Die Panzerhaubitze 2000 ist eines der modernsten Waffensysteme, die in der Bundeswehr im Einsatz sind. Bislang hat Deutschland der Ukraine 18 Exemplare zur Verfügung gestellt. Nun sollen zwölf weitere folgen.
Seit dem russischen Großangriff auf die Ukraine im Frühling 2022 hat die Bundesregierung die Streitkräfte Kiews mit insgesamt 18 Panzerhaubitzen 2000 ausgerüstet. Nun kündigt Verteidigungsminister Boris Pistorius an, zwölf weitere Exemplare zu liefern. Auf der Website der Bundeswehr wird die Panzerhaubitze 2000 als "ein hochmodernes Artilleriegeschütz" beschrieben. Und tatsächlich ist diese Artilleriewaffe in der Mitte der 1990er Jahre entwickelt worden. Wollte man sie mit einem russischen Waffensystem vergleichen, wäre ihr Pendant wohl die 2S19. Ebenfalls eine Panzerhaubitze mit einem 152-Millimeter-Geschütz, die erstmals auf der Luft- und Raumfahrtausstellung in Schukowski bei Moskau im August 1992 vorgestellt wurde. Die fahrende Basis bilden hier die russischen Panzer T-72 oder T-80.
Hergestellt wird die Panzerhaubitze 2000 von den Unternehmen KNDS und Rheinmetall. Sie ist das Standardgeschütz der Bundeswehr, gilt mit ihrer 155-Millimeter-Kanone, die mit einem gepanzerten Kettenfahrzeug bewegt wird, als enorm wendig und kann auch in schwerem Gelände eingesetzt werden.
Wie schon erwähnt, gehört die Panzerhaubitze 2000 zu den modernsten Artilleriegeschützen weltweit. Ihre Stärke liegt vor allem in der Präzision und der großen Kampfentfernung, die mit der 155-Millimeter-Langrohrkanone überbrückt werden können. Mit der Standardmunition werden Schussentfernungen von bis zu 30 Kilometern erreicht. Mit reichweitengesteigerter Munition sind es sogar 40 Kilometer. Dabei können sechs Granaten so abgefeuert werden, dass sie zeitgleich im Ziel einschlagen. Ebenso ist es möglich, Munition mit sogenannten tempierbaren Zündern, also Geschossen, die erst beim Aufschlag oder über dem Ziel detonieren, zu verschießen.
Selbstschutz durch Nebelwurfanlage
Das Geschossmagazin der Panzerhaubitze 2000 befindet sich in der Wanne des gepanzerten Kettenfahrzeugs und ist um den Geschosstransporter angeordnet, der Teil der automatisierten Munitionszuführungsanlage ist. Das Magazin fasst 60 Schuss. Zu den Selbstschutzsystemen der Panzerhaubitze 2000 gehört eine Nebelmittelwurfanlage, die acht 76-Millimeter-Wurfbecher umfasst. Je eine Vierergruppe befindet sich rechts und links der 155-Millimeter-Kanone. Als Sekundärbewaffnung ist zudem ein Maschinengewehr am Platz des Munitionskanoniers montiert.
Mithilfe eines sogenannten VO-Messgerätes, also eines Geschwindigkeitsmessers, wird die Mündungsfeuergeschwindigkeit eines Geschosses ermittelt. Die kann nämlich aus verschiedenen innenballistischen Gründen variieren. Sie hat Einfluss auf die Treffgenauigkeit, wird für jedes Geschoss ermittelt und für die Berechnung von Korrekturwerten genutzt. Zudem wird die Schussgenauigkeit durch weitere Systeme erreicht, die aus den Daten eines Wettertrupps - der Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Windgeschwindigkeit - und der Pulver- und Rohrtemperatur entsprechende Feuerbefehle errechnen.
Um die Lage im Raum festzustellen, verfügt das Fahrzeug neben dem VO-Messgerät über ein Kurs-Lage-Gerät und einen Weggeber. Während das Kurs-Lage-Gerät während des Marsches als Zusatz zum GPS fungiert, um auch bei Schräglage des Fahrzeuges präzise feuern zu können, misst der Weggeber die Entfernung, die die Panzerhaubitze 2000 zurückgelegt hat.
Antrieb mit 1000 PS
Der Triebwerksblock der Panzerhaubitze 2000 befindet sich vorn links in der Wanne. Er besteht aus dem MT881Ka-500 Dieselmotor mit einer Nennleistung von 1000 PS und einem hydromechanischen Schalt-, Wende- und Lenkgetriebe mit je vier Vor- und Rückwärtsgängen. Die Reichweite beträgt auf der Straße 420 Kilometer. Hier kann die Panzerhaubitze 2000 dann auch eine Spitzengeschwindigkeit von 60 erreichen. Im Gelände sind es immer noch 45 km/h. Dieses Tempo entspricht ungefähr der Beweglichkeit eines Kampfpanzers.
Wichtig für den eigenen Schutz ist, dass die Panzerhaubitze 2000 nach dem Abschuss ihrer Granaten schnell den Standort wechseln kann, um nicht in ein mögliches Konterbatteriefeuer zu geraten. Dank des panzerähnlichen Unterbaus ist die Panzerhaubitze zudem in der Lage, Gewässer bis zu einer Tiefe von 1,1 Metern ohne Vorbereitung zu durchqueren. Bei eingeschalteter Tauchhydraulik sollen es sogar 1,5 Meter sein.