1 day ago

Atommüll: Castor-Transport soll nach Bayern rollen



Hoch radioaktive Atomabfälle sind mit einem Schiff am Hafen Nordenham in Niedersachsen angekommen. Ziel: ein Zwischenlager in Bayern.

In der Morgendämmerung erreichte die "Pacific Grebe" den Hafen Nordenham. An Bord: hoch radioaktive Atomabfälle in sieben Castor-Behältern. Es sind Überbleibsel des deutschen Atomzeitalters. Sämtliche Kernkraftwerke hierzulande sind inzwischen abgeschaltet, der Abfall aber ist noch da. Die Castor-Behälter sind auf dem Weg von Großbritannien nach Bayern, wo sie zwischengelagert werden. 

Lange war der Transport unter strenger Geheimhaltung geplant worden. Vergangenen Mittwoch verließ das Spezialschiff den Hafen in Barrow-in-Furness. Am Dienstag legte es um 06.00 Uhr planmäßig in Niedersachsen an, wie ein Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) der Deutschen Presse-Agentur sagte. Zwischenfälle gab es laut Polizei nicht. Das Hafengelände wurde von schwer bewaffneten Einsatzkräften abgesichert.

Am Nachmittag sollte es eine Kundgebung von Atomkraft-Gegnern in Nordenham geben, bereits in den Tagen zuvor fanden in mehreren Städten Demonstrationen und Mahnwachen statt. Weitere sind einem Bündnis an Anti-Atom-Initiativen zufolge geplant.

Mit dem Zug nach Bayern

Die Behälter kommen aus der englischen Aufarbeitungsanlage Sellafield und werden in Nordenham vom Schiff auf einen Zug umgeladen, der sie in das Zwischenlager am Standort des stillgelegten Kernkraftwerkes Isar in Niederaichbach (Landkreis Landshut) transportiert. Ein Standort für ein künftiges Atommüll-Endlager ist noch nicht gefunden.

Details zur Route des Transportes sowie zum Zeitplan werden laut GNS aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht.

Noch am Morgen wurde der erste Castor-Behälter mittels Kran auf einen Waggon umgeladen. Dabei würden von Sachverständigen Messungen durchgeführt, teilte die GNS mit. Es müsse nachgewiesen werden, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Strahlungsgrenzwerte - fachsprachlich: Grenzwerte der Ortsdosisleistung (ODL) - zuverlässig eingehalten werden. Entsprechende Messungen hatte es bereits vor dem Start des Transportes in Sellafield gegeben.

Der Verein Ausgestrahlt kritisierte, die deutschen Zwischenlager böten keinen ausreichenden Schutz für hoch radioaktive Abfälle. Sprecher Helge Bauer sagte, es sei klar, dass der Atommüll nicht in Niederaichbach bleiben könne. "Jeder Castor-Transport birgt enorme Risiken. Atommüll sollte deshalb nur ein einziges Mal transportiert werden, und zwar in ein sogenanntes Endlager." Das gelte auch für deutschen Atommüll aus der Wiederaufarbeitung im Ausland, "zu dessen Rücknahme die Bundesrepublik selbstverständlich verpflichtet ist".

Deutscher Atommüll

Bis zum Jahr 2005 war es gängige Praxis, dass ein Teil der in Deutschland verbrauchten Brennelemente in die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield sowie La Hague in Frankreich gebracht wurden, wie die GNS erläuterte. Die Bundesrepublik hat sich völkerrechtlich verpflichtet, die dabei entstandenen Atomabfälle zurückzunehmen. 

Das Zwischenlager befindet sich am Standort des ehemaligen Kernkraftwerkes Isar im Landkreis Landshut. Block I ist 2011 abgeschaltet worden, Block II wurde 2023 vom Netz genommen. Beide Anlagen befinden sich im Rückbau.

Aus Sellafield müssen noch sieben weitere Behälter zurückgenommen werden, die in Brokdorf (Schleswig-Holstein) zwischengelagert werden. Sechs Behälter aus Sellafield waren bereits 2020 nach Biblis (Hessen) gebracht worden.

Die Rückführung von Atommüll aus La Hague wurde den Angaben nach mit dem Transport von vier Castor-Behältern 2024 nach Philippsburg (Baden-Württemberg) abgeschlossen. Mehr als 100 Behälter waren zwischen 1995 und 2011 ins Zwischenlager in Gorleben (Niedersachsen) gebracht worden.

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