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Von Ajjasch bis Sinwar: Die lange Liste der getöteten Erzfeinde Israels



Bei einem Militäreinsatz im Gazastreifen kommt Hamas-Anführer Sinwar ums Leben. Sein Tod ist kein Einzelfall. Seit Jahrzehnten machen Israels Sicherheitskräfte gezielt Jagd auf Top-Terroristen.

Das israelische Militär hat nach Angaben von Außenminister Israel Katz Hamas-Anführer Jahja Sinwar getötet. Das Militär nimmt seit langem gezielt Anführer und Kommandeure der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen und der libanesischen Hisbollah-Miliz ins Visier. Mit der gezielten Tötung des Generalsekretärs der Hisbollah, Hassan Nasrallah, Ende September und des politischen Anführers der Hamas, Ismail Hanijeh, Ende Juli hat es die beide Organisationen massiv geschwächt.

Die israelischen Sicherheitskräfte bemühen sich immer wieder zu demonstrieren, dass sie ihre Feinde ausschalten können - jederzeit und überall und nicht erst seit Beginn des Krieges im Gazastreifens, der sich am 7. Oktober 2024 jährt. So wurden seit Gründung der Hamas 1987 während der ersten Intifada - des ersten Aufstandes der Palästinenser gegen die israelische Besetzung des Gazastreifens und des Westjordanlandes - etliche ihrer Anführer und Schlüsselfiguren gezielt getötet.

Die getöteten Anführer der Hamas

Jahja Sinwar

Israel bezeichnete Sinwar daher als "das Gesicht des Bösen". Israel bezeichnete Sinwar daher als "das Gesicht des Bösen".

Israel bezeichnete Sinwar daher als "das Gesicht des Bösen".

(Foto: picture alliance / NurPhoto)

Sinwar war der direkte Nachfolger von Ismail Hanijeh, der Ende Juli getötet wurde. Der 62-Jährige war als Drahtzieher des überraschenden Angriffs der Hamas-Kämpfer am 7. Oktober 2023 auf den Süden Israels. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel bezeichnete Sinwar daher als "das Gesicht des Bösen". Seit dem 7. Oktober 2023 wurde er nicht mehr öffentlich gesehen.

Hamas-Insidern zufolge war Sinwar die entscheidende Person bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der israelischen Geiseln sowie im Gegenzug palästinensischer Häftlinge. Sinwar verbüßte eine 22-jährige Haft in Israel, bevor er 2011 bei einem Gefangenenaustausch freikam. Neben seinem Bruder Mohammed, einem ranghohen Hamas-Kommandeur, war Jahja Sinwar der letzte Hamas-Führer auf einer Todesliste von Führungsfiguren, die Israel nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 erstellt hatte.

Ismail Hanijeh

Hanijeh war der politische Anführer der Hamas. Hanijeh war der politische Anführer der Hamas.

Hanijeh war der politische Anführer der Hamas.

(Foto: picture alliance / Wissam Nassar/dpa)

Hanijeh wurde nach Hamas-Angaben am frühen Morgen des 31. Juli 2024 durch einen Israel zugeschriebenen Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran gezielt getötet. Die iranische Revolutionsgarde bestätigte seinen Tod wenige Stunden, nachdem er an der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen hatte.

Hanijeh war der politische Anführer der Hamas und schlug harte Töne an. Dennoch wurde er von vielen Diplomaten im Vergleich zu den Hardlinern der Hamas als gemäßigt angesehen. Er wurde 2017 an die Spitze der Hamas berufen und pendelte zwischen der Türkei und Katars Hauptstadt Doha. Dadurch entging er den Reisebeschränkungen für den abgeriegelten Gazastreifen und konnte als Unterhändler bei Waffenstillstandsgesprächen auftreten oder mit dem Hamas-Verbündeten Iran verhandeln.

Mohammed Deif

Deif entwickelte das Tunnelsystem der Hamas. Deif entwickelte das Tunnelsystem der Hamas.

Deif entwickelte das Tunnelsystem der Hamas.

