4 months ago

Wer mit wem in Erfurt?: So sehen die Koalitionsoptionen in Thüringen aus



Bei der Landtagswahl in Thüringen zeichnen sich umwälzende Veränderungen ab - und eine heikle Regierungsbildung. Umfragen deuten einen möglichen Wahlsieg der AfD an, mit herben Verlusten für Ramelows Linke. Die CDU will künftig den Regierungschef stellen. Welche Koalitionen wären rechnerisch möglich?

In der Mitte Deutschlands stehen die politischen Verhältnisse vor dem Umbruch: Im Erfurter Landtag könnte die AfD künftig mit Spitzenkandidat Björn Höcke die stärkste Fraktion stellen. Meinungsforscher sehen die CDU dahinter auf Platz 2, knapp vor dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).

Keine einzige Partei kommt alleine auf eine tragfähige Mehrheit. Und Höckes AfD mit ihrem als "gesichert rechtsextrem" eingestuften Thüringer Landesverband steht ohne Partner da. CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt erhebt Anspruch auf das Amt des Ministerpräsidenten. Welche Koalitionen sind in Thüringen möglich, welche Bündnisse politisch realistisch? Ein Blick auf den ntv.de Koalitionsrechner:

Hinweis: Die Angaben zur Sitzverteilung beruhen bis zum Wahltag auf den aktuellsten Umfragewerten.

Die Umfragen der letzten Wochen lassen keinen Raum für Zweifel: Eine Fortsetzung der bisher amtierenden rot-rot-grünen Regierungsbündnisses erscheint wenig wahrscheinlich. Die Linke, die in Thüringen mit Bodo Ramelow seit 2014 fast durchgehend den Ministerpräsidenten stellt, dürfte im Landtag künftig nur noch als viertstärkste Kraft auftauchen.

Die SPD - bisher Juniorpartner in Erfurt - können mit nicht mehr viel als sieben Sitzen im Landtag rechnen. Die Grünen dürften den Wiedereinzug voraussichtlich verpassen. Damit wären in der Volksvertretung des rund 2,1 Millionen Einwohner zählenden Bundeslands in den kommenden Jahren wohl nur fünf Fraktionen vertreten.

Schwarz-Lila plus SPD?

Die Entscheidung über die neuen Macht- und Mehrheitsverhältnisse fällt am Wahltag: In Thüringen könnte es womöglich zu einer neuartigen schwarz-lila Koalition kommen. BSW-Spitzenkandidatin Katja Wolf könnte der CDU den Weg in die Erfurter Staatskanzlei ebnen und Voigt ins Amt des Ministerpräsidenten hieven.

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Die frühere Linken-Politikerin gehörte bis zu ihrem Wechsel zu Wagenknechts Bündnis zu den bekanntesten Vertretern ihrer damaligen Partei in Thüringen. Voigt schätzt die politisch erfahrene Wolf als "pragmatische Kommunalpolitikerin" und sieht inhaltliche Schnittmengen mit dem BSW. Sollte Wolf mit dem BSW sogar stärker abschneiden als die CDU, könnte die BSW-Politikerin Anspruch auf das Ministerpräsidentenamt erheben.

Nur ein Problem steht dem experimentellen Bündis Schwarz-Lila noch im Weg: In den Umfragen der letzten Wochen reichte es für CDU selbst mit BSW nicht für eine klare Mehrheit. Voigt muss sich womöglich noch einen weiteren Partner suchen - und dann eventuell eine schwarz-lila-rote Regierungskoalition führen. SPD-Spitzenkandidat Georg Maier will eigenen Worten zufolge dazu beitragen, dass "Thüringen eine demokratische Mehrheitsregierung bekommt". Allerdings erreichten die drei Parteien in den Umfragen zuletzt gemeinsam nur eine denkbar knappe Mehrheit von 45 Sitzen.

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