Die Thriller-Serie "Zero Day" mit Oscarpreisträger Robert De Niro bietet atemberaubende Twists und Wendungen. Lohnt sich das Streamen?
Auch mit mittlerweile 81 Jahren scheint Leinwandlegende Robert De Niro noch nicht an den Schauspiel-Ruhestand zu denken. Zuletzt erhielt der Mime für sein Spiel in Martin Scorseses, 82, "Killers of the Flower Moon" seine neunte Oscarnominierung, ab 20. Februar übernimmt er auf Netflix seine erste Serienhauptrolle. Die politische Thriller-Serie "Zero Day" handelt von einer verheerenden Cyberattacke auf die Vereinigten Staaten - und De Niro steckt als Ex-Präsident George Mullen im Zentrum des Geschehens.
Darum geht es in "Zero Day"
Über 3.000 US-Amerikaner und Amerikanerinnen fallen dem sogenannten "Zero Day"-Angriff zum Opfer. Sämtliche digitalen Systeme - von Ampeln über Zugsteuerungen bis hin zu Kontrollen kritischer Infrastruktur - werden während der Attacke für eine Minute lahmgelegt. Doch das Schlimmste scheint noch bevorzustehen, denn der oder die unbekannten Angreifer drohen: "Das wird wieder passieren."
US-Präsidentin Evelyn Mitchel (Angela Bassett, 66) holt daher Amtsvorgänger George Mullen zurück aus dem Ruhestand. Er soll die mit weitreichenden Befugnissen ausgestattete Zero-Day-Kommission leiten - und die Schuldigen zur Strecke bringen, bevor sie das Land erneut ins Chaos stürzen können. Mullen kriegt es jedoch nicht nur mit ihnen, sondern auch mit zahlreichen von verschiedenen Interessen geleiteten Gruppierungen innerhalb und außerhalb der US-Regierung zu tun, während auch die Zweifel an der geistigen Gesundheit des ehemaligen Präsidenten zunehmen.
Erschreckend realistisch
Angesichts der jüngsten politischen Ereignisse in Washington, D.C., wirkt die neue Netflix-Serie "Zero Day" möglicherweise sogar ein wenig zu zahm. "Im Moment ist unsere tatsächliche Welt erschreckender", sagte dann auch Altstar De Niro, der hier auch als ausführender Produziert fungierte, gegenüber Netflix.
"Zero Day" folgt einer im Thriller-Genre vertrauten Formel: Ein zunächst undurchsichtiges Ereignis ruft eine Reihe von Akteuren auf den Plan, die ihre ganz eigenen, teilweise finsteren Absichten verfolgen - vom CIA-Direktor Jeremy Lasch (Bill Camp, 63) über den Sprecher des Repräsentantenhauses Richard Dreyer, gespielt von "Stranger Things"-Star Matthew Modine, 65, bis hin zu Vertretern fremder Mächte wie dem russischen Geheimdienst.
Paraderolle für Robert De Niro
Von ihnen allen hebt sich De Niros Ex-Präsident Mullen auf angenehme Art ab. Innerhalb der Welt der Serie gilt er als letzter Präsident, der im Zweiparteiensystem der USA Konsens zwischen den politischen Lagern herstellen konnte. Noch dazu scheint ihm auch in der unversöhnlichen Gegenwart - mit als einzigem, wie es scheint - tatsächlich das Wohl des US-amerikanischen Volkes am Herzen zu liegen. Er wird geleitet von der Suche nach der Wahrheit - doch gibt es die eine Wahrheit überhaupt noch?
Denn neben De Niros aufrichtigem Mullen bevölkern "Zero Day" auch Figuren, die für die vergangenen Jahre und insbesondere Monate unter dem zurückgekehrten US-Präsidenten Trump zentral scheinen. So ist Monica Kidder (Gaby Hoffmann, 43) eine kontroverse Tech-Milliardärin aus dem Silicon Valley, die sich mit all ihrer Macht in die Geschehnisse einzumischen versucht.
Der polarisierende TV-Moderator Evan Green (Dan Stevens, 42) führt indes allabendlich in seiner Fernsehshow einen regelrechten Kreuzzug gegen Mullen, hetzt auf und verbreitet in seinem vermeintlichen Kampf für den kleinen Mann von der Straße Halbwahrheiten und Lügen, wodurch wohl nicht zufällig Erinnerungen an den US-TV-Sender Fox News sowie ähnliche Kanäle und Social-Media-Auftritte wachgerufen werden.
Die wendungsreiche, stellenweise atemberaubend spannende Thriller-Serie "Zero Day" könnte folglich zu keinem passenderen Zeitpunkt auf einem großen internationalen Streamingdienst erscheinen. In Zeiten, in denen zahlreiche Menschen das Vertrauen in staatliche Institutionen verloren zu haben scheinen, Paranoia und Verschwörungserzählungen grassieren, bietet die achtteilige Miniserie einen fesselnden, fiktiven Blick hinter die Kulissen der Macht.