10 hours ago

Back to Cash?: Warum die Schweden das Bargeld wieder lieben lernen (sollen)



Lange Zeit waren skandinavische Länder die Vorreiter in puncto bargeldloses Bezahlen. Doch nun wird die Liebe zum Cash wieder befeuert – auch wegen Putins Russland.

Ein schneller Zug der Karte oder ein Klick in der App, schon ist der Einkauf bezahlt. Immer mehr Menschen in Europa setzen auf bargeldlose Zahlung. Zwar hinken wir Deutschen noch immer hinterher, doch auch hierzulande finden mittlerweile fast die Hälfte aller Einkäufe mit Karte oder über das Smartphone statt. 52 Prozent der Käufe werden laut Statistik noch per Schein und Münzen getätigt. Die Deutschen lieben ihr Bargeld also noch immer – im europäischen Vergleich sogar deutlich mehr als andere Nationen. 

Insbesondere Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland galten lange Zeit als führend, bezogen auf die flächendeckende Möglichkeit, per Karte oder App einzukaufen. Doch nun scheinen sich auch die skandinavischen Länder wieder dem Bargeld zuzuwenden. Und das, obwohl etwa Schweden bereits mit großen Schritten auf dem Weg zum bargeldfreien Land war. 2023 zahlten laut Umfragen 90 Prozent der Schweden per Karte oder App, wie die schwedische "Riksbank" mitteilte. Doch so praktisch die Zahlungen auch sind, haben sie zwei große Nachteile – und das hat mittlerweile auch die Politik erkannt, wie der britische "Guardian" berichtet.

Ziel von Cyberattacken, wertlos im Krisenfall – ein bargeldloses System hat Schwächen

Seit der Corona-Pandemie erlebte die kontaktlose Zahlung einen wahren Boom, weil sie praktisch und auch noch hygienisch ist. Doch spätestens seit Russlands Invasion in der Ukraine wächst in Schweden die Sorge vor den Schattenseiten des bargeldlosen Finanzsystems. Hier können Kunden fast überall ohne Scheine und Münzen einkaufen, nirgendwo in Europa ist so wenig Bargeld in Umlauf wie in Schweden und Norwegen. Ein Umstand, der die Länder zu attraktiven Zielen für Cyberattacken macht. Denn sollte das digitale System zur Bezahlung flächendeckend ausfallen, wäre Chaos vorprogrammiert.

Und noch ein zweiter Aspekt beunruhigt die Regierungen der Länder: Weil die digitale Zahlung in Skandinavien schon seit verhältnismäßig langer Zeit so selbstverständlich ist, könnte mittlerweile eine Entwöhnung eingesetzt haben. Bargeld könnte in den Augen vieler Menschen seinen Wert an sich verloren haben. In einem Krisenfall wäre dies fatal, weil es seine Legitimität verlieren würde – und von einigen nicht mehr akzeptiert würde. Das wäre gleichbedeutend mit dem Kollaps des Finanzsystems.

Schweden und Norwegen fordern Bevölkerung auf, wieder häufig bar zu zahlen

Um darauf hinzuweisen, verschickt das schwedische Verteidigungsministerium Broschüren mit dem Titel "Wenn Krise oder Krieg kommen" an jeden Haushalt im ganzen Land. Darin wird dazu aufgerufen, wieder regelmäßig mit Bargeld zu bezahlen und einen Geldvorrat für mindestens eine Woche zu Hause zu horten, um sich auf eine etwaige Krise vorzubereiten.

Ähnliche Ratschläge erteilt auch Norwegen seiner Bevölkerung. Auch hier soll die Bargeldzahlung wieder normalisiert werden. Im vergangenen Jahr erließ die Regierung ein Gesetz, wonach Händler mit Strafen rechnen müssen, wenn sie kein Bargeld annehmen. 

Norwegens ehemalige Ministerin für Justiz und Notfälle, Emilie Mehl, erklärte: "Wenn niemand mehr mit Bargeld zahlt und niemand mehr Bargeld akzeptiert, wird Bargeld in der Krise keine echte Notlösung mehr sein." 

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