Die hohen Emissionen im Verkehrssektor könnten Deutschland laut Berechnungen noch sehr teuer zu stehen kommen. Es sind zwar noch einige Jahre Zeit, bis Milliardenstrafen durch die EU drohen, doch es bräuchte wohl einschneidende Maßnahmen, die aktuell in weiter Ferne liegen.
Das Verfehlen der Klimaziele im Verkehrsbereich könnte Deutschland nach Berechnungen des "Spiegel" bis 2030 zwischen 9 und 55 Milliarden Euro kosten. Das Magazin verwies auf zu erwartende EU-Strafzahlungen für den Zeitraum 2021 bis 2030. Hintergrund sind Einschätzungen des Expertenrats für Klimafragen der Bundesregierung, wonach ohne ein massives Gegensteuern die Emissionen im Verkehr deutlich zu hoch ausfallen dürften.
Gelingt es Deutschland nicht, hier wie auch in anderen Sektoren wie Gebäude oder Industrie die Vorgaben für den CO2-Ausstoß einzuhalten, müsste das Land Emissionsrechte aus EU-Staaten zukaufen, die ihre Ziele übererfüllen. Die hohe Preisspanne kommt dabei dadurch zustande, dass unklar ist, wie hoch der Preis für die CO2-Zertifikate 2030 sein wird. Der "Spiegel" geht hierfür von einer Spanne zwischen 45 Euro und 260 Euro pro Tonne CO2 aus. Wahrscheinlich sei ein Preis von knapp 130 Euro.
Laut den aktuellen Prognosen könnte Deutschland die EU-Vorgaben allein im Verkehr um 180 Millionen Tonnen verfehlen, im Gebäudebereich um rund 32 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Selbst beim niedrigsten angenommenen Preis von 45 Euro pro Tonne würde dies laut "Spiegel" Strafzahlungen von 9,5 Milliarden Euro bedeuten.
Durch Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise ein generelles Tempolimit, ließe sich die Summe deutlich verringern, heißt es in dem Bericht weiter. So könne eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen und 80 Kilometer pro Stunde außerorts zwischen 2024 und 2030 etwa 39 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen, verweist der "Spiegel" auf Berechnungen des Umweltbundesamts. Verkehrsminister Volker Wissing lehnt jedoch ein solches Tempolimit bisher strikt ab.
Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 mindestens 15 Millionen umweltfreundlichere E-Autos auf deutsche Straßen zu bringen, wird laut einer Studie des Thinktanks Agora Verkehrswende und der Strategieberatung Boston Consulting Group deutlich verfehlt - um sechs Millionen Fahrzeuge.