(Foto: via REUTERS)

Deif wurde bei einem israelischen Luftangriff auf das Gebiet um Chan Junis im Gazastreifen am 13. Juil 2024 getötet. Er ist ebenfalls einer der Drahtzieher des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2023 auf den Süden Israels. In den Monaten danach soll er gemeinsam mit anderen ranghohen Hamas-Angehörigen aus den Tunneln von Gaza-Stadt heraus militärische Einsätze geleitet haben.

Deif stieg im Laufe von 30 Jahren innerhalb der Hamas auf. Er entwickelte ihr Tunnelsystem unter dem schmalen Küstenstreifen und brachte Expertise im Bombenbau ein. Seit Jahrzehnten stand er ganz oben auf der Fahndungsliste Israels und wird für den Tod Dutzender Israelis bei Selbstmordattentaten verantwortlich gemacht. Deif hatte sieben israelische Attentate überlebt, das letzte im Jahr 2021. Dass er jahrelang überlebte, machte ihn für einige Palästinenser zum Helden.

Jahja Ajjasch

Jahja Ajjasch wurde im Gazastreifen als Märtyrer gefeiert. Jahja Ajjasch wurde im Gazastreifen als Märtyrer gefeiert.

Jahja Ajjasch wurde im Gazastreifen als Märtyrer gefeiert.

(Foto: Reuters)

Ajjasch galt als Drahtzieher einer ganzen Welle palästinensischer Selbstmordattentate in Israel und trug den Spitznamen "Der Ingenieur". Er starb am 5. Januar 1996, als sein Mobiltelefon in seinen Händen explodierte. Die Palästinenser machten Israel dafür verantwortlich, das sich nicht zu dem Anschlag bekannte. Die Hamas reagierte darauf mit vier Selbstmordanschlägen, bei denen im Februar und März 1996 innerhalb von neun Tagen in drei israelischen Städten 59 Menschen ums Leben kamen.

Chaled Meschaal

Jordanien zwang Israel dazu, das Gegengift für Meschaal freizugeben. Jordanien zwang Israel dazu, das Gegengift für Meschaal freizugeben.

Jordanien zwang Israel dazu, das Gegengift für Meschaal freizugeben.

(Foto: Reuters)

Der Hamas-Anführer wurde 1997 international bekannt, als ihm israelische Agenten auf einer Straße vor seinem Büro in der jordanischen Hauptstadt Amman Gift injizierten. Der Anschlag, der vom israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu angeordnet wurde, erzürnte den jordanischen König Hussein derart, dass er davon sprach, die Attentäter zu hängen und den Friedensvertrag zwischen Jordanien und Israel aufzukündigen, wenn nicht das Gegenmittel für das Gift ausgehändigt würde. Israel kam dieser Forderung nach und erklärte sich zudem bereit, den Hamas-Anführer Scheich Ahmed Jassin freizulassen. Nur sieben Jahre später wurde Jassin von Israel im Gazastreifen ermordet.

Ahmed Jassin

Ahmed Jassin wurde 2004 durch einen Raketenangriff getötet. Ahmed Jassin wurde 2004 durch einen Raketenangriff getötet.

Ahmed Jassin wurde 2004 durch einen Raketenangriff getötet.

(Foto: REUTERS)

Scheich Ahmed Jassin war einer der Gründer der Hamas und ihr geistiger Führer. Er war querschnittsgelähmt und wurde am 22. März 2004 durch einen Raketenangriff von einem Hubschrauber aus getötet, als er eine Moschee in Gaza-Stadt verließ. Israel hatte bereits 2003 versucht, ihn zu töten, als er sich im Haus eines Hamas-Mitglieds in Gaza-Stadt aufhielt.

Sein Tod löste in den Palästinenser-Gebieten und der gesamten muslimischen Welt Proteste und Kritik aus. Er zog eine erhebliche Eskalation des israelisch-palästinensischen Konflikts nach sich und zeigte die Spannungen sowie die enormen Schwierigkeiten bei der Schaffung von Frieden in der Region.

Abdel-Asis al-Rantissi

 Abdel-Asis Al-Rantissi.  Abdel-Asis Al-Rantissi.

Folgte Jassin nach, lebte dann aber nicht mehr lange: Abdel-Asis Al-Rantissi.

