Dass die Commerzbank von der UniCredit übernommen wird, wird immer unwahrscheinlicher. Mit dem überraschenden Gebot für den heimischen Rivalen Banco BPM ändern die Italiener ihren Kurs.
Wer an der Börse auf die Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank UniCredit spekuliert hatte, musste zu Wochenbeginn gleich mehrere Tiefschläge hinnehmen.
Am Morgen überraschten die Italiener mit einem neuen Kaufgebot - und zwar für den heimischen Rivalen Banco BPM. Dieser wird aktuell mit etwa zehn Milliarden Euro bewertet. Zwar betonte die UniCredit, die geplante Akquisition erfolge unabhängig vom Interesse an der Commerzbank, die derzeit einen Börsenwert von rund 17 Milliarden Euro hat. Sie mache deren Übernahme aber unwahrscheinlicher.
Schon am Sonntagabend hatte Bundesfinanzminister Jörg Kukies gegenüber der ARD erklärt, dass die Italiener von der beabsichtigten Transaktion Abstand nehmen dürften. "Wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung, und der Vorstandsvorsitzende der UniCredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will", sagte der SPD-Politiker. "Von daher gehe ich davon aus, dass er das dann auch nicht machen wird."
"Wahrscheinlichkeit für Deal niedriger als gedacht"
Am Freitag hatte UniCredit-Chef Andrea Orcel in London gesagt, während des Vakuums vor der für Ende Februar geplanten Bundestagswahl wolle sein Haus nicht aktiv werden. Heute fügte Orcel hinzu, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Commerzbank-Deal niedriger sei als gedacht. Man werde sehen, ob die Investition zu mehr führe oder nicht. Die UniCredit werde niemals zwei Banken zur gleichen Zeit integrieren.
Vorerst gehe es bei der Commerzbank nur darum, dass diese ihre Performance verbessere. Bis dahin stufe er die Beteiligung an der zweitgrößten deutschen Privatbank vor allem als Finanzinvestition ein. Derzeit haben die Italiener Zugriff auf rund 21 Prozent an dem deutschen Geldhaus.
Italienische Regierung zurückhaltend
"Es scheint, als hätten sie derzeit Wichtigeres zu tun, als sich mit den deutschen Gesetzgebern herumzuschlagen", kommentierte ein Börsenhändler. Vor diesem Hintergrund schwand die Übernahmefantasie für die Commerzbank zu Wochenbeginn deutlich. Bis zum Nachmittag fiel die Bankaktie um weitere sechs Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Monaten.
Unterdessen äußerte sich Italiens Vize-Ministerpräsident Matteo Salvini skeptisch zu der Offerte für die Banco BPM. "Ich mag keine Banken-Konzentrierung", sagte Salvini. Er äußerte sich zudem überrascht zu dem Vorstoß. "Ich hatte zuletzt gehört, UniCredit wolle in Deutschland wachsen", merkte er an.