
Die vielfach ausgezeichnete Historikerin Applebaum warnt vor der Bedrohung durch Russland - und hofft auf Kanzler Merz. Wenn dieser das Land aufrüttele und zu einem "Akteur auf der Weltbühne" mache, dann werde er viel erreichen. Sie hat auch eine konkrete Forderung.
Die US-amerikanische Historikerin Anne Applebaum, sieht außenpolitisch große Erwartungen auf Kanzler Friedrich Merz zukommen. "Es geht darum, ob Deutschland anfängt zu verstehen, dass es ein strategischer Akteur in der Welt ist und zusammen mit dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Polen eine neue Ära der europäischen Verteidigung einleiten kann", sagte die Pulitzer-Preisträgerin von 2004 und Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels der Funke Mediengruppe am Rande des Lviv Media Forums im ukrainischen Lwiw. "Es ist klar für mich, dass Merz intellektuell die Bedeutung der Ukraine versteht. Dass er intellektuell versteht, was in den USA passiert ist und warum dies die Position Deutschlands in Europa verändert hat."
Applebaum forderte angesichts der Bedrohung aus Russland von der neuen Bundesregierung mehr Investitionen in die Rüstungsindustrie. "Wenn Merz in der Lage ist, das Land aufzurütteln und es auf diese Weise zu fokussieren und zu einem Akteur auf der Weltbühne zu werden, dann wird er viel erreichen. Viel für Deutschland, viel für Europa und viel für die Ukraine." Zudem müsse die neue Bundesregierung weitreichende Waffen, wie den Marschflugkörper Taurus, an die Ukraine liefern: "Es wäre immens hilfreich, wenn Deutschland sie zur Verfügung stellen würde", sagte Applebaum und verwies zugleich auch auf eine Unterstützung der ukrainischen Drohnen- und Munitionsindustrie.
Die Historikerin und Journalistin fordert zudem angesichts der außenpolitischen Wende der USA durch Donald Trump eine Reform der Nato, deren Kommandosysteme künftig von den europäischen Staaten übernommen werden sollten. Dabei solle Deutschland eine führende Rolle übernehmen: "Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in Europa und hat eigentlich eine sehr gute Verteidigungsindustrie und könnte damit auch andere mitziehen. Ich denke, Merz versteht das."