können." Über seine Konkurrenten sagte er: "Olaf Scholz und Robert Habeck sind keine Feinde – sie sind politische Konkurrenten und Wettbewerber."
#PolitikUndAnstand von "Joko & Klaas" erreicht Tausende Zuschauer
Für Joko und Klaas ist es nicht das erste Mal, dass sie ihre gewonnene Sendezeit für gesellschaftlich relevante Themen nutzen. In der Vergangenheit machten sie bereits auf Themen wie Pflegenotstand, sexuelle Belästigung oder die Situation im Iran aufmerksam. Mit der Aktion #PolitikUndAnstand wollten sie nun ein weiteres Zeichen setzen – diesmal für die Stärkung der demokratischen Debattenkultur in Deutschland.
Das Setting der Sendung war bewusst schlicht gehalten: Jeder Kandidat saß allein auf einem Stuhl im Scheinwerferlicht einer ansonsten dunklen Bühne. Unter dem Hashtag #PolitikUndAnstand erreichte die Aktion binnen Minuten Tausende Zuschauer auf YouTube. Christmas Pullover 09.31
Scholz erwähnt Habeck und Merz nicht namentlich – als einziger
Bemerkenswert: Während Habeck und Merz ihre Mitbewerber namentlich erwähnten und würdigten, sprach Scholz allgemeiner von "demokratischen Politikerinnen und Politikern", die gemeinsam "Brücken bauen und Kompromisse schmieden" müssten.
Der gemeinsame TV-Auftritt der drei Kandidaten markiert den Auftakt eines kurzen, aber intensiven Wahlkampfs. Neben Union, SPD und Grünen hat auch die AfD mit Alice Weidel eine Kanzlerkandidatin nominiert, die jedoch keine reelle Chance auf eine Regierungsbeteiligung hat, da keine der anderen Parteien mit ihr koalieren möchte. FDP, Linke und BSW treten nur mit Spitzenkandidaten an.