(Foto: REUTERS)

Am 17. April 2004 wurde der Hamas-Anführer Abdel-Asis Al-Rantissi bei einem Raketenangriff von einem israelischen Hubschrauber aus auf ein Auto in Gaza-Stadt getötet. Zwei Leibwächter kamen ebenfalls ums Leben. Die Hamas-Führung tauchte unter, und die Identität von Rantissis Nachfolger wurde geheim gehalten. Rantissi wurde getötet, kurz nachdem er nach der Ermordung von Scheich Ahmed Jassin die Führung der Hamas im Gazastreifen übernommen hatte.

Adnan Al-Ghul

Adnan Al-Ghul wird auch "Vater der Kassam-Rakete" genannt. Adnan Al-Ghul wird auch "Vater der Kassam-Rakete" genannt.

Adnan Al-Ghul wird auch "Vater der Kassam-Rakete" genannt.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Ghul galt als der Meister des Bombenbaus der Hamas. Er wurde am 21. Oktober 2004 bei einem israelischen Luftangriff auf Gaza-Stadt getötet. Ghul war die Nummer Zwei im militärischen Teil der Hamas, der Al-Kassam-Brigaden, und als "Vater der Kassam-Rakete" bekannt. Mit solchen improvisierten Raketen hat die Hamas häufig israelische Städte beschossen.

Nisar Rajjan

Als einer der radikalsten Geistlichen der Hamas war Nisar Rajjan eines der Top-Ziele Israels. Als einer der radikalsten Geistlichen der Hamas war Nisar Rajjan eines der Top-Ziele Israels.

Als einer der radikalsten Geistlichen der Hamas war Nisar Rajjan eines der Top-Ziele Israels.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Rajjan war ein Geistlicher, der weithin als einer der radikalsten politischen Anführer der Hamas ist. Er hatte zu neuen Selbstmordattentaten in Israel aufgerufen. Rajjan wurde bei einem Angriff im Flüchtlingslager Dschabalja am 1. Januar 2009 getötet. Wenige Tage später, am 15. Januar, wurde der Innenminister der Hamas, Said Sejjam, im Gazastreifen durch einen israelischen Luftangriff getötet. Sejjam war der Befehlshaber von 13.000 Polizisten und Sicherheitsleuten der Hamas. Sie hatte 2006 die Wahl im Gazastreifen gewonnen und nach kurzen Kämpfen mit der rivalisierenden Fatah ihre Macht in dem Küstengebiet gefestigt.

Saleh al-Aruri

Kurz nach Neujahr 2024 wurde Aruri in Beirut getötet. Kurz nach Neujahr 2024 wurde Aruri in Beirut getötet.

Kurz nach Neujahr 2024 wurde Aruri in Beirut getötet.

(Foto: picture alliance / abaca)

Der stellvertretende Hamas-Chef Aruri wurde bei einem israelischen Drohnenangriff auf Dahiyeh, einen Vorort im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut, am 2. Januar getötet. Aruri war auch der Gründer des militärischen Teils der Hamas, der Al-Kassam-Brigaden.

Die getöteten Anführer der Hisbollah

Hassan Nasrallah

Nasrallah spielte in der sogenannten Achse des Widerstandes eine wichtige Rolle. Nasrallah spielte in der sogenannten Achse des Widerstandes eine wichtige Rolle.

Nasrallah spielte in der sogenannten Achse des Widerstandes eine wichtige Rolle.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Am 28. September teilte die Hisbollah mit, Hassan Nasrallah sei getötet worden. Die vom Iran gegründete und unterstützte Organisation bestätigte damit den Tod ihres seit 1992 amtierenden Anführers. Das israelische Militär hatte erklärt, Nasrallah sei am 27. September bei einem Luftangriff auf Beirut "eliminiert" worden. Sein Tod ist ein verheerender Schlag für die Hisbollah, die immer massiveren Luftangriffen und seit der Nacht zum 1. Oktober auch einer Bodenoffensive Israels ausgesetzt ist. Nasrallah spielte auch in der vom Iran geführten sogenannten Achse des Widerstands eine wichtige Rolle. Ihr gehören neben der Hisbollah auch die Hamas, die Huthi-Rebellen im Jemen sowie militante Gruppen im Irak und in Syrien an.

