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Wirtschaftsweise Schnitzer kritisiert Angebote für Kinderbetreuung



Stand: 29.12.2024 11:37 Uhr

Spontane Kita-Schließungen und zu kurze Öffnungszeiten - die angespannte Personallage in den Kindertagesstätten führt nach Einschätzung der "Wirtschaftsweisen" Schnitzer zu mehr Teilzeitarbeit. Eltern könnten sich auf Kitas nicht mehr verlassen.

Die Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, hat die Angebote der Kinderbetreuung in Deutschland als unzureichend kritisiert. Die Kitas seien zu wenige Stunden am Tag geöffnet. "Sie sind nicht zuverlässig, schließen zu viele Wochen im Jahr", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Man kann sich auf die Kitas nicht verlassen."

Das ganze System beruhe darauf, dass man Großeltern einbeziehe oder sich privat einen Babysitter organisiere, wenn man es sich leisten könne, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin. "Wer das nicht kann, hat keine andere Wahl, als seine Arbeitszeit zu reduzieren."

Schnitzer: Derzeitiges System fördert Teilzeit massiv

Forderungen nach einer Abschaffung der Teilzeit, wie sie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im Frühjahr ins Spiel gebracht hatte, seien daher "völlig unrealistisch", erklärte das Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. "Wir haben ein System, bei dem wir Teilzeit massiv fördern", kritisierte die Ökonomin. Zementiert werde dies etwa durch das Ehegatten-Splitting, "an dessen Reform sich niemand traut", sagte die "Wirtschaftsweise". "Dieses Zusammenspiel ist fatal."

Stattdessen fordert Schnitzer mehr Geld und Personal für die Kitas. So könne man viel zusätzliche Arbeitszeit gewinnen. Überdies sei eine hochqualifizierte Kinderbetreuung auch wichtig für die Integration.

"Wirtschaftsweise" fordert Umdenken in Unternehmen

Schnitzer mahnte auch ein Umdenken in den Firmen an. "Es kann nicht sein, dass junge Väter schief angeschaut werden, wenn sie nur noch 80 Prozent arbeiten wollen, damit sie es der Mutter ebenfalls ermöglichen, 80 Prozent zu arbeiten", erklärte die Inhaberin des Lehrstuhls für Komparative Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Auch die Situation im Bereich der Pflege fördere massiv Teilzeit, kritisierte Schnitzer. "Es gibt keine Pflegeunterstützung, die nicht dafür sorgt, dass man sich massiv einschränken muss in seiner Arbeitsleistung."

125.000 Fachkräfte fehlen laut Studie

Das Personal in deutschen Kitas ist vielerorts überlastet, Fachkräfte fehlen. Die Folge sind Notbesetzungen bei Krankheit oder sogar kurzfristige Schließungen der Kitas. Um den Betrieb trotz dünner Personaldecke aufrechtzuerhalten, werden einer bundesweiten Studie zufolge, die Anfang Dezember veröffentlicht wurde, zunehmend Menschen ohne formale pädagogische Voraussetzungen in den Kindertagesstätten eingestellt. 

Zugleich sinkt der Anteil der Fachkräfte, die mindestens über eine Qualifikation als Erzieherin oder als Erzieher verfügen, wie aus dem "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Unter den pädagogisch Tätigen pro Kita empfiehlt die Arbeitsgruppe "Frühe Bildung" von Bund und Ländern perspektivisch eine Fachkraftquote von 85 Prozent pro Kita-Team, heißt es bei der Bertelsmann Stiftung. Der Anteil pro Kita-Team sei aber im Schnitt von 75,8 Prozent (2017) auf 72,5 Prozent gesunken.

Der Kita-Bericht 2024 des Paritätischen Gesamtverbands bezifferte die aktuelle Lücke auf mehr als 125.000 fehlende Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung. Bundesweit gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamts 60.662 Kitas. 

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