Während die Grünen in Berlin ihre Landesliste für die Bundestagswahl aufstellen, fehlt ein langjähriger Abgeordneter. Stefan Gelbhaar zieht seine Kandidatur im letzten Moment zurück. Gegen den Politiker werden schwerwiegende Vorwürfe erhoben.
In Berlin haben die Mitglieder der Grünen ihre Kandidaten für die Landesliste zur Bundestagswahl gewählt. Für Aufsehen sorgte dabei ein Politiker, der schon seit 2017 für die Partei im Parlament sitzt: Stefan Gelbhaar zog seine Kandidatur für den zweiten Platz auf der Landesliste im letzten Moment zurück.
Er erklärte sich in einem knappen Schreiben, wie der rbb berichtete. Darin berichtet Gelbhaar von Vorwürfen gegen sich, die er parteiintern klären wolle. Unter Berufung auf Parteikreise berichtete der Sender, dass es sich um Vorwürfe der sexuellen Belästigung handele. Die Ombudsstelle der Grünen-Bundesgeschäftsstelle soll sich jetzt der Sache annehmen. Gelbhaar wolle sich an der Aufklärung aktiv beteiligen, heißt es weiter.
Die Vorwürfe kommen für den 48-Jährigen zur Unzeit. So kurz vor der Aufstellung der Landesliste blieb ihm offenbar nur die Rücknahme der Kandidatur. Als Direktkandidat für den Bezirk Pankow, dem Wahlkreis 75, wurde Gelbhaar bereits vor einem Monat mit über 98-prozentiger Zustimmung gewählt. An dieser Kandidatur will der Grüne wohl zunächst unverändert festhalten. 2021 gewann er als Direktkandidat seinen Sitz im Parlament.
Die Grünen-Landesvorsitzenden Nina Stahr und Philmon Ghirmai äußerten sich zurückhaltend zu dem Fall: "Stefan Gelbhaar hat aufgrund von Beschwerden gegen seine Person beschlossen, dass er sich nicht um einen Listenplatz für die nächste Bundestagswahl bewerben wird." Dass die Angelegenheit von der Ombudsstelle untersucht werde, begrüßen die beiden Landesparteivorsitzenden. "Das setzt Vertraulichkeit voraus. Deshalb werden wir uns zu weiteren Einzelheiten nicht äußern."
Für die Berliner Grünen wurde derweil Bundesfamilienministerin Lisa Paus als Spitzenkandidatin aufgestellt. Der zweite Listenplatz, für den sich ursprünglich Gelbhaar bewerben wollte, geht an Bundestags-Fraktionsvize Andreas Audretsch. Die Landesvorsitzende Stahr wird auf Listenplatz drei stehen.