Nach Jahren besucht eine Ballerina ihre Familie in Russland. Kurz vor ihrer Rückreise in die USA nimmt sie der russische Geheimdienst fest. Ein halbes Jahr später verurteilt ein russisches Gericht sie wegen einer kleinen Spende zu zwölf Jahren Haft.
Ein Gericht in Jekaterinburg am Ural hat die russisch-amerikanische Doppelstaatlerin, Ksenia Karelina wegen angeblichen Hochverrats zu zwölf Jahren Haft im Straflager verurteilt. Das Gericht sprach die 32-Jährige schuldig, mithilfe einer Spende gegen die Sicherheit Russlands gearbeitet zu haben. Demnach soll Karelina 2022 etwa 51 US-Dollar (47 Euro) an eine Hilfsorganisation für die Ukraine gespendet haben.
Ihr Anwalt Michail Muschailow erklärte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass er das Urteil anfechten wolle und lehnte auch die Darstellung des Gerichts ab, dass seine Mandantin die Schuld vollumfänglich eingeräumt hatte. Vielmehr habe sie lediglich zugegeben, Geld überwiesen zu haben, ohne sich über den antirussischen Zweck im Klaren gewesen zu sein.
Der russische Geheimdienst FSB gab jedoch an, dass mithilfe ihrer Spende medizinische Artikel, Ausrüstung und auch Munition in der Ukraine eingekauft worden sei. In den USA habe die Frau mehrfach an "öffentlichen Aktionen zur Unterstützung des Kiewer Regimes" teilgenommen.
Ohne Urteil keine Teilnahme an Gefangenenaustausch
Vor ihrer Inhaftierung hatte Karelina seit Jahren in den USA gelebt und dort als Ballerina gearbeitet. Bereits 2021 hatte sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erlangt. Nach einem Türkeiurlaub hatte sie sich Anfang Januar dazu entschieden, ihre Familie in Russland zu besuchen.
Aufgrund von Reisewarnungen für US-Bürger und um nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, reiste sie mit ihrem russischen Pass ein, wie ihr Partner und Profiboxer Chris van Heerden dem "Guardian" erklärte. Bereits bei der Einreise habe die Polizei ihr Mobiltelefon beschlagnahmt, jedoch versichert, dass alles in Ordnung sei, so Heerden. Kurz vor ihrer Rückreise am 28. Januar wurde sie dann aber vom russischen Geheimdienst FSB verhaftet und Ende Februar wegen Hochverrats angeklagt.
Die USA werfen Russland vor, US-Bürger willkürlich zu verhaften, um sie als Druckmittel für die Freilassung von im Ausland verurteilten Russen zu benutzen. Karelinas Anwalt Muschailow erklärte, dass sie nicht an dem Gefangenenaustausch am 1. August hatte teilnehmen können, da zu diesem Zeitpunkt in ihrem Fall noch kein Urteil gefallen war.