Rote Handtasche in Islamabad unerwünscht. So kann man eine der Lehren aus einem kürzlichen Besuch von Entwicklungsministerin Svenja Schulze beim pakistanischen Premier beschreiben. Doch ihre Delegation bleibt renitent - und weist das Sicherheitspersonal in die Schranken.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze ist eigentlich nach Pakistan gereist, um sich dort über die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken zu informieren. Und dann steht vor dem Palast des pakistanischen Ministerpräsidenten in Islamabad plötzlich eines ihrer eigenen Accessoires im Mittelpunkt: eine schicke rote Handtasche. Und es ist nicht nur ein Accessoire. Es ist quasi ihre Aktentasche, in der sie Notizen über das Lieferkettengesetz und über Flüchtlinge aus Afghanistan mitführt, wie ihr Ministerium später erklärt.
Doch als sie Mitte dieser Woche an einem trockenen Abend in der Monsunzeit bei rund 30 Grad Eintritt in den Palast von Premier Shehbaz Sharif möchte, da machen die Männer von der Security plötzlich Probleme wegen der Tasche - und lösen damit ein kleines Handtaschen-Gate aus. Ein ZDF-Korrespondent filmt die Szene - und wie sich die Deutschen letztendlich gegen das etwas unverständlich agierende pakistanische Sicherheitspersonal durchsetzen.
Die Security-Leute bedrängen zunächst die Journalisten und bitte diese, Videoaufnahmen rasch zu beenden. Und dann wollen sie die Ministerin, die mit einer deutschen Mini-Delegation unterwegs ist, ihre rote Handtasche auch nicht mit in den Palast nehmen lassen.
Deutscher Botschafter: "Thank you very much. Bye, bye"
"Ich habe hier meine persönlichen Sachen drin", entgegnet Schulze dem Bericht von ZDF-Journalist Andreas Kynast zufolge den Sicherheitskräften und hebt ihre Tasche noch mal demonstrativ hoch. Doch die pakistanischen Sicherheitsleute bleiben bei ihrem Nein. Als sie der SPD-Politikerin quasi in Aussicht stellen, "die Ministerin oder die Tasche", legt Schulze quasi eine Pirouette auf dem diplomatischen Parkett hin und geht zurück zu ihrem Auto. Der deutsche Botschafter Alfred Grannas, der die Ministerin begleitet, sagt noch: "Thank you very much. Bye, bye".
Dann folgt plötzlich die Kehrtwende der Sicherheitsbeamten. Als Schulze ihre Handtasche die Treppe hinunterträgt, rufen ihr die Sicherheitskräfte hinterher: "Ma'am. Bitte entschuldigen Sie!" Im unerwarteten Handtaschen-Streit mit Deutschland gibt Pakistan nach.
Drinnen soll dann alles angenehmer zugegangen sein: Das Treffen mit Sharif soll konstruktiv und fruchtbar gewesen sein, gibt Kynast Aussagen der deutschen Delegation wieder. Der Regierungschef habe seine Deutschkenntnisse angewendet und sei ein warmherziger, aufmerksamer Gastgeber gewesen.
Auch weist der Journalist darauf hin, dass es eigentlich zu einem unumstößlichen Privileg für Präsidenten, Kanzler und Minister gehört, quasi nie durchsucht oder gefilzt zu werden. Der versuchte Entzug der Handtasche erscheint da schon als schwerer Affront - zumal einem auch kein Fall einfällt, bei dem ein männlicher Minister einmal derart um seine Aktentasche kämpfen musste.