Wegen US-Zöllen: Porsche muss Jahresprognose drastisch kürzen

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Stand: 29.04.2025 08:26 Uhr

Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche erwartet einen noch heftigeren Gewinneinbruch als bisher vorausgesagt. Das liegt auch an den Belastungen aus den US-Zöllen - aber nicht nur.

Die Volkswagen-Tochter Porsche ist schwächer in das Jahr gestartet als befürchtet. Die Umsatzrendite - ein wichtiges Maß für die Profitabilität des Konzerns - rutschte auf 8,6 Prozent nach 14,2 Prozent vor Jahresfrist. Das operative Ergebnis brach um 40,6 Prozent auf 0,76 Milliarden Euro ein und fiel damit noch schwächer aus als von Analysten erwartet.

Bereits am Vorabend hatte der Stuttgarter Sportwagenbauer seine Jahresziele deutlich zurückgeschraubt. Im laufenden Geschäftsjahr 2025 soll die operative Umsatzrendite nur noch zwischen 6,5 und 8,5 Prozent liegen statt bei 10,0 bis 12,0 Prozent, erklärte Porsche per Pflichtmitteilung. Den Umsatz taxiert das Unternehmen jetzt ein bis zwei Milliarden Euro niedriger auf 37 bis 38 Milliarden Euro.

Operatives Ergebnis dürfte sich halbieren

Im schlechtesten Fall ergibt sich aus den beiden unteren Werten der Prognosespanne ein Betriebsergebnis von nur noch 2,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatte der DAX-Konzern bei einem Umsatz von 40,1 Milliarden Euro und einer Marge von 14,1 Prozent noch ein mehr als doppelt so hohes Betriebsergebnis von 5,6 Milliarden Euro eingefahren.

Mit der neuen Margen-Prognose von 6,5 bis 8,5 Prozent entfernt sich Porsche-Chef Oliver Blume zudem deutlich von den Langfrist-Zielen, die sich das Unternehmen gesetzt hat: Danach soll Porsche vor Zinsen und Steuern perspektivisch mehr als 20 Prozent des Umsatzes als operatives Ergebnis einbehalten.

Porsche gibt US-Zölle zunächst nicht an Kunden weiter

Doch was sind die Gründe für diese drastische Prognosesenkung? Das Unternehmen verweist zunächst auf die hohen Belastungen aus den US-Zöllen. Denn Porsche muss in die USA alle Fahrzeuge einführen, denn der Sportwagenbauer hat keine eigene Produktion in den Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump hatte Auto-Importe aus der EU mit einem zusätzlichen Zoll in Höhe von 25 Prozent belegt.

Da den Kunden für die Monate April und Mai zugleich stabile Preise in Aussicht gestellt wurden, muss Porsche die Zollkosten selbst schlucken. Porsche berücksichtigt die US-Zölle allerdings zunächst nur für April und Mai. Derzeit sei noch keine belastbare Einschätzung der Auswirkungen für das Geschäftsjahr möglich, hieß es.

Spielt Porsche auf Zeit?

Sollte es also nicht zu einer gütlichen Einigung der US-Regierung mit der Europäischen Union kommen, hätte die Porsche AG bei ihrer Prognose weiteren Korrekturbedarf.

Nach einem Bericht von Automotive News mit Verweis auf Händler hält der Autobauer derzeit Lieferungen in die USA zurück, nachdem Porsche zunächst die Lagerbestände vor Inkrafttreten der Zölle erhöht hatte. So spiele das Unternehmen auf Zeit, um eine Verhandlungslösung im Zollstreit abzuwarten. Porsche war dazu für eine Stellungnahme nicht unmittelbar zu erreichen.

Massive Absatzkrise in China

Doch nicht nur der Absatzmarkt USA macht Porsche zu schaffen. Auch in China läuft es für die Stuttgarter alles andere als rund. In der Volksrepublik verschärfte sich im ersten Quartal die Absatzkrise des Unternehmens mit einem Rückgang der Verkäufe um 42 Prozent.

Porsche verfolge eine "wertorientierte Angebotssteuerung" - die Schwaben opfern also lieber Absatz, statt mit den Preisen herunterzugehen. Und das bei einem harten Wettbewerb durch heimische Hersteller. Die sinkende Nachfrage nach vollelektrischen Luxuswagen wie Porsches Taycan beeinträchtige das laufende Geschäftsjahr, hieß es dazu.

Porsche-Aktie auf Jahressicht 25 Prozent im Minus

Zusätzliches Geld kostet Porsche aber auch, dass die Schwaben den Ausbau der Produktion von Hochleistungsbatterien bei ihrer Tochter Cellforce nicht mehr eigenständig weiterverfolgen wollen. Ob Porsche einen Partner sucht oder das Geschäft mit Hochleistungszellen verkaufen will, blieb offen.

An der Börse werden die frischen Zahlen und insbesondere der Ausblick mit Enttäuschung aufgenommen. Die Porsche-Aktie steht am Morgen merklich unter Druck. Dabei läuft das Papier bereits seit langem schlecht: Auf Sich von zwölf Monaten hat die Porsche-Aktie rund 25 Prozent ihres Werts eingebüßt.

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