Donald Trump hat sich in den Kopf gesetzt, Grönland zu besitzen. Die dortige Regierung wehrt sich. Trotzdem prüft das Weiße Haus, ob es sich die Insel leisten könnte.
Donald Trump will Grönland unbedingt besitzen – koste es, was es wolle. Seine Besitzansprüche hatte der US-Präsident zwischenzeitlich sogar mit militärischen Drohgebärden untermauert.
Im Weißen Haus versucht man derzeit abzuschätzen, wie viel es kosten würde, das grönländische Territorium zu kontrollieren, berichtet die US-Zeitung "Washington Post" und beruft sich dabei auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es ist der wohl konkreteste Versuch, Trumps Wunsch, die Insel zu erwerben, politisch umzusetzen. Einberechnet wurden demnach unter anderem die Kosten für den Unterhalt der Insel sowie die potenziellen Einnahmen, die die USA durch den Abbau der natürlichen Rohstoffe gewinnen würden.
Offiziell gehört Grönland zum Königreich Dänemark, hat aber einen weitgehend autonomen Status. 58.000 Menschen leben dort. In den vergangenen Monaten hatte der US-Präsident immer wieder erklärt, die Kontrolle über die größte Insel der Welt übernehmen zu wollen, und begründete die Forderung entweder mit der nationalen oder internationalen Sicherheit. Die Weltgemeinschaft reagierte empört. Grönlands neu gewählter Regierungschef, Jens-Frederik Nielsen, wies Trumps Ansprüche strikt zurück.
Trump schließt militärische Maßnahmen für Übernahme Grönlands nicht aus
Die US-Regierung ist sich aber sicher, dass es Grönland nicht so meint. So betonte US-Außenminister Marco Rubio bei einem Besuch in Brüssel, man respektiere das Selbstbestimmungsrecht, aber es sei klar, dass die Insel nicht zu den Dänen gehören wolle, und das Königreich solle sich darauf einstellen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Grönländer eine Entscheidung treffen würden. "Und wenn sie diese Entscheidung treffen, dann wären die Vereinigten Staaten eventuell bereit, einzuspringen und zu sagen: Okay, wir können eine Partnerschaft mit euch aufbauen", sagte Rubio.
Erst am Samstag wiederholte Trump, die USA würden Grönland bekommen – "100 Prozent". Auf die Frage, ob dies mit oder ohne Gewalt geschehen werde, sagte Trump, dass es ohne militärische Eingriffe möglich wäre. Aber er wolle keine Option ausschließen. "Der Präsident glaubt, dass Grönland ein strategisch wichtiger Standort ist, und ist überzeugt, dass den Grönländern besser gedient wäre, wenn sie von den Vereinigten Staaten vor modernen Bedrohungen in der Arktis geschützt würden", sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses gegenüber der "Washington Post".
Jetzt tüfteln die US-Beamten an Plänen für die Übernahme. Die Kostenanalyse basiere auf der Annahme, dass die Grönländer die Übernahme unterstützen, hieß es aus Washington. Dem Zeitungsbericht zufolge besteht eine Option darin, die Dänen mit einem Angebot an die grönländische Regierung zu übertrumpfen. Dänemark subventioniert Dienstleistungen auf der Insel mit etwa 600 Millionen Dollar pro Jahr. Die USA wären bereit, mehr zu zahlen, zitiert die "Washington Post" einen Beamten aus dem Weißen Haus.
Das American Action Forum, eine mitte-rechts Denkfabrik, schätzt den Preis der grönländischen Bodenschätze auf 200 Milliarden Dollar. Den strategischen Wert der Insel bezifferte sie auf drei Billionen Dollar.
Zu Beginn seiner zweiten Amtszeit hatte Donald Trump angekündigt, auch Kanada und den Panamakanal übernehmen zu wollen. Die Akquisition Grönlands wird im Weißen Haus aber als die einfachste angesehen.
Trump will den Grönländern seine Pläne gut verkaufen
Nach außen hin gibt sich die US-regierung optimistisch, dass sich die Grönländer von Dänemark lossagen wollen. Ein Beamter des Weißen Hauses sagte gegenüber der "Washington Post" jedoch, dass man derzeit darüber berate, wie man den Inselbewohnern die Übernahme durch die USA schmackhaft machen könne.
Trumps Vize, J. D. Vance, hatte Grönland kürzlich besucht und sich dort als Heilsbringer für die Inselbewohner inszeniert. "Unsere Botschaft an Dänemark ist ganz einfach. Ihr habt keine gute Arbeit für die Menschen in Grönland geleistet. Ihr habt zu wenig in die Menschen in Grönland investiert, und ihr habt zu wenig in die Sicherheitsarchitektur dieser unglaublichen, wunderschönen Landmasse mit unglaublichen Menschen investiert", monierte er. Die USA könnten nicht akzeptieren, dass Russland oder China in Grönland eindringen. Trumps Logik folgend, begründete auch er die Übernahme mit Sicherheitsgarantien gegen die Konkurrenten aus dem Osten.
Die US-Regierung betont immer wieder, dass Grönland wegen seiner Bodenschätze und seiner geografischen Lage ein Gewinn für die Vereinigten Staaten wäre. Die Insel ist unter anderem reich an Erdöl sowie Seltenen Erden und liegt an einem entscheidenden Engpass zwischen dem Arktischen und dem Atlantischen Ozean – in der Nähe von Seewegen, die für die Schifffahrt und den militärischen Verkehr von Vorteil sind.
Dass der wirtschaftliche Nutzen wirklich so groß ist, wie von der Trump-Administration immer wieder betont, ist allerdings umstritten. Der Abbau der Rohstoffe gilt als teuer, komplex und nicht sonderlich ergiebig. Zudem sind die Bedingungen, unter denen die Mineralien gefördert werden müssten, extrem. Kritiker sehen Trumps Begründung deshalb vor allem als Deckmantel für dessen Expansionsfantasien.