Die Wahlkampfteams von Demokraten und Republikanern werden nach eigenem Bekunden Opfer von Hackerangriffen. Mehrere Behörden teilen nun mit, dass sie ein konkretes Land als Ausgangspunkt sehen. Auf die Herkunft eines kursierenden Dossiers über Trumps Vize-Anwärter gehen sie derweil nicht ein.
Die USA machen den Iran für einen Hackerangriff auf die Kampagne des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verantwortlich. "Wir haben in diesem Wahlzyklus zunehmend aggressive iranische Aktivitäten beobachtet, die insbesondere auf die Beeinflussung der amerikanischen Öffentlichkeit und auf Cyberoperationen gegen Präsidentenwahlen abzielen", teilten die US-Bundespolizei FBI, die Nationale Geheimdienstdirektion (Odni) der USA und die US-Behörde für Cybersicherheit (Cisa) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Dazu gehörten auch die kürzlich bekannt gewordenen Aktivitäten zur Gefährdung der Trump-Kampagne, welche die US-Nachrichtendienstgemeinschaft dem Iran zuschreibe.
Trumps Wahlkampfteam hatte am 10. August erklärt, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein. Die Trump-Kampagne machte "ausländische Quellen" für die Verbreitung interner Kommunikation und einer Akte über den republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance verantwortlich. Trumps Sprecher Steven Cheung beschuldigte den Iran, dahinterzustecken.
Das FBI hatte vergangene Woche mitgeteilt, wegen eines möglichen Hacker-Zugriffs auf interne Kommunikation von Trumps Wahlkampfteam zu ermitteln. US-Medien soll ein 271 Seiten langes internes Dossier über Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance zugespielt worden sein. Solche Dossiers dienen im US-Wahlkampf unter anderem dem Zweck, besser auf politische Angriffe der Gegenseite vorbereitet zu sein. Trumps Sprecher hatte in diesem Zusammenhang von einem Hack gesprochen. Auch das Wahlkampfteam von US-Vize Kamala Harris gab bekannt, Ziel eines ausländischen Cyberangriffs geworden zu sein.
Google meldete Angriff von Hackertruppe APT42
In der gemeinsamen Mitteilung von ODNI, Cisa und FBI heißt es nun weiter, die Iraner hätten versucht, Zugang zu Personen mit direkter Verbindung zu den Wahlkampfteams der Demokraten und der Republikaner zu erhalten. "Diese Aktivitäten, einschließlich Diebstähle und Enthüllungen, zielen darauf ab, den Wahlprozess in den USA zu beeinflussen." Der Iran versuche, "Zwietracht zu schüren und das Vertrauen in unsere demokratischen Institutionen zu untergraben". Das Vance-Dossier wurde in der Mitteilung nicht ausdrücklich erwähnt. Der Iran betrachte die Präsidentenwahl am 5. November als besonders folgenreich mit Blick auf seine nationalen Sicherheitsinteressen, warnten die US-Geheimdienste. Das erhöhe die Neigung Teherans, "das Ergebnis zu beeinflussen".
Vergangene Woche hatten auch IT-Sicherheitsexperten von Google mitgeteilt, dass eine den iranischen Revolutionsgarden nahestehende Hackergruppe versucht habe, sich Zugang zu E-Mail-Konten von Wahlkampfmitarbeitern der US-Demokraten und des republikanischen Kandidaten Trump zu verschaffen. Die Hackergruppe, die unter dem Namen APT42 bekannt ist, soll sich demnach im Mai und Juni die persönlichen E-Mails von etwa einem Dutzend ranghoher Mitarbeiter aus dem demokratischen und republikanischen Wahlkampflager vorgenommen haben. Damals war US-Präsident Joe Biden noch der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Demokraten, nach seinem Rückzug tritt nun Vizepräsidentin Harris gegen Trump an.