Donald Trump hat es versprochen: Mit ihm als US-Präsident wird der Ukraine-Krieg enden. Ex-General Keith Kellogg soll dieses Wunder vollbringen. Wie stellt er sich das vor?
Donald Trump will nicht nur Amerika great, sondern die Welt auch safe again machen. Weil das selbst für einen Mann seines Egos eine doch greate Aufgabe ist, holt er sich Hilfe von einem alten Freund. Der 80-jährige Ex-General Keith Kellogg soll als Sonderbeauftragter für die Ukraine und Russland Frieden nach Europa bringen. Aber wie will der bretthart-konservative Veteran Trumps halbgares Wahlversprechen umsetzen und den bald dreijährigen Krieg beenden? Ukraine IV Franz-Stefan Gady 5:56
Keith Kellogg weniger radikal als Richard Grenell
Der frühere Generalleutnant Kellogg sei schon "von Beginn an" an seiner Seite gewesen, lobte Trump in der kurzen Nominierungserklärung auf Truth Social. Tatsächlich verfügt Kellogg über eine Eigenschaft, die der republikanische Parteipatriarch weit mehr schätzt als Kompetenz: Loyalität. Der Vietnamveteran beriet Trump schon bei dessen erstem Wahlkampf 2016 in außenpolitischen Fragen, folgte ihm später ins Weiße Haus – erst als Stabschef seines Nationalen Sicherheitsrats, dann als Sicherheitsberater von Trumps Nummer Zwei, Mike Pence.
Zwar ist Kellogg, der aussieht wie eine latent schießwütige Variante des putzigen, alten Carl aus Disneys Animationsfilm "Oben", durch und durch ein MAGA-Mann. Nicht ohne Grund arbeitet er federführend für das America First Policy Institute (AFPI), jener ultrakonservativen Denkfabrik, die den Fahrplan für Trumps zweite Regentschaft entscheidend mitgestaltet. Doch ist Kellogg zumindest in seinem stoisch-militärischen Auftreten bei Weitem nicht so radikal wie andere Opportunisten, die für den Posten gehandelt wurden – allen voran Hardliner Richard Grenell, der frühere Berliner US-Botschafter und Merkel-Schreck.
Trumps Ukraine-Sonderbeauftragter will Frieden erzwingen
Nordkorea, China, Iran, Russland – Trump sei es in seiner ersten Amtszeit gelungen, die Pyromanen voneinander getrennt zu halten, sagte Kellogg jüngst im Interview mit dem Rechtsaußensender Fox News. Heute, vier Jahre später, "ernähren sie sich voneinander". China kauft russisches Öl, der Iran liefert Russland Drohnen, Nordkorea schickt gar eigene Soldaten ins Feld. Mit anderen Worten: Wer die Welt safe again machen will, muss das gemeinsame Interesse dieser neuen "Achse" zerschlagen will, indem er einen belastbaren Frieden im Osten Europas schafft.
Kellogg ist dabei einem trumpschen Diktatfrieden zwar nicht abgeneigt, misst im Gegensatz zu seinem Chef in spe aber dem diplomatischen Einmaleins Bedeutung zu. Im April veröffentlichte er, gemeinsam mit Trumps ehemaligem Sicherheitsberater Fred Fleitz, einen Bericht, in dem er ausrollt, warum Joe Biden Schuld an der ganzen Misere sei und wie ein Weg zum Frieden unter "einer starken, Amerika-orientierten Führung" aussehen könnte. Russlands Wladimir Putin und Ukraines Wolodymyr Selenskyj sollen an einen Tisch. Wie sie dahin kommen, ob auf die nette oder auf die harte Tour, entscheiden sie selbst. Kellogg, soviel ist klar, hätte kein Problem damit, die Todfeinde zur Versöhnung zu zwingen. FS Trumps Kabinett 12.09
Eine Demilitarisierung der Ukraine, wie sie die Russen bei den ersten, (Schein-)Verhandlungen in Istanbul im März 2022 forderten, sei aber auch heute "eine inakzeptable Forderung. Und man geht nicht mit inakzeptablen Forderungen in eine Verhandlung", stellte Kellogg diesen Juli in einem Interview mit dem US-Auslandssender "Voice of America" klar. Der wichtigste Gesprächsanreiz für Selenskyj wären freilich die überlebenswichtigen Waffenlieferungen. Die will Kellogg nur fortführen, wenn Kiew die Hand in Richtung Moskau ausstreckt.
Ja, das ist Erpressung. Denn bereits mit Schützenhilfe aus dem US-Kongress verliert die Ukraine täglich an Boden. Versiegt der Waffen- und Geldstrom jenseits des Atlantiks, ist der Kampf aussichtslos. Kellogg entscheidet folglich nicht nur wann, sondern ob Selenskyj überhaupt am Erwachsenentisch Platz nehmen darf.
Was, wenn Putin gierig wird?
Um wiederum Putin gewogen zu stimmen, will er außerdem die Aussicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt auf Eis legen, oder noch besser: erst einmal ganz vergessen. Und was, wenn der Kremlchef einmal mehr gierig wird? Was, wenn der nicht einmal einen Waffenstillstand entlang der Frontlinie akzeptiert, weil er sich, wie zuletzt, im Aufwind sieht? Dann würde Kellogg den Spieß umdrehen, würde Trump anhalten, noch mehr Geld und Waffen in die Ukraine zu pumpen und weitere Feuerbeschränkungen für die US-Raketen aufzuheben. Hauptsache, Putin hört zu.
Kellogg kann es nicht allen recht machen. Wie gut für ihn, dass er das auch gar nicht muss. Die einzig unverrückbare Doktrin wird sein: America first. Und Amerika, da sollten sie sich in Kiew nichts vormachen, das ist ab dem 20. Januar 2025: Trump.
Quellen: "America First Policy Institute"; "The Hill"; "Spiegel"; "Voice of America"; "Newsweek"; "Kyviv Post"; "Washington Post"