Ibrahim Kubaissi

Kubaissi war Raketenchef der Hibsollah. Kubaissi war Raketenchef der Hibsollah.

Kubaissi war Raketenchef der Hibsollah.

(Foto: picture alliance / Xinhua News Agency)

Bei einem israelischen Luftangriff auf die südlichen Vororte von Beirut am 24. September wurde Sicherheitskreisen zufolge Ibrahim Kubaissi getötet. Er war ein Kommandeur und eine Führungsfigur in der Raketendivision der Hisbollah.

Ibrahim Akil

Akil zählte zum obersten Militärgremium der Hisbollah. Akil zählte zum obersten Militärgremium der Hisbollah.

Akil zählte zum obersten Militärgremium der Hisbollah.

(Foto: picture alliance/dpa/Hezbollah Military Media via AP)

Der Operationskommandeur der Hisbollah, Ibrahim Akil, wurde am 20. September bei einem israelischen Angriff in einem südlichen Vorort von Beirut getötet. Er gehörte dem obersten Militärgremium der Hisbollah an. Akil, der auch die Decknamen Tahsin und Abdelkader verwendet hat, war Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah, des Dschihad-Rats. Die USA werfen ihm eine Beteiligung an den Lkw-Bombenanschlägen auf die US-Botschaft in Beirut im April 1983 vor, bei denen 63 Menschen ums Leben kamen. Sechs Monate später starben bei dem Anschlag auf eine Kaserne der US-Marines 241 Menschen.

Ahmed Wahbi

Wahbi befehligte mehrere Spezialeinheiten. Wahbi befehligte mehrere Spezialeinheiten.

Wahbi befehligte mehrere Spezialeinheiten.

Der ranghohe Kommandant Wahbi leitete bis Anfang 2024 den Einsatz der Radwan-Spezialeinheiten im Gaza-Krieg. Er wurde wie Akil am 20. September getötet.

Fuad Schukr

Laut Israel fungierte Schukr als Nasrallahs rechte Hand. Laut Israel fungierte Schukr als Nasrallahs rechte Hand.

Laut Israel fungierte Schukr als Nasrallahs rechte Hand.

(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Bei einem israelischen Angriff auf die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt am 30. Juli wurde der oberste Kommandant der Hisbollah, Fuad Schukr, getötet. Das israelische Militär bezeichnete ihn als rechte Hand des Hisbollah-Chefs Nasrallah. Schukr war einer der führenden Militärs der Hisbollah, seit diese vor mehr als vier Jahrzehnten von der iranischen Revolutionsgarde gegründet wurde.

Mohammed Nasser

Nasser kam bei einem israelischen Luftangriff ums Leben. Nasser kam bei einem israelischen Luftangriff ums Leben.

Nasser kam bei einem israelischen Luftangriff ums Leben.

(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)

Der ranghohe Befehlshaber der Hisbollah, Mohammed Nasser, wurde am 3. Juli bei einem israelischen Luftangriff getötet. Israel zufolge führte er eine Einheit, die für den Beschuss Israels aus dem Südwesten des Libanon verantwortlich war.

Taleb Abdallah

Die Hisbollah reagierte auf Abdallahs Tod mit Raketenbeschuss. Die Hisbollah reagierte auf Abdallahs Tod mit Raketenbeschuss.

Die Hisbollah reagierte auf Abdallahs Tod mit Raketenbeschuss.

(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)

Der ranghohe Feldkommandeur der Hisbollah wurde am 12. Juni bei einem Angriff getötet, zu dem sich Israel bekannte und bei dem ein Kommando- und Kontrollzentrum im Südlibanon getroffen worden sein soll. Sicherheitskreisen im Libanon zufolge war er Kommandeur der Hisbollah für die zentrale Region des südlichen Grenzstreifens und hatte den gleichen Rang wie Befehlshaber Nasser. Die Hisbollah reagierte auf seine Tötung mit Raketenbeschuss Israels.

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