Die Baureihe 52 versorgte die Deutsche Wehrmacht. 7000 Mal wurde die Kriegslokomotive gefertigt und war simpel aufgebaut. Sie sollte nur sechs Jahre halten. Doch die letzten Veteranen arbeiten noch heute.
Die Kriegsmaschine des Dritten Reiches beruhte auf dem Schienennetz und nicht auf der Autobahn. Hitler selbst hatte als Kriegsvorbereitung den Bau von 100.000 Lkw angeordnet, da sie flexibler waren. Doch nach dem Überfall auf die UdSSR zeigte sich die Überlegenheit der Bahn. Die Strecken wurden immer länger, Frost und Schlamm lösten Straßen auf. Und nicht zuletzt waren Lkw auf das knappe Erdöl angewiesen, während die Lokomotiven damals mit Kohle betrieben wurden.
Für den Einsatz im Krieg wurde die Baureihe 52 entworfen, sie verzichtete auf seltene Metalle und ließ sich schneller bauen als die Vorgänger der zivilen Zeit. Wenn auch der unmittelbare Vorgänger, die BR 50, bereits viele Vereinfachungen vorweg genommen hatte.
Eine Kriegslokomotive für alle Zwecke
Ziel war es, nur noch eine Standardlokomotive herzustellen, die von allen Herstellern gebaut werden konnte. Die Lokomotive sollte aber nicht nur einfach zu fertigen sein, es gab weitere Vorgaben, die sich am Krieg orientierten. So durfte die Achslast nur 15 Tonnen betragen, damit die Lok auch auf Nebenstrecken eingesetzt werden konnte. Dazu war sie auf Temperaturen von minus 35 Grad ausgelegt. Damit Lokführer und Heizer den Winter in Russland aushielten wurde der Führerstand geschlossen. Tender und Lok wurden mit einem Faltenbalg verbunden. Alle frostanfälligen Teile wurden unter die Verkleidung verlegt, die sonst schwarzen Lokomotiven wurden in Tarngrau gestrichen, Buntmetalle durch Stahlteile ersetzt und am Ende über 1000 Teile eingespart.
Eine Lokomotive konnte einen Zug von 2000 Tonnen in der Ebene mit 50 km/h bewegen. Am Höhepunkt der Produktion 1943 wurden 51 Lokomotiven an einem Tag fertiggestellt. Hitlers Sonderzug Amerika wurde anfangs von Schnellzuglokomotiven der Baureihe 01.10 mit Stromlinienverkleidung gezogen, dann aber auch auf die Kriegslokomotiven umgestellt. Am Ende wurde die Kriegslokomotive 52 die meistgebaute Lok Deutschlands – über 7000 Exemplare wurden hergestellt.
Im Osten bis in die 1980er im Dienst
Nach dem Krieg wurde die Kriegslok nicht nur in BRD und DDR weiter benutzt, in fast allen ehemals besetzten Ländern wurden sie weiterverwendet. Am erstaunlichsten ist ihre lange Dienstzeit. Die Kriegslokomotiven wurden für eine geringe Lebensdauer von nur 6 bis 10 Jahren ausgelegt. Tatsächlich waren sie bis zum Ende der 1980er Jahre in der DDR und in anderen Ostblockländern im regulären Fahrbetrieb eingesetzt. In Westdeutschland wurden die 52er in den frühen 1960er Jahren ausgemustert.
Letzte Veteranen in Bosnien-Herzegowina
Abgesehen von Museumslokomotiven, die Fahrten für Liebhaber absolvieren, sind bis heute eine Handvoll der Baureihe 52 als Werkslokomotiven im Einsatz. Zwei Loks transportieren bis heute 2000 Tonnen Kohle von einer Mine im bosnisch-herzegowinischen Šikulje zu einem Kraftwerk. Beinahe 80 Jahre nach der Indienststellung. Ein eigenes Depot in Bukinje hält dazu die letzten fünf Veteranen am Laufen. Eigentlich kann sich der kommerzielle Betrieb nicht lohnen. Doch in Bosnien-Herzegowina fehlte es an Geld, um neue Dieselloks anzuschaffen. Dazu wird die Baureihe 52 mit der Kohle aus der Mine befeuert, so muss kein Diesel zugekauft werden.