
Schon länger sorgt man sich um die Rolle der Frau unter der neuen syrischen Übergangsregierung. Bei ihrem ersten Amtsbesuch hat Außenministerin Baerbock die Abwertung des weiblichen Geschlechts zu spüren bekommen. Nun findet das zweite Treffen statt, aber es gibt einen kleinen Unterschied.
Auch bei ihrem zweiten Besuch in Damaskus ist Außenministerin Annalena Baerbock vom syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa nicht mit Handschlag begrüßt worden. Das Staatsoberhaupt nahm die Grünen-Politikerin und den CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Laschet am Mittag im Konferenzraum des prunkvollen Präsidentenpalastes aus der Assad-Zeit ganz ohne eine förmliche Geste in Empfang.
Beim ersten Besuch Baerbocks in Damaskus nach dem Sturz des Langzeitherrschers Baschar al-Assad im Januar hatte ein von al-Scharaa verweigerter Handschlag für Aufregung gesorgt und war von Kritikern als frauenfeindlich gewertet worden.
Heute liefen zwei Dinge anders: Damals gab der Präsident dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot die Hand, der ihn mit Baerbock zusammen besuchte, der deutschen Chefdiplomatin aber nicht. Diesmal gab es weder mit ihr noch mit Laschet eine Begrüßungsgeste. Außerdem empfing diesmal der Außenminister Asaad Hassan al-Schaibani die beiden Gäste aus Deutschland am Eingang des Palastes - und begrüßte Baerbock mit Handschlag.
Al-Scharaa führte vor seiner Interimspräsidentschaft die islamistische Rebellengruppe HTS an, die aus der Al-Nusra-Front hervorging, einem Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Inzwischen hat er sich aber von Al-Kaida und der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) losgesagt. Auch danach gab es Zweifel, ob er die extremistische Ideologie tatsächlich ganz hinter sich gelassen hat.