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Warum die Politik für Kreuzfahrtschiffe der Meyer Werft kämpft



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Stand: 22.08.2024 14:13 Uhr

Bundeskanzler Scholz besucht die kriselnde Meyer Werft. Dabei stellt er staatliche Hilfen für das Familienunternehmen in Aussicht. Warum und wie die Werft gerettet werden soll.

Warum ist die Meyer Werft in der Krise?

Die für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannte Werft steckt in der schwersten Krise ihrer mehr als 200 Jahre alten Geschichte, weil unter anderem Energie- und Rohstoffpreise zwischenzeitlich deutlich gestiegen waren. Zugleich wird der Großteil der Kaufpreise erst bei Auslieferung der Schiffe gezahlt.

Nachdem das Unternehmen während der Corona-Pandemie in die roten Zahlen gerutscht war, ist aus Sicht der Banken die Kreditwürdigkeit nicht mehr gegeben. Das Unternehmen braucht nun dringend sehr viel Geld. Insgesamt muss die Werft bis Ende 2027 zur Finanzierung von Schiffsneubauten fast 2,8 Milliarden Euro aufbringen.

Wie ist die Auftragslage?

Tatsächlich hat die Meyer Werft erst vor einigen Tagen mit vier Kreuzfahrtschiffen für die Disney Cruise Line den nach eigenen Angaben größten Auftrag der Firmengeschichte eingefahren. Das Volumen der Bestellung nannte die Werft nicht.

Insgesamt umfasst das Auftragsbuch dem Unternehmen zufolge nun zehn Kreuzfahrtschiffe, ein Forschungsschiff und den Stahlbau von vier Offshore-Konverterplattformen (also Umspannwerken auf dem Meer) im Gesamtwert von elf Milliarden Euro.

Hat die Meyer Werft noch eine Zukunft?

Ein Gutachten hatte der Werft zuletzt unter bestimmten Voraussetzungen gute Zukunftsaussichten zugesprochen. Vor allem muss das Unternehmen wieder Gewinne machen. Die Werft sei in den vergangenen Jahren "keine Ertragsperle" gewesen, hatte Chefsanierer Ralf Schmitz vor einigen Wochen gesagt.

Wie soll die Rettung konkret aussehen?

Offenbar ist die Entscheidung für eine zeitlich befristete Beteiligung des Bundes und des Landes Niedersachsen an dem Unternehmen gefallen. Die öffentliche Hand soll auch das Eigenkapital der Werft um 400 Millionen Euro erhöhen. Das ist eine Voraussetzung der Banken, damit das Unternehmen künftig den Bau von Kreuzfahrtschiffen finanzieren kann.

Da der Bau von Kreuzfahrtschiffen zu 80 Prozent von der Werft vorfinanziert werden muss, benötigt sie Bürgschaften, um neue Kredite für den Schiffbau zu bekommen und so die milliardenschwere Finanzierungslücke zu schließen. Auch dafür soll die öffentliche Hand geradestehen. Bis 2027 geht es dabei um fast 2,8 Milliarden Euro.

Anfang Juli hatte sich die Geschäftsführung der Meyer Werft bereits mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept geeinigt. 340 der mehr als 3.000 Stellen in Papenburg sollen danach abgebaut werden. Darüber hinaus sollen ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat geschaffen und der Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden - das war eine Forderung der Politik.

Gibt es noch offene Fragen?

Laut Meyer Werft sind sich die Banken, der Staat und das Unternehmen samt Eigentümerfamilie über das Rettungspaket im Grundsatz einig. Aber es müssen noch einige wichtige Details geklärt werden. Dazu zählen die Umsiedlung der Holdinggesellschaft von Luxemburg nach Papenburg oder die Organisation eines Konzernbetriebsrats.

Auch müssen die Haushaltsausschüsse von Bundestag und niedersächsischem Landtag noch zustimmen - ebenso die EU-Kommission. Allerdings drängt die Zeit: Bis zum 15. September muss die Einigung stehen, sonst geht der Werft das Geld aus.

Warum kämpft die Politik für eine Zukunft der Werft?

Für die niedersächsische Landesregierung wäre ein Aus der Werft eine Katastrophe. Berechnungen von Wirtschaftsverbänden zufolge wären insgesamt bis zu 18.000 Menschen indirekt von der Pleite betroffen. Das Land investierte in den vergangenen Jahrzehnten viel, um die Werft an dem umstrittenen Standort Papenburg zu halten. Die Landesregierung argumentiert, es gehe dabei auch darum, das Know-how des zivilen Schiffbaus in Deutschland zu halten.

Die Werft gilt bei ihren Befürwortern auch als Technologieführerin in der maritimen Wirtschaft - ein Ende würde demzufolge über das Unternehmen hinaus der Branche in Deutschland schaden.

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