2 months ago

Zölle, Schulden, Deflation: Trumps Comeback ist für China ein Desaster



Dass Trump kein Freund von China ist, hat er bereits in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident deutlich gemacht. Mit seiner Wiederwahl drohen Peking jetzt neue Zölle. Diese kämen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, denn wirtschaftlich steht die Volksrepublik schlechter da als vor acht Jahren.

China muss sich unter dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump auf schwierige Zeiten gefasst machen. Der Republikaner will Zölle in Höhe von 60 Prozent auf die Einfuhren von Waren aus der Volksrepublik erheben. "Wir werden die chinesisch-amerikanischen Beziehungen weiterhin im Einklang mit den Prinzipien des gegenseitigen Respekts, der friedlichen Koexistenz und einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit betrachten und handhaben", reagierte die Sprecherin des Außenministeriums, Mao Ningbetne, zurückhaltend auf Trumps Wahlsieg.

Nicht nur wären die Zölle viel höher als die 7,5 bis 25 Prozent, die China während Trumps erster Amtszeit auferlegt wurden. Die chinesische Wirtschaft befindet sich auch in einer viel anfälligeren Lage. Ein Überblick:

Immobilienmarkt

2018 lief es am chinesischen Immobilienmarkt noch rund. Dieser trieb etwa ein Viertel der Wirtschaftstätigkeit an. Provinzen und Kommunen konnten Grundstücke für Wohnbauprojekte verkaufen und damit ihre Kassen füllen. Das half China dabei, damals den Zollschock abzufedern.

Doch seit 2021 befindet sich der Immobilienmarkt in einer schweren Krise. Die Einnahmen der Kommunalverwaltungen sind eingebrochen. Zugleich bedeutet das Überangebot an Wohnraum, dass dieser Bereich wohl auf viele Jahre hinaus nicht mehr zum Motor der chinesischen Konjunktur wird.

Schulden

Der Abschwung am Immobilienmarkt bringt viele Kommunen mit einer untragbar hohen Verschuldung hervor. Die Regierung in Peking bietet ihnen zwar steuerliche Hilfen an, um die Verbindlichkeiten zu verringern. Doch die enorme Belastung schränkt Chinas Fähigkeit ein, auf Wachstumsschocks von außen zu reagieren.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt die Gesamtverschuldung des Staatssektors auf 147 Billionen Yuan (19,1 Billionen Euro) am Jahresende 2023. Rechnet man die Schulden der privaten Haushalte und der Unternehmen hinzu, übersteigt diese Zahl 350 Billionen Yuan (45,6 Billionen Euro). Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ist das etwa dreimal so viel wie die jährliche Wirtschaftsleistung.

Binnennachfrage

Niedrige Löhne und Renten, hohe Jugendarbeitslosigkeit und ein schwaches soziales Sicherheitsnetz: Das alles sorgt dafür, dass die Ausgaben der chinesischen Haushalte weniger als 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen - etwa 20 Prozentpunkte weniger als der weltweite Durchschnitt.

Anstatt den heimischen Konsum zu stärken, setzt die Regierung bislang darauf, die exportabhängige Industrie zu modernisieren. Das gelingt mit teils bemerkenswerten Erfolgen, etwa bei Elektrofahrzeugen, Solarenergie und Batterien. Diese haben jedoch bereits zu Zöllen etwa in den USA, Europa und der Türkei geführt. Hinzu kommt: China hat kaum Einfluss auf die Auslandsnachfrage.

Deflation

Die Immobilienkrise und der schwache Konsum verstärken den Deflationsdruck. Chinas Politik lenkt Ressourcen vom Immobilienmarkt in die Industrie um. Das hat zu industriellen Überkapazitäten geführt. Die Folge: Die Erzeugerpreise sinken, weil zu viel hergestellt und zu wenig abgenommen wird. Die Erzeugerpreisinflation lag im Juli 2018, als Trumps erste Zölle in Kraft traten, bei 4,6 Prozent.

Im vergangenen September sind die Preise dagegen um 2,8 Prozent gefallen. Auch die Verbraucherpreise steigen kaum: Die Inflationsrate sank im genannten Zeitraum von 2,1 auf 0,4 Prozent. Die Deflation schadet Unternehmen und Wachstum. Sie könnte sich noch verschärfen, sollten die Zölle die Auslandsnachfrage schrumpfen und die Überkapazitäten in der Industrie wachsen lassen.

Währungsabwertung

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Der Yuan beendete das Jahr 2019 rund zehn Prozent schwächer zum Dollar als Anfang 2018, als die Regierung in Washington die Zölle ankündigte. Den Analysten von Capital Economics zufolge hatte die Abwertung des Yuan damals die Auswirkungen der Zollerhöhungen wettgemacht.

Diesmal müsste der Yuan allerdings um 18 Prozent einbrechen, um die angekündigten 60 Prozent der US-Zölle vollständig auszugleichen. Nach Berechnungen von Analysten würde das einem Kurs von 8,5 pro Dollar entsprechen - ein Niveau, das es seit der asiatischen Finanzkrise der 1990er Jahre nicht mehr gab. Aus Sorge vor Kapitalabflüssen versuchten die Behörden zu Beginn des Jahres zu verhindern, dass der Yuan über die Marke von 7,3 abgewertet wird.

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