3 months ago

"Alle Register" gezogen: Heil will mehr indische Fachkräfte nach Deutschland lotsen



Arbeitsminister Heil tauscht sich mit Indern über die Arbeitssituation in dem asiatischen Land aus. Kurz darauf steht eine 30 Maßnahmen umfassende Strategie, wie die gut ausgebildeten Fachkräfte in Deutschland besser aufgenommen werden können. Er spricht von einem "Gewinn für beide Länder".

Das Bundeskabinett hat die vom Bundesarbeitsministerium und vom Auswärtigen Amt federführend erstellte Fachkräftestrategie Indien beschlossen. Das gab das Arbeitsministerium bekannt. Sie knüpfe an die bestehende Partnerschaft mit Indien an und zeige anhand von dreißig konkreten Maßnahmen auf, wie die Fachkräftegewinnung aus Indien ausgebaut werden solle. "Deutschland braucht mehr wirtschaftliche Dynamik und dafür braucht es qualifizierte Fachkräfte", sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. "Indien ist ein junges Land und bringt alle Voraussetzungen mit, dass für beide Länder die Fachkräfteanwerbung ein Gewinn ist."

Bürokratische Hürden würden abgebaut, das Visaverfahren für Indien soll bis Ende 2024 umfassend digitalisiert werden - künftig soll digitale, datenschutzkonforme Antragstellung und Kommunikation die Regel sein. Mit einem Ausbau von Deutschlern-Angeboten über die Goethe-Institute werde dafür gesorgt, dass die deutsche Sprache vermehrt in Indien vermittelt werde. Zudem verstärke die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit Jobmessen in Indien und durch die gezielte Beratung von indischen Studierenden in Deutschland ihre Anstrengungen. "Der Zuzug indischer Fachkräfte ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte für unser Land und diese schreiben wir mit über 30 Maßnahmen im Rahmen der Fachkräftestrategie fort", sagte der SPD-Politiker.

Die Regierung ziehe zwar "alle Register im Inland", Deutschland brauche aber auch qualifizierte Fachkräfteeinwanderung aus dem Ausland. Die Anwerbung von qualifizierten Arbeitskräften aus Indien habe sich bereits in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. So habe sich die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Inderinnen und Inder in Deutschland seit 2020 verdoppelt. Im Februar waren 137.000 von ihnen in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 3,7 Prozent der Inder in Deutschland sind arbeitslos - zum Vergleich: 7,1 Prozent sind es in der Gesamtbevölkerung.

Ihr oft hohes Qualifikationsniveau spiegele sich in vergleichsweise hohen Gehältern wider. 16 Prozent arbeiten auf Spezialisten- und 37 Prozent auf Expertenniveau, in der Regel nach akademischem Abschluss. Neben konkreten Maßnahmen der Bundesregierung stelle die Fachkräftestrategie Indien gute Beispiele aus der Praxis von Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und den Bundesländern heraus.

Arbeitsmarkt in Indien konträr zu deutschem

In Deutschland drohe Fachkräftemangel Wachstum und Fortschritt zu bremsen, heißt es in der Strategie. Immer stärker schlage die Alterung der Gesellschaft durch. "In Indien ist die Lage gegenläufig", so die Regierung. "Dort stoßen zum Teil sehr gut ausgebildete, geburtenstarke Jahrgänge auf einen Arbeitsmarkt, der nur begrenzt in der Lage ist, diese Jahrgänge aufzunehmen." Bei einem Treffen mit Inderinnen und Indern am Rand eines Cricketspiels Anfang der Woche sagte Heil: "In Indien kommen pro Monat eine Million Menschen zusätzlich auf den Arbeitsmarkt." Laut Strategiepapier fördert die indische Seite die Arbeitsmigration: "Deshalb sieht Deutschland in Indien beim Thema Fachkräfteeinwanderung einen besonders wichtigen Partner."

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In Deutschland fehlen Arbeits- und Fachkräfte vor allem in der Informationstechnologie und der technischen Forschung, in vielen Bau- und Handwerksberufen und bei Pflege, Gesundheit und medizinischer Versorgung. 34,8 Millionen Menschen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt. "Unternehmen (...) müssen vermehrt ihre Anstrengungen in die Gewinnung und Bindung von Fachkräften intensivieren - auch aus dem Ausland", so die Regierung. "Dieser Trend wird sich in der Zukunft fortsetzen."

"Eines der wichtigsten Beschäftigungsfelder der in Deutschland tätigen Inderinnen und Inder ist der Dienstleistungssektor und insbesondere die Branche der Information und Kommunikation", heißt es in der Fachkräftestrategie. Hier gebe es in Deutschland einen besonderen Engpass. Tatsächlich beklagen Behörden und Firmen seit Jahren gravierende Lücken an IT-Fachkräften